Das LG G Flex ist nun wahrlich keine absolute Neuheit auf dem Markt der Smartphones Phablets, auch wenn es hierzulande erst seit etwa Anfang Februar erhältlich ist. Dennoch besitzt das Gerät dank des gebogenen Gehäuses samt entsprechendem Display und Akku ein Alleinstellungsmerkmal, welches bislang in dieser Art nur Samsung mit dem Galaxy Round präsentiert hat – noch dazu besitzt das G Flex auch ein von LG „Wolverine-Effekt“ benanntes Feature, welches kleinere Kratzer auf der Rückseite selbstständig „heilen“ lassen kann. In den letzten Wochen konnte ich mir das Gerät nun einmal etwas genauer anschauen und herausfinden, in wie weit das gebogene Display nun wirklich einen Mehrwert darstellt oder ob das G Flex im Grunde nicht mehr als eine Tech-Demo ist. Nachfolgend also einmal meine Zeilen zum LG G Flex.
Die nackten technischen Daten
Fangen wir doch wie gewohnt einmal mit den nackten technischen Daten an, auch wenn diese hier gar nicht den Schwerpunkt stellen sollen – Hauptaugenmerk möchte ich an dieser Stelle eben auf Display, Form und den „Wolverine-Effekt“ richten. Dennoch der Übersicht wegen:
- Display: 6 Zoll (15,24 cm) Curved POLED-Display mit 1280 x 720 Pixel (HD, etwa 245 ppi)
- CPU: Qualcomm Snapdragon 800 Quad-Core-CPU mit 2,3 Ghz
- Arbeitsspeicher: 2 GB RAM
- Interner Speicher: 32 GB, nicht erweiterbar
- Hauptkamera: 13 Megapixel, 8fach digital Zoom, Videos mit 1080p und 30 fps, Autofokus, Makromodus, Bildstabilisator
- Frontkamera: 2,1 Megapixel
- Konnektivität: LTE, UMTS, GSM, WiFi 802.11 a/b/g/n, WiFi Direct, Bluetooth 4.0 LE, GPS, DNLA, Miracast, NFC
- Sensoren: Beschleunigungssensor, Gyroskop, Helligkeitssensor, Kompass, Umgebungslichtsensor
- Farben: Titan/Silber
- Akku: Li-Ion Akku mit 3.500 mAh
- Anschlüsse: 3,5mm Klinkenanschluss, MicroUSB
- Sonstiges: Notification LED (Vorder- und Rückseite), KnockOn, UKW-Radio, „Wolverine-Effekt“, flexibel
- Abmessungen: 160,5 x 81,6 x 8,7 Millimeter
- Gewicht: 177 Gramm
Lieferumfang
Der Lieferumfang könnte eigentlich gar nicht typischer ausfallen. So finden wir neben dem eigentlichem Gerät noch ein USB- und Ladekabel samt dazugehörigem Netzstecker, den Öffner für den MicroSIM-Steckplatz, Kopfhörer und das übliche Beschreibungsgedudel vor. Nicht mehr und nicht weniger als nötig – kennt man ja, lediglich Motorola hat hier beim Moto G eine Ausnahme gemacht und noch weniger in die Verpackung gesteckt, hier fehlt bekanntlich der Netzstecker.
Erscheinungsbild & Haptik
Kommen wir nun einmal direkt zum wichtigsten Punkt des G Flex, der äußeren Hülle samt Haptik – immerhin dürfte die Form DAS Alleinstellungsmerkmal darstellen. Wenngleich aktuelle Smartphones immer größer werden, so sind die 6 Zoll des Flex natürlich für ein Smartphone (ich hasse den Begriff „Phablets“, daher bleibe ich bei dem Begriff „Smartphone“) eine Hausnummer, dennoch wirkt das Gerät mit seinen 160,5 x 81,6 x 8,7 Millimeter dennoch recht schlank. Der dünne Display-Rahmen spielt hier eben seine Stärke aus, kennt man bereits vom LG G2. In meinen Augen wäre die Größe viel zu groß, anderen kommt die Größe jedoch entgegen, ist halt reine Geschmacksache. Die Vorderseite sieht dennoch ganz schick aus, was aber wohl auch daran liegt, dass man hier bis auf’s Display, Lautsprecher, Frontkamera und dem LG-Branding keine weiteren Elemente vorfindet.
