Firefox OS auf dem Geeksphone Keon ausprobiert (Screenshots inside)

Marcel Am 30.06.2013 veröffentlicht Lesezeit etwa 3:24 Minuten

Vor fast gut zwei Jahren kündigte die Mozilla Corporation an, ein quelloffenes und rein auf offenen Webstandards Betriebssystem für Smartphones auf den Markt bringen zu wollen.  Der Name: Firefox OS, vormals auch Boot to Gecko oder Boot2Gecko genannt. Inzwischen sind wie gesagt einige Monate ins Land gezogen und mit dem Geeksphone Keon und Peak sind auch schon zwei Entwicklergeräte verfügbar. In den letzten Wochen hatte ich nun einmal Gelegenheit, mir das Geeksphone Keon beziehungsweise das Firefox OS einmal genauer anzuschauen – und, was soll ich sagen? I’m not amused.

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Auf das Keon möchte ich gar nicht zu weit eingehen, alleine von den Specs her dürfte es aber genau jene Hardware darstellen, auf die Mozilla sein Firefox OS verteilen möchte: Smartphones, welche im Low-End-Segment angesiedelt sind, bevorzugt in Brasilien, auch wenn man bereits diverse Hersteller und Provider in Europa als Partner gewinnen konnte. Beide Geeksphone-Modelle dienen aber eher als eine Art „Demo-Geräte“, damit Entwickler ihre Apps entwickeln und anpassen können.

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Schaut man sich einmal so das Firefox OS an, so findet man eigentlich alles bekannte vor: Einen Lockscreen mit Sperrcode, einen Homescreen mit den App-Icons, eine globale Suche, eine Benachrichtigungsleiste – es ist eigentlich nichts wirklich neu oder anders. Obwohl doch: Es basiert – wie erwähnt – fast gänzlich auf HTML, CSS und JavaScript. Der Vorteil: Apps sind nur wenige Kilobyte groß und sind eigentlich nichts anderes, als HTML5-Webapps. Letzteres ist vermutlich auch der Grund dafür, dass es so gut wie keinerlei Benachrichtigungen über Twitter-Aktivitäten oder ähnliches gibt.

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„Out of the Box“ bietet das System von Mozilla alle Apps, welche nötig sind um sicherlich schon den normalen Nutzer zufrieden zu stellen: Musik, Videos, Kalender, Uhr & Wecker, Galerie samt Bearbeitungsmöglichkeiten, ein UKW-Radio (sofern das Headset eine entsprechende Antenne vorweisen kann), eine Verbrauchsanzeige für WLAN und dem mobilen Datennetz, Firefox als Browser (logischerweise), eine App für die HERE Maps von Nokia und auch ein Importer für Google-Kontakte ist vorhanden.

firefoxos-homescreen

Doch hier fängt schon das erste Problem an: Kontakte lassen sich zwar von Google importieren, nicht jedoch mit diesen synchronisieren – heißt also: Einmal auf’s Smartphone gezogen, lassen sich Kontakte nur auf dem Smartphone verwalten. Das man das durchaus hätte anders lösen können zeigen die Kalender: Denn hier gibt es eine Möglichkeit, seine Kalender mit denen des Google Kalenders abzugleichen und beidseitig zu synchen.

firefoxos-kalender

Nun muss man dazu sagen, dass die installierte Version von Firefox OS natürlich noch keine finale Version ist, sondern lediglich in einer Prerelease-Version verfügbar ist (genauer gesagt 1.0.1.0-prerelease). Das Problem an der Sache: Firefox OS ist an allen Ecken und Kanten unfertig, so dass ich mich echt frage, wie Mozilla den angepeilten Marktstart von Mitte/Ende 2013 erreichen möchte. Was mir so aufgefallen ist:

  • Die Optik: Wirkt hier und da wie aus einer Anfängerfeder. Die „Zurück“- und „Schließen“-Button in der oberen Leiste der Apps sehen aus, als seien sie verrutscht. Des Öfteren überlagert die Tastatur Eingabefelder und lässt sich nicht „herunterschieben“ – auch Eingabefelder überlagern sich gerne einmal.
  • Homescreen? Neben den typischen Homescreens mit den App-Icons findet sich links von diesen auch noch ein Homescreen, welcher lediglich die Uhrzeit anzeigt. Sonst hat dieser keine Funktion und kann auch nicht mit App-Icons belegt werden. Unfertig oder gewollt? So macht dieser jedenfalls keinen Sinn.
  • Das „Popup“ bei einer Benachrichtigung macht bei einem Klick nichts, sie lässt sich allerdings auch nicht wegklicken und so ist man gezwungen, die 2-3 Sekunden auf das Verschwinden zu warten.
  • HERE Maps & GPS: Schön, wenn es an Board ist. Unschön, wenn die HERE Maps ewig zum laden brauchen und das GPS-Signal häufiger verloren geht, als ich meine Feuerzeuge verlege.
  • Kamera? Ist mit an Board, ist aber (auch nach dem fünften Werkszustand) immer wieder abgestürzt.
  • Kalender schön und gut, ich hätte dann aber gerne eine Information über anstehende Termine auf dem Homescreen und/oder eine Benachrichtigung. Beides nicht vorhanden.
  • Musik-App: Bei etwa 100 Songs bricht das Teil völlig zusammen und macht nichts mehr – nach etwa zwei Stunden, in denen ich dem Kreis beim „sich drehen“ zugeschaut habe, hatte ich keine Lust mehr
  • Landscape-Modus? Nope, auch nicht bei Videos oder Bildern.

Prinzipiell ist die Performance an allen Ecken und Kanten so unrund, dass die Nutzung auch abseits der Punkte oben nur bedingt Spaß macht. Ja, das Betriebssystem ist für Low-End-Smartphones gedacht, aber gerade das Geeksphone Keon ist ein solches. Und ja, es ist keine finale Version und die Sache mit der Kamera und dem GPS könnte auch am Keon liegen (wobei ich hier mal behaupten würde, dass Geeksphone die Hardware dafür hinbekommen sollte).

Aber alles in allem dürfte das System dennoch ein wenig runder laufen und ein wenig durchdachter sein. So wie es jetzt ist, ist Mozilla eigentlich noch weit davon entfernt, das System veröffentlichen zu können. Andererseits arbeitet man bei Mozilla sicherlich mit Hochdruck daran, das System auf Vordermann zu bringen, da bin ich dann doch recht optimistisch.

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