Apple Airpods im Test: Echte kabellose Kopfhörer mit hohem Spaßpotential im Apple-Kosmos

Marcel Am 28.06.2017 veröffentlicht Lesezeit etwa 7:56 Minuten

Mit seinen iPhone 7 und iPhone 7 Plus hat Apple im letzten Jahr für einen mittelgroßen Aufschrei gesorgt, denn die Smartphones kommen bekanntlich ohne Klinkenstecker für Kopfhörer aus. Kabelgebundene Kopfhörer lassen sich nur noch mittels Lightning-Anschluss nutzen, aber Apple hat die passende Lösung natürlich direkt mitgeliefert: die kabellosen AirPods. Und kabellos ist in diesem Falle wirklich kabellos, denn selbst auf das häufig zum Einsatz kommende Verbindungskabel verzichtet Apple. Stattdessen gab es viel Hohn für das Design der Kopfhörer und ebenso viel Kritik am Preis. Ich war lange Zeit mit meinen Teufel MOVE BT unterwegs, irgendwann nervte mich das Kabel aber derart, dass ich dennoch beschloss, mir die Apple AirPods einmal genauer anzuschauen. Also dann: legen wir doch einfach mal los.

Die AirPods ausgepackt

Bei den AirPods handelt es sich um klassische In-Ear-Kopfhörern, genauer gesagt EarBuds. Kurze Eckdaten? Oder noch anders ausgedrückt: Die Kopfhörer sind nahezu identisch zu ihrem kabelgebundenen Pendant und sehen eben so aus, als hätte man die einfachen EarPods genommen und kurzerhand das Kabel abgeschnitten. Dies sorgte bei der Vorstellung für viel Kritik, Stichwort Zahnbürstenaufsätze. Passend dazu gab es dann auch skurril wirkende Gesicht-Kopfhörer-Bilder, wobei die entsprechende Seiten Kopfformen, Gesichter und Gesichtsausdrücke gesucht haben, um den Effekt zu erzielen. Denn was soll man sagen? Natürlich kann man in dem Design der AirPods besagte Zahnbürstenaufsätze erkennen, letztlich sehen sie aber genauso aus wie die EarPods, nur dass man bei denen noch das Kabel im Gesicht herumhängen hat.

Apple bietet seit jeher eine Standard-Größe, die sich nicht über Gummiaufsätze anpassen lässt. Und ja: Wird sicherlich einige stören, ich für meinen Teil war immer ein Fan der EarPods. Ich war nie ein großer Fan von On- oder Over-Ears, sondern habe grundsätzlich In-Ears bevorzugt. Während viele In-Ears aber schnell ungemütlich werden (entweder aufgrund des Drucks oder des kleinen Vacuums der Gummiaufsätze), hatte ich mit den Apple Kopfhörern nie Probleme. Sie passten halt einfach und waren auch über Stunden nicht sonderlich unbequem. Muss man eben für sich herausfinden, es gibt ja einige, bei denen die Kopfhörer gar nicht erst ins Ohr passen.

Aus diesem Grunde ist für mich auch die Angst vor einem Verlust der AirPods unbegründet, denn in keiner Situation kam ich in die Verlegenheit, einen der beiden Kopfhörer aus dem Ohr zu verlieren. Dürfte auch daran liegen, dass diese eben durch das „Stäbchen“ zusätzlichen Halt gewinnen. Dennoch sind die Apple AirPods sicherlich weniger Sporttauglich, denn bei schnellen und ruckartigen Bewegungen (wie zum Beispiel beim Joggen oder irgendwelchen Tanz-Sportarten) rutschen sie nach und nach heraus. In dem Falle muss man den Sitz eben dauerhaft korrigieren, was auf Dauer nervig sein kann. Im Alltag hatte ich diese Probleme allerdings nicht.

Das Ladecase als Akkupack

Neben den AirPods und einem Lightning-USB-Kabel zum Aufladen gibt es auch noch eine kleine Apple-typische weiße Schatulle dazu. Hat in etwa die Größe einer Streichholzschachtel, ist aber etwas dicker. Dieses Case dient zum einen der Aufbewahrung der AirPods, zum anderen aber auch zum Laden derselbigen. Das Case ist mit mehreren Magneten versehen: Schiebt man die Ohrstöpsel ins Case, schnappen magnetisch ein und werden auf diese Weise korrekt positioniert und sicher im Case gehalten – auch kopfüber.

Einmal aufgeladen soll das Lade-Case eure AirPods rund 24 Stunden lang mit Strom versorgen, die AirPods selbst haben laut Apple eine Akkulaufzeit von rund fünf Stunden. Kommt natürlich immer darauf an, auf welcher Lautstärke man hört und wie man sie nutzt, im Großen und Ganzen passen die Angaben aber. Toll: Bereits eine Ladezeit von 15 Minuten im Lade-Case reichen aus, um die Ohrstöpsel danach wieder gute drei Stunden nutzen zu können.