Bei der Rückseite bedient sich LG mal wieder am Kunststoffvorrat und verwendet wie auch beim G2 ein glänzendes, glattes Material. Sieht frisch gewischt ganz schick aus, fühlt sich aber eben nicht so wertig an wie Smartphones aus Aluminium oder Glas und zieht noch dazu Fingerabdrücke an wie Scheiße Fliegen. Schön ist sicherlich anders, auch wenn die Rückseite natürlich ebenfalls im Fokus liegt und ihre Vorteile besitzt.
Ebenfalls auf der Rückseite finden wir zentriert die Hauptkamera des Flex samt den darunter liegenden und von LG bekannten „Rear-Keys“ vor, links und rechts positionieren sich dann eine Notification-LED und der LED-Blitz für die Kamera. Zu den Rear-Keys habe ich mich zum G2 ja bereits ausgelassen, für mich persönlich sind diese eine tolle Sache, da diese bei meinen Händen immer richtig positioniert sind und man somit nicht umgreifen muss, wenn man zum Beispiel die Lautstärke verändern möchte.
Warum ist die Banane krum?
Im Grunde handelt es sich optisch bei dem G Flex um ein etwas vergrößertes G2, welches noch dazu mit einer visuell recht starken Krümmung daherkommt und aufgrund dieser nicht völlig Plan auf dem Tisch aufliegt. Möchte man nun einmal kurz das Display einschalten und etwas nachschauen während das Gerät auf dem Tisch aufliegt (was dank KnockOn ja möglich ist, ohne das Gerät in die Hand nehmen zu müssen) kann das ganze durchaus etwas wackelig werden. Während der Bedienung wirkt die Krümmung weniger stark als dass es der visuelle Eindruck vermittelt, LG hat natürlich im Vorfeld schon einmal ein paar Punkte aufgelistet, welchen Vorteil die gebogene Bananen-Form besitzt.
So soll zum Beispiel die Sprachqualität während Telefonaten verbessert werden, weil sich die gebogene Form wesentlich besser an die Gesichtsform anpasst und das Mikrofon demzufolge näher am Mund liegt. Mag sein – allerdings habe ich in Sachen Telefonie bisher noch keine Graupe unter den Smartphones finden können oder ich bin einfach nur nicht feinfühlig genug um die Unterschiede feststellen zu können. Ein anderer Vorteil passt da schon eher: So ist das G Flex vielen Nutzern zu groß, um es in die vordere Hosentasche packen zu können, weswegen viele auf die Gesäßtasche zurückgreifen – und hier passt sich die Form des Flex ebenfalls besser an die Körperformen an, dass man sich auch gleich auf das Smartphone setzen kann. Problem dabei: Kann man zwar (siehe unten), allerdings sitzt man dann häufig auf dem Powerbutton, sodass sich das Gerät munter aus- und einschaltet.
Den größte Vorteil spielte das gebogene Display jedoch in Sachen Filmen ab. Diese „wirkten“ wesentlich stärker als auf anderen Geräten, was natürlich auch an der enormen Displaygröße liegt. Dennoch bringt die gebogene Form den Sichtbereich natürlich etwas enger zusammen und sorgt für einen einigermaßen gleichmäßigen Abstand zu allen Bildbereichen, wodurch es das Auge leichter hat, die Bewegtbilder zu erfassen. Wieso auch immer: Filme schauen machte jedenfalls ordentlich Laune.
Die Wolverine-Oberfläche
Wie gesagt: Die Rückseite des G Flex wirkt alles andere als hochwertig, der glatte, glänzende Kunststoff ist eben mehr als Geschmacksache, mir gefällt es absolut nicht und war schon einer der Hauptkritikpunkte am G2. Im Falle des Flex ist dies zwar genauso, allerdings bietet die recht billig wirkende Rückseite eine echte Innovation auf dem Smartphone-Markt. Dank der „Wolverine Back“ genannten Oberfläche soll das Gerät bis zu 0,75 Millimeter tiefe Kratzer von selbst heilen können. Das Material reagiert dabei auf Wärme, je Wärmer das Gerät, desto schneller heilen die Kratzer ab. Laut LG verheilt ein 0,75 Millimeter tiefer Kratzer bei 28 Grad innerhalb von fünf Minuten. Erreicht man diese Temperatur durch Nutzung nicht, kann man das Material auch einfach warm reiben. Und ja: Funktioniert tatsächlich und feinere Kratzer verschwinden in recht kurzer Zeit wieder. Hilft natürlich nicht gegen tiefe Furchen von Messer, Schraubenzieher und Co., alltägliche Kratzer die man sich aber zum Beispiel dadurch einfängt, dass Schlüsselbund und Smartphone in der gleichen Tasche lagen, verschwinden allerdings wieder. Tolle Sache.
