Xiaomi Redmi 4 Pro im Test: Der China-Geheimtipp für unter 200 Euro

Marcel Am 14.02.2017 veröffentlicht Lesezeit etwa 13:41 Minuten

Xiaomi ist bekannt dafür, hochwertige Hardware zu einem (eigentlich) günstigen Preis zu verkaufen. Ich habe schon so einige Xiaomi-Gadgets hier im Blog, mit Ausnahme des Pflanzensensors hat mich eigentlich kein Technik-Spielzeug enttäuscht, ganz im Gegenteil. Nun hatte ich einmal erstmalig die Gelegenheit, mir ein Smartphone von Xiaomi anschauen zu können – genauer gesagt hat mir GearBest das Redmi 4 Pro zur Verfügung gestellt. Nachdem man zuletzt ein wenig den Weg verlassen hat und sich vor allem Premium- und Design-Smartphones auf dem Markt gebracht hat, kehren die Chinesen mit dem Redmi 4 Pro nun wieder zu ihren Wurzeln zurück, nämlich sehr günstige Geräte mit einer recht ordentlichen Ausstattung zu bieten, bei deren Kalkulation die hierzulande bekannten Hersteller nur mit dem Kopf schütteln können. Aber kann das Xiaomi Redmi 4 Pro (aka Prime) auch im Test überzeugen oder sind dies nur Vorschusslorbeeren aus „besseren“ Zeiten?

Technische Daten

Beginnen wir zunächst mal ganz trocken mit den technischen Daten des Xiaomi Redmi 4 Pro. Xiaomi hat das Redmi 4 in drei unterschiedlichen Varianten auf den Markt gebracht, die sich natürlich vom technischen Innenleben her unterscheiden. Neben dem einfachen Redmi 4 gibt es auch noch das schwächere Redmi 4A, sowie das von mir getestete Redmi 4 Pro (oder auch Redmi 4 Prime). Die technischen Unterschiede der verschiedenen Modelle habe ich in den Tech-Specs ein wenig hervorgehoben und mit einer Bemerkung versehen.

  • Display: 5 Zoll (12,7 Zentimeter) IPS-Display mit 1.920 x 1.080 Pixel, 441 ppi
    • (Redmi 4 & 4A: 1.280 x 720 Pixel)
  • CPU: Qualcomm Snapdragon 625 Octacore (8x Cortex A53 mit 2 GHz)
    • (Redmi 4: Snapdragon 430; Redmi 4A: Snapdragon 425)
  • Arbeits­speicher: 3 GB RAM
    • (Redmi 4 & 4A: 2 GB RAM)
  • Interner Speicher: 32 GB, mittels MicroSD erweiterbar
    • (Redmi 4 & 4A: 16 GB)
  • Haupt­kamera: 13 Megapixel, f/2.2, Dual-LED, Phase-Detection-Autofokus
    • (Redmi 4: identisch; Redmi 4A: ohne PDAF und nur Single-LED)
  • Front­kamera: 5 Megapixel
  • Konnek­tivität: USB 2.0, Bluetooth 4.1, NFC, LTE (Achtung: kein LTE Band 20); ​​WiFi 802.11a/b/g/n, WiFi Direct
  • Ortung: GPS, AGPS, GLONASS
  • Sensoren: Beschleu­ni­gungs­sensor, Näherungssensor, Gyroscope, Umgebungslichtsensor, Kompass, Fingerabdrucksensor, Infrarot
  • Farben: Silber, Grau, Gold
  • Akku: 4.100mAh, nicht wechselbar
    • (Redmi 4: identisch; Redmi 4A: 3.120 mAh)
  • Anschlüsse: 3,5mm Klinken­an­schluss, MicroUSB
  • Abmes­sungen: 141,3 x 69,6 x 8,9 Millimeter
  • Gewicht: 156 Gramm

Lieferumfang

Der Lieferumfang des Redmi 4 Pro ist standardmäßig, wobei es zwei nennenswerte Abweichungen von der Norm gibt. Zuerst einmal liegen dem Redmi 4 Pro keine Kopfhörer bei. Das Fehlen ist sicherlich der niedrigen Preiskalkulation geschuldet, dennoch schade, denn Xiaomi hat diverse In-Ear-Kopfhöhrer im Angebot, die durchaus brauchbar sind. Zweitens kommt das Netzteil standardmäßig mit einem US-Netzstecker daher. Wer sein Redmi allerdings über GearBest bestellen sollte, der bekommt automatisch einen passenden Adapter für EU-Steckdosen mitgeliefert – anderenfalls kann ich diese Adapter empfehlen. Oder aber man nutzt einfach jeden beliebigen anderen USB-Netzstecker.

Design und Verarbeitung

Nimmt man das Xiaomi Redmi 4 Prime aus der Verpackung, wird man auch schon gleich wohlwollend überrascht, denn das Gerät ist ein echter Handschmeichler. Das Gehäuse besteht aus einem Aluminium-Unibody, was für das relativ „hohe“ Gewicht von 156 Gramm sorgt – das Gerät aber gleichzeitig auch einen sehr hochwertigen Touch verleiht, der von der weiteren Verarbeitung des Gerätes bestätigt wird. Die Kanten an der Vorder- und Rückseite sind leicht schräg angefräst, die Rückseite selbst ist leicht gebogen – insgesamt liegt das Redmi 4 dadurch sehr angenehm in der Hand und besitzt keinerlei scharfe Kanten. Das Display ist an den Kanten ebenfalls leicht abgerundet, wodurch der Übergang ein wenig sanfter wird. Dadurch, dass es aber dennoch leicht erhöht ist, ist der Übergang von Gehäuse zu Display dennoch zu fühlen, was dem hochwertigen Eindruck aber keinen Abbruch tut.