Koppeln und Verbindung

Ein kleiner AHA-Effekt ist das Pairing der Kopfhörer mit einem Apple-Device, allen voran natürlich das iPhone. Bereits nach dem Auspacken und dem ersten Öffnen des Lade-Case zeigte das iPhone eine Meldung an, über die sich die Kopfhörer direkt mit dem Gerät verbinden ließen. Einfacher geht es nicht, auch dank des von Apple verbauten W1 Chip. Auch im Anschluss daran ist das Pairing einfach easy: Sobald ich die Kopfhörer aus dem Case nehme und in meine Ohren setze, steht die Verbindung. Andersherum wird diese auch wieder gelöst, sobald ich die Ohrstöpsel ins Lade-Case verfrachte.

Natürlich hat Apple hier einen Vorteil gegenüber anderen Herstellern, da man eben im eigenen Ökosystem herstellt. Eine weitere praktische Sache: Via iCloud wird die Bluetooth-Verbindung auch anderen Apple-Geräten zugänglich gemacht, die AirPods lassen sich so in Sekundenbruchteilen auch problemlos mit iPads, MacBooks, iMacs und Co. nutzen. Android? Jau, auch mit Nicht-Apple-Geräten lassen sich die AirPods wie gewöhnliche Bluetooth-Kopfhörer nutzen. In diesem Falle stehen aber diverse smarte Funktionen nicht zur Verfügung und auch die Akkulaufzeit kann in diesem Falle geringer ausfallen. Butter bei de Fische: AirPods nutzt man wohl nur, wenn man auch ein iPhone besitzt.

Bedienelemente: Gesten und Siri

Der Einsatz der AirPods ist wie erwähnt Klasse: Ohrstöpsel herausnehmen, ins Ohr setzen, schon kann es losgehen. Die Bedienung der Kopfhörer selbst geschieht mittels Gesten. Oder besser gesagt: einer Geste, genauer gesagt einem Doppeltipp. Dabei ist es egal, ob ihr doppelt auf den linken oder rechten Kopfhörer tippt, standardmäßig aktiviert sich in diesem Falle immer Siri. Und über Siri könnt ihr dann Songs überspringen, die Lautstärke erhöhen und was man halt so von Siri kennt. Wird so ein großes Ding, dass es jeder in der Bahn und sonst wo bald seine Wiedergabe über Sprache steuern wird. Nicht. Mal ehrlich: Wer brabbelt an öffentlichen Orten mit Siri und Co.? Richtig: niemand.

Stand jetzt lässt sich in den Einstellungen der Kopfhörer lediglich festlegen, was bei einem Doppeltipp passieren soll, wobei man nur zwei Optionen zur Auswahl hat: Siri zu aktivieren oder die Wiedergabe zu pausieren beziehungsweise zu starten. Erst mit iOS 11 im Herbst führt Apple auch Optionen ein, den Songs beispielsweise zu überspringen und auch unterschiedliche Aktionen für links und rechts gibt es. Damit lässt sich für mich persönlich leben, auch wenn ich mir eine Wischgeste für eine Änderung der Lautstärke gewünscht hätte. So ist man immer auf die Seitentasten des iPhone angewiesen, wird sich auch mit iOS 11 nicht ändern. Ein Kompromiss.

Ganz nett ist die automatische Ohrerkennung, die sich ebenfalls in den Einstellungen deaktivieren lässt: Nimmt an einen der AirPods aus dem Ohr, wird die Wiedergabe pausiert. Ein Feature, dass ich zu schätzen gelernt habe, denn so kann man an der Kasse oder im Zug flott einen Ohrstöpsel herausnehmen und sprachlich mit seinem gegenüber kommunizieren. Ehrlich: Es gibt nichts schlimmeres als Leute, die an der Supermarktkasse, beim Bäcker oder sonst wo die Kopfhörer auf haben – und am besten noch der Musik lauschen. Unhöflich^10. Im Falle der AirPods kann man eben einen Stecker herausnehmen und auch die Musik wird in dem Falle pausiert. Gefällt.

Klang der AirPods

Wohl noch vor der Passform der subjektivste Punkt. Jeder hört andere Musik, jeder bevorzugt eine andere Ausrichtung. Die Apple EarPods gehörten zu keinem Zeitpunkt zu den Spitzenmodellen auf dem Markt, dennoch sind sie klanglich eben das, was man als Grundsolide bezeichnen würde. Es gibt keine großen Ausreißer nach oben oder unten, die Apple Kopfhörer liefern bei eigentlich jedem Genre eine gute Leistung. Die Höhen und Mitten werden sauber wiedergegeben, lediglich beim Bass gibt es bei entsprechender Musikauswahl ein paar Schwächen. Wobei diese nichtmal zwangsläufig von den Kophörern selbst herrühren – sie sitzen aber eben nicht so fest und verschlossen wie In-Ear-Kopfhöhrer mit angepassten Silikonaufsätzen. Dennoch ist der Bass ok.

