Carlinkit ausprobiert: Wireless CarPlay per USB-Adapter nachrüsten

Marcel Am 02.02.2020 veröffentlicht Lesezeit etwa 5:17 Minuten

Autohersteller bringen der Software auf ihren von Werk verbauten In-Car-Entertainment zwar immer mehr Wertschätzung entgegen, gegen CarPlay von Apple  (und auch Android Auto aus dem Hause Google) kommt aber bislang kaum eine Software an. Dies liegt nicht nur an der zumeist besseren Oberfläche, sondern vor allem auch daran, dass man mit verbundenem Smartphone natürlich seine gesamten Inhalte verfügbar hat. Bei Musik könnte man auf Bluetooth zurückgreifen, aber auch bei der Navigation und Nachrichten ist dies von Vorteil. Glücklicherweise bieten inzwischen immer mehr Hersteller CarPlay direkt ab Werk an und wer sich nicht extra ein neues Auto kaufen möchte, der findet einige CarPlay-Moniceiver von Pioneer, Sony und Co. – sofern man denn überhaupt umrüsten kann, ist ja bei halbwegs aktuellen Fahrzeugmodellen auch nicht mehr selbstverständlich.

Wer dann einige Zeit lang CarPlay genutzt hat, den wird sicherlich früher oder später der „Kabelzwang“ stören, gerade bei kurzen Strecken ist das Ein- und Ausstöpseln auf Dauer nervig. Leider sind Wireless CarPlay-Receiver noch immer recht rar, von den offiziellen Lösungen der Autoherstellern mal ganz zu schweigen. Seit einigen Monaten gibt es jedoch Abhilfe in Form eines USB-Dongles. Eigentlich eine ziemlich naheliegende Idee, die bislang nur unter zwei Namen verkauft wird: Carlinkit und CARPLAY2air. Von beiden Lösungen gibt es zwei Varianten, mit denen man Wireless CarPlay nachrüsten kann: Die jeweils günstigere erfordert einen Android-Moniceiver, die teurere setzt lediglich ein bereits installiertes Gerät mit Wired CarPlay voraus. Die letztgenannte Version des Carlinkit-Dongles (Modell CPC200-U2W) konnte ich in den letzten Wochen mal ein wenig ausprobieren.

Bei Carlinkit handelt es sich um eine kleine schwarze Box mit Abmessungen von etwa 6 x 4 x 2 Zentimetern und einem kurzen USB-Kabel, die einfach an den USB-Anschluss eures Moniceiver geklemmt wird – quasi als Ersatz zum iPhone-Kabel. Die Box selbst wirkt nicht sonderlich hochwertig, aber auch nicht extremst billig, eben eine Plastebox aus China. Die Einrichtung des Adapters ist demnach nicht schwieriger, als die Verbindung via Wired CarPlay: Adapter anstecken, Auto beziehungsweise das Radio einschalten, schon kann es losgehen. Nach ein paar Sekunden meldet sich die Box auf dem Display und fordert euch auf, euer iPhone mit via Bluetooth mit der Box zu verbinden. Nach Bestätigung der CarPlay-Nutzung auf dem iPhone wird selbiges dann automatisch mit dem eröffneten WiFi-Netzwerk des Adapters verbunden. Fertig ist der ganze Spaß.

In der ganzen Zeit hatte ich im Folgenden keine Probleme mit der automatischen Herstellung der Verbindung, funktioniert im übrigen auch mit mehreren iPhones. Dennoch der erste Wermutstropfen: Bis die Verbindung steht, vergehen gut und gerne schonmal 20-30 Sekunden. Hierbei muss man aber fairerweise ein paar Sekunden abziehen, denn auch kabelgebunden benötigt mein Pioneer SPH-DA130DAB etwa 10-15 Sekunden, bis das Radio gestartet und die CarPlay-Verbindung hergestellt ist. Ist die Verbindung mit dem Carlinkit-Adapter hergestellt, ließ sich CarPlay wie gewohnt nutzen: Musik wurde abgespielt, Navigation zeigte den Weg, Telefonate über die Freisprecheinrichtung funktionierten, ebenso sollen die Tasten von Multifunktionslenkräder unterstützt werden – da Smart jedoch für den 451 keines anbietet, kann ich dies leider nicht final bestätigen.

Neben der längeren Verbindungsdauer gibt es aber noch eine kleine Sache, die nicht unerwähnt bleiben sollte: die Latenz. Weniger bei der Audio- und Videoausgabe direkt, vielmehr gibt es eine Latenzzeit beim Betätigen einer virtuellen Schaltfläche auf dem Display. Läuft beispielsweise die Musikwiedergabe und ihr pausiert diese, wird die Aktion erst mit 1-2 Sekunden Verzögerung erledigt. Auch kabelgebundenen habe ich eine minimale Latenz, die 1-2 Sekunden sind im Vergleich dazu aber eine andere Hausnummer. Bei der Navigation hingegen funktionierte es so zuverlässig, wie Google oder Apple Maps eben sein können. Es scheint demnach rein eine Kommunikationslatenz zwischen Moniceiver, Carlinkit und dem iPhone zu sein, mangels offizieller Wireless CarPlay-Lösung kann ich aber auch nicht sagen, wie die Latenzzeit in diesem Falle aussieht.