Flex = Flexibel?
Das G Flex besitzt nicht nur ein gebogenes Display, auch der Akku ist an die Form angepasst. Mehr noch: Display und Akku sind wie auch das Case an sich flexibel. So lässt sich das Gerät mit etwas stärkerem Druck Plan auf den Tisch aufdrücken, laut LG hält es einen Druck von bis zu 82 Kilogramm stand ohne Schaden zu nehmen. Da kommt natürlich wieder der von LG genannte Vorteil des Transports in der Gesäßtasche ins Spiel: Möchte man sich mit dem Gerät in der Tasche setzen, muss man es nicht vorher erst aus der Tasche nehmen, sondern kann sich einfach draufsetzen. Ebenso dürften durch das flexible Material auch Sprünge durch Stürze seltener werden, da so einiges an Kraft aufgefangen und abgeleitet wird.
Das Display: Gut, aber nicht gut genug
Vergleicht man die Form einmal mit einer schönen Banane, wirkt das Display wie eine alte Gurke. Um die Biegsamkeit in das Gerät zu bringen, musste LG hier natürlich auf die bisherigen Glas-Displays verzichten und setzt stattdessen auf ein P-OLED (Plastic-OLED). Dieses bietet zwar eine für LG-Displays typische gute Farbgestaltung, Helligkeit, Blickwinkelstabilität und saubere Bedienung, andererseits löst das Display allerdings auch mit 1280 x 720 Pixeln auf und bietet dementsprechend „nur“ 244 ppi. Auf dem Papier mag dieser Wert für ein Gerät in dieser Größenordnung gering erscheinen, letztlich kann ich jedenfalls nicht behaupten, dass Bilder und Schriften unscharf oder ausgefranst daherkommen. Lediglich bei einfarbigen Flächen oder kleineren Schriften kann man bei genauerem Hinsehen einen Unterschied zu einem Full-HD-Display erkennen, hierbei wirkt die Darstellung etwas „grieselig“ – für Filme wäre Full-HD sicherlich ebenfalls eine tolle Sache gewesen.
Zwar muss man schon teils ein wenig genauer Hinschauen um die Schwachstellen des Displays zu entdecken, die Auflösung passt aber nicht in das ansonsten so mit High-Tech vollgestopftem Gerät. Ein weiterer Nachteil liegt eben auch in der Natur der Sache: Mir ist das Gerät und das Display einfach zu groß. Eine Einhandbedienung ist somit nicht so ohne weiteres möglich, zumindest wenn man das Gerät mit in der Hand Umschieben und auf dem Handballen balancieren möchte. Aber wie gesagt: Ist Geschmacksache, für mich persönlich aber einfach nichts, ich möchte das komplette Gerät ohne großes Balancieren und Verschieben mit einer Hand nutzen können.
Großes Gerät, großer Akku?
Der Akku ist wie inzwischen fast typisch fest verbaut und bringt neben der Flexibilität auch 3.500 mAh mit – was selbst für ein Gerät in dieser Größenordnung durchaus ein starker Wert darstellt. Und so ist die Akkulaufzeit ebenfalls eine der Stärken des G Flex, denn wie auch das G2 läuft das Gerät, und läuft, und läuft und läuft. So hält der Akku locker einen Tag samt anschließenden Kneipenbesuchen durch, spielt man durchgängig YouTube-Videos ab, erreicht man ebenfalls locker die Marke von acht, neun Stunden. Zum Vergleich: Mein iPhone muss nach einem Arbeitstag gegen Abend dringend wieder an das Ladegerät, das Nexus 4 gibt währenddessen schon den Geist auf – das G Flex hingegen reicht bei mir locker für ein bis zwei Tage, meine Freundin kam sogar auf lockere zwei Tagen. Das Nutzerverhalten ist eben immer unterschiedlich, der Durchschnittsnutzer wird die zwei Tage oder mehr aber wohl durch die Bank erreichen. Lag das Gerät mit SIM-Karte und aktivem WLAN samt den typischen Benachrichtigungen ungenutzt herum, schaltete sich das Gerät erst nach knapp erreichten vier Tagen ab – hierbei verbraucht das Gerät pro Stunde in etwa 1 bis 2 Prozentpunkte. Absoluter Pluspunkt des G Flex.