Dass die Kopfhörer den Ohrkanal nicht 100%tig verschließen führt natürlich auch dazu, dass ihr nicht zu 100% von eurer Umgebung abgeschirmt seid. Gilt in beide Richtungen: Bei niedrigen Lautstärken gelangen Umweltgeräusche zu euch durch, bei hohen Lautstärken (die absolut in Ordnung gehen) haben auch eure Mitmenschen etwas von eurer Beschallung. Lässt sich meiner Meinung nach aber mit leben, ich höre inzwischen nur noch gerade so laut, dass ich Umgebungsgeräusche nicht mehr wahrnehme. Die Zeiten, in denen ich den iPod classic noch entsperrt habe sind ein paar Jahre vorbei.

hr wollt mit den AirPods telefonieren? Klar, kein Problem, denn auch die kabellosen Ohrstecker besitzen Mikrofone. Die Qualität war ausreichend, dass euer Gegenüber euch einwandfrei verstehen kann, auch in etwas lauteren Umgebungen. Um alles etwas abzukürzen: Hört euch bei Interesse einmal die kabelgebundenen EarPods an. Rein klanglich unterschieden sich beide Modelle (EarPods und AirPods) nicht voneinander – kann man sicherlich als Lob für die kabellosen AirPods verstehen. Für audiophile Nutzer sind beide Kopfhörer nichts, für solche dürften aber grundsätzlich keine Bluetooth-Kopfhörer in Frage kommen, ein Preis von unter 200 Euro ebenso wenig. Ansprüche sind unterschiedlich.

Ein subjektives Fazit

Die AirPods dürften fast das kleinste Apple-Gadget sein, die aber für vergleichsweise großes Aufsehen gesorgt haben. Über das Design der Kopfhörer lässt sich streiten. Im Grunde sind Kopfhörer immer ein Kompromiss: Entweder lebt man damit, dass man die Stäbchen an den Ohren hat, Kabel im Gesicht, dicke Knöpfe aus den Ohren herausstehen oder dass man sich zwei dicke Ballermänner über den Kopf spannt. Ja, optisch empfinde ich die AirPods als harmlos. Die Stäbchen gibt es, dafür aber fallen die Ohrstecker vergleichsweise klein aus – bei anderen kabellosen oder „halb kabellosen“ Kopfhörern wie die Teufel MOVE BT fällt das Ohrteil deutlich größer und ebenso auffällig aus.

Ich empfinde es jedenfalls als bequem, gar kein Kabel mehr zu besitzen. Gerade nach der Vorstellung der AirPods gab es diverse „Die 10 besten Alternativen zu den AirPods“, in denen vermeintlich kabellose Kopfhörer vorgestellt wurden. Aber ehrlich: zu 99 Prozent Bullshit. Auch die Teufel MOVE BT besitzen ein Kabel, On- oder Over-Ear-Kopfhörer fallen auch nicht in meine Definition von „kabellos“. Dennoch gibt es natürlich Alternativen wie Bragi Dash, Samsung Gear IconX und Konsorten. Diese fallen aber um einiges größer aus, haben ebenso Schwachpunkte und sind preislich höher oder zumindest gleichwertig angesiedelt wie die AirPods.

In den AirPods und anderen kabellosen Modellen steckt trotz allem viel Technik auf kleinstem Raum – das kostet. Aber nicht nur aufgrund des verbannten Kabels machen die AirPods einfach nur Spaß, auch aufgrund des W1 Chips und der völlig unproblematischen und schnellen Verbindung. Kopfhörer heraus, Kopfhörer ins Ohr, Musik ab. Umgekehrt das gleiche Bild. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Wiedergabesteuerung zwar suboptimal, spätestens mit iOS 11 tut sich aber was. (Tipp: Einmal kurz mit einem Device mit der iOS 11 Beta verbinden und einrichten, die Gesten bleiben erhalten). Lediglich die fehlende Lautstärkesteuerung wäre dann noch ein Kritikpunkt oder zumindest Potential für eine zweite Generation.

Gibt es von mir eine Kaufempfehlung? Ja, definitiv, wenn auch nur für Apple-Nutzer, denn erst im Apple-Ökosystem können die AirPods ihre gesamten Stärken ausspielen. Wie bereits gesagt sind die 180 Euro mit Blick auf echte Alternativen im Rahmen, wer wirklich kabellos unterwegs sein möchte, der kommt nicht unter 200 Euro weg. Plot-Twist: Die erste Generation der AirPods wurde im September 2016 vorgestellt, bis zum nächsten September sind es noch rund drei Monate. Ob sich der Kauf noch lohnt oder ob man doch eher auf eine zweite Generation warten sollte? Tja, keine Ahnung. Vom Gefühl her glaube ich aber nicht, dass Apple in den nächsten Monaten eine zweite Generation präsentiert – ich glaube eher an 2018.

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