Apropos offiziell: Carlinkit ist wenig überraschend kein offiziell durch Apple zertifiziertes CarPlay-Produkt. Entsprechend kann es mit zukünftigen iOS-Updates immer passieren, dass der Adapter (zumindest zwischenzeitlich) die Arbeit einstellt. Glücklicherweise lässt sich die Firmware des Adapters aktualisieren. Vormals war dies nur über einen USB-Stick und dem USB-Port an der Box (dieser reicht keine Verbindung oder Strom durch) möglich, seit der Firmwareversion 2.x klappt dies aber auch kabellos: bei verbundener Box die IP 192.168.50.2 im mobilen Safari aufrufen, schon seht ihr, ob es ein Update gibt und könnt dieses over the air auf den Adapter aufspielen. Überraschenderweise sind die Entwickler fleissig und bringen neben Optimierungen für bestimmte Automarken auch immer mal wieder allgemeine Performance- und Stabilitätsverbesserungen.

Ein Vorteil von CarPlay ist mit dieser Box natürlich hinfällig, denn im Gegensatz zur kabelgebundenen Lösung wird euer iPhone während der Fahrt nicht geladen. Klingt logisch und betrifft natürlich weniger den Adapter an sich, sondern Wireless CarPlay grundsätzlich. Nach etwas Beobachtung frisst die kabellose Nutzung etwa 5-10% Akkuleistung je Stunde; je nachdem, ob ihr lediglich Musik wiedergebt beziehungsweise streamen lasst oder zusätzlich auch eine Navigation nutzt. Geht für mich absolut Ordnung, diesen Punkt sehe ich weder bei der kabelgebundenen, noch bei der kabellosen Variante als Vor- oder Nachteil. Im Gegenteil ist es bei kürzeren Strecken deutlich angenehmer, bei längeren Fahrten über ein, zwei oder mehr Stunden wird das iPhone dann eben direkt an das Pioneer angeschlossen – oder ich verbaue noch irgendwo ein Qi-Ladepad.

Insgesamt betrachtet bin ich zufrieden. Die Wartezeit bis zur Herstellung der Verbindung könnte etwas flotter ablaufen und auch die angesprochene Latenz ist etwas nervig, man gewöhnt sich aber dran – und es gab zuletzt bereits Updates, die an der ein oder anderen Stellschraube drehten. Beides Dinge, die durch die kabellose Bequemlichkeit aufgewogen werden. Wirklich größerer Kritikpunkt ist der Preis, auf Amazon DE werden etwa 180 Euro veranschlagt. Achtung: Die Adapter für um 100 laufen nur mit Android-Moniceivern und das ist wirklich Frickelei. In den eingängigen China-Shops gibt es die Box zwar ein paar Euro günstiger, damit verzichtet ihr aber auf eine einfache Rückgabemöglichkeit: Denn nur, weil euer verbautes Radio CarPlay von Werk aus unterstützt, muss der Carlinkit-Adapter nicht auch laufen. Im Zweifel muss man ausprobieren…

Update: Version 2.0 (2020) mit USB-C

Kleines Update, denn kurz nach Veröffentlichung des Artikels bin ich auf eine neue Version 2.0 des Carlinkit-Adapters gestoßen. Diese besitzt einen anderen Formfaktor (und nervige Hochglanz-Optik in wahlweise Schwarz oder Weiß) mit Abmessungen von etwa 4,6 x 1,2 x 8 Zentimetern, ein bei Bedarf austauschbares USB-Kabel mit USB-C-Stecker und das integrierte WiFi funkt nun im 5,8 GHz. Dank USB-C und das 5,8 GHz WiFi soll die Geschwindigkeit um 30 Prozent gesteigert worden sein, außerdem soll die Version 2.0 stabiler und mit 98% der CarPlay-Installationen zusammen arbeiten. Der Vorteil von USB-C kann natürlich nur ausgespielt werden, wenn das Radio ebenfalls auf den neuen Standard setzt, anderenfalls stellt dieses logischerweise den Flaschenhals dar.

In meinem Test konnte ich feststellen, dass die Verbindung tatsächlich etwas flotter aufgebaut ist und die Latenz einen Tick geringer ausfällt. Aber die 30% sind wohl optimistisch, gefühlt liegen keine Welten dazwischen. Was in meinen Augen aber für die neuere Version spricht: Neben dem USB-C-Stecker zur Verbindung mit dem Autoradio besitzt auch die Version 2.0 einen üblichen USB-A-Stecker. Im Gegensatz zur ersten Version des Carlinkit-Adapters lässt sich an diesen ein iPhone anschließen, welches dann auch geladen wird – außerdem wird auch das kabelgebundene CarPlay auf diese Weise durchgeschleift. Auf diese Weise kann der Adapter auch unsichtbar hinter dem Radio verbaut werden, sodass man keinen USB-Anschluss dauerhaft blockiert. Auch der Preis spricht für die Version 2.0, denn dieser ist auf Amazon ein paar Euros günstiger, im offiziellen Store auf AliExpress gibt es diesen sogar je nach Angebot für um die 100 Euro.

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