Ach, es gibt ja auch eine Kamera
Ja, auch eine Kamera bietet das G Flex, diese schießt Fotos mit 13 Megapixeln und nimmt Videos in 4K Ultra High Definition auf, eine optische Bildstabilisation für sie zum Beispiel das G2 bietet, fehlt hier. Dementsprechend schießt das G Flex tagsüber und bei ausreichendem natürlichen Licht doch recht ordentliche Bilder, wenngleich diese kein Meisterwerk sind und sich weder sonderlich negativ noch positiv von der gängigen Masse abheben – dürfte für Facebook und Instagram mehr als ausreichend sein. Nachts sieht die Sache schon wieder etwas anders aus, hier lässt die Bildqualität schon recht deutlich nach, Spaß machen die Nachtaufnahmen (auch „dank“ des fehlenden Bildstabilisators) nicht wirklich.
Videos nimmt das G Flex in einer Auflösung von bis zu maximal 3840 x 2160 Pixeln (UHD) auf, eine dicke Nummer. Interessant ist hierbei vor allem die Tatsache, dass einige Modelle diese Möglichkeit erst mit Android 4.4 KitKat erhalten, das G Flex D955 diese Option aber bereits mit dem von Werk aus ausgeliefertem Android 4.2.2 bietet. Qualität der Videos? Ganz nett, wenngleich hier natürlich ebenfalls der OIS fehlt, wodurch es hier und da zu unschönen Wacklern kommen kann. Für kurze Videos des Abends aber sicherlich ausreichend.
Geschwindigkeit und die LG-UI
Die Arbeitsgeschwindigkeit des G Flex ist dank des verbauten Qualcomm Snapdragon 800 Quad-Core-CPU mit seinen 2,3 Ghz und den 2 GB RAM mehr als ausreichend, das System läuft richtig rund, auch die sonst von Android bekannten Mikro-Ruckler stören den Eindruck nicht – pure Power eben. Ich persönlich bin kein Freund von Benchmarkwerten, da hier viele Faktoren eine Rolle spielen, die Leistung des G Flex dürfte aber für die meisten über einen langen Zeitraum hinweg mehr als ausreichend sein.
Android 4.4 für das G Flex ist inzwischen ausgerollt worden und dürfte in den kommenden Wochen alle Nutzer des Gerätes erreichen, vorinstalliert ist hier jedoch Android 4.2.2 „Jelly Bean“. Etwas schade, aber für die meisten sicherlich nicht unbedingt dramatisch – dramatisch finde ich jedoch die Oberfläche, die LG über das eigentlich nackte Android geklatscht hat. Zwar gibt es diverse Funktionen, die die Einhandbedienung erleichtern sollen (das bekannte KnockOn zum Beispiel, aber auch Tastatur und Co. lässt sich auf eine Seite des Bildschirms verschieben), die UI ist aber in meinen Augen grauenhaft und schlichtweg irgendwie zwischen „hässlich“ und „geht gar nicht“ angesiedelt. Hierzu habe ich mich ja schon einmal bezüglich des G2 ausgelassen, daher an dieser Stelle nur einmal ein paar Screenshots der UI des Flex, welche eben identisch mit der des G2 ist.
Fazit: Nett, als Demo des machbaren
Das G Flex ist von der Leistung her sicherlich ein starkes Gerät, hier dürfte man nur wenig bis gar keine Unterschiede zu Smartphones aus der gleichen Preisklasse feststellen dürfen. Im Grunde handelt es sich bei dem G Flex um ein vergrößertes und gekrümmtes G2, welches bei mir in der Vergangenheit auf eine recht große Gegenliebe gestoßen ist. So konnten zum Beispiel die so genannten Rear-Keys (also die rückseitig angebrachten Tasten) ordentlich punkten, ebenso hat die „Wolverine Back“ genannte Oberfläche der Rückseite einen ordentlichen und positiven Eindruck hinterlassen – wäre diese nur nicht glänzend und aus einem recht billig wirkendem Kunststoff gefertigt. Der Akku ist genial, die Kamera für viele ausreichend, lediglich die Display-Auflösung hätte man noch etwas hochschrauben können, ist ohne Frage ein (wenn auch subjektiver) Kritikpunkt des G Flex, gleiches gilt auch für die teils überladene und unschöne UI aus dem Hause LG.
Die Form? Nett, aber für mich persönlich brachte sie keine besonderen Vorteile zu Tage. Und so ist das G Flex mit den derzeit angeschlagenem Straßenpreis von etwas unter 500 Euro sicherlich kein schlechtes Smartphone, es gibt aber Geräte, die für den Preis mehr bieten – dafür aber eben auch kein Fingerzeig in Richtung Zukunft sind, denn wenn wir mal ehrlich sind, ist das G Flex doch „nur“ eine kleine Tech-Demo des aktuell (für Massenproduktionen) machbaren.
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