Die Front selbst beherbergt neben dem Display auch wie gewohnt die Hörmuschel, die von der Frontkamera, diversen Sensoren und einer RGB-Benachrichtigungs-LED flankiert wird. Unter dem Display finden sich die für Android üblichen drei Touch-Buttons, die leider nicht beleuchtet sind – wäre nochmal ein Schmankerl gewesen, dass ich gerade in Dunkelheit durchaus vermisst habe. Das Display selbst ist nicht rahmenlos, sondern es gibt links und rechts jeweils einen Rand von wenigen Millimetern. Durch die schwarz eingefärbte Front wirkt es aber zumindest bei ausgeschaltetem Display wie eine große Displayfläche, wobei mich kleinere Ränder generell nicht sonderlich stören – auch wenn ein Edge-to-Edge-Display eingeschaltet natürlich schon schicker aussieht, auch wenn ich einen weiteren Vorteil noch nicht ganz entdecken konnte.

An der Oberseite gibt es dann neben dem Kopfhöhreranschluss und dem Mikrofon auch noch einen Infrarotsensor, inzwischen eine Seltenheit in Smartphones. Die Unterseite beherbergt den Lautsprecher (schaut zwar nach Stereo aus, ist aber nur Mono) und den MicroUSB-Ladeport. Ja, Xiaomi hat bei dem Redmi 4 auf einen USB-C-Anschluss verzichtet. Weiß der Geier warum, ich kann mir nur schwer vorstellen, dass USB-C soviel teurer ist – aber gut. Auf der linken Seite findet sich ein Einschub für die Micro/Nano-SIM und einer MicroSD-Karte, rechts gibt es die üblichen Buttons in Form von Power- und Lautstärke-Buttons. Die Buttons haben einen festen Sitz und wackeln nicht hin und her, auch die Druckpunkte sind sehr angenehm. Dadurch, dass die Buttons leicht aus dem Gehäuse ragen, lassen sie sich auch blind treffen.

Die Rückseite wird dann schon wieder ein wenig spannender. Hier gibt es zentriert die Hauptkamera mit ihren 13 Megapixel, die von einem Dual-LED-Blitz unterstützt wird. Unter der Kamera findet sich der Fingerabdrucksensor, der zumindest für mich ideal platziert ist. Wird das Gerät in einer Hand gehalten, befindet sich zumindest der Zeigefinger fast immer auf dem Sensor – wobei dies von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich sein kann. Ich muss allerdings sagen, dass ich die rückseitige Platzierung inzwischen gegenüber dem Fingerabdrucksensor auf der Front (wie zum Beispiel beim iPhone oder dem Galaxy S6/7) bevorzuge. Außerdem hat Xiaomi auch die Antennen auf der Rückseite untergebracht – zu erkennen zum einen am oberen Ende und am Querstreifen im unteren Bereich.

Alles in allem gibt es wirklich nur wenig (bis fast gar nichts) an dem Redmi 4 auszusetzen. Vielleicht die nicht beleuchteten Touch-Buttons unter dem Display oder den fehlenden USB-C-Anschluss. Beim Thema Verarbeitung und Haptik aber geben sich die Chinesen keinerlei Blöße, das Redmi 4 kann blind definitiv als High-End-Gerät durchgehen, auch was das Design anbelangt. Alu als Material, Unibody-Gehäuse, sauber gefräste Kanten und ausgefräste Öffnungen für die Buttons und den Anschlüssen – so wünscht man sich das, auch wenn es derart gut verarbeitete Geräte inzwischen vermehrt vorzufinden gibt.

Das Display des Redmi 4 Pro

Das Display misst wie erwähnt runde 5 Zoll und gehört damit schon fast zu den eher kleineren Diagonalen – wobei ich 5 Zoll inzwischen als nahezu perfekt empfinde, größer darf es zumindest für mich nicht mehr werden. Die 5 Zoll besitzen 1.920 x 1.080 Pixel, somit kommt das Redmi 4 Pro auf eine Pixeldichte von 441 Pixel pro Zoll. Ja, es gibt Geräte mit einer (teils deutlich) höheren Pixeldichte, aber sind wir mal ehrlich: Bei normalem Sichtabstand sieht man keine einzelnen Pixel mehr.

Auch das Display des Redmi 4 macht hier keine Ausnahme, alles wirkt (und ist) gestochen scharf. Auch die maximale Helligkeit ist recht ordentlich, sodass man auch bei direkter Lichteinstrahlung noch alles lesen ohne größere Probleme lesen kann. Bei der Blickwinkelstabilität gibt es ebenfalls keinen Ausreißer, lediglich bei steilen Winkeln gibt es einen leichten Abfall in der Farbdarstellung. Und apropos Farben: Von Werk aus sind diese sehr intensiv, allerdings lässt sich die Sättigung in den Einstellungen nach oben oder unten justieren.

Performance und Software

Der verbaute Snapdragon 625 mit seinen acht Kernen mit maximal 2 GHz gehört zwar nicht zu den leistungsfähigsten mobilen CPUs auf dem Markt, man muss aber natürlich auch bedenken, dass das Redmi 4 Pro im unteren Preissegment angesiedelt ist. In Kombination mit der Adreno 506 GPU und den 3 GB RAM gibt es aber nur wenig bis gar nichts an der Performance des Gerätes auszusetzen. Apps starten schnell und laufen, wie auch das System generell, durch die Bank flott und flüssig – auch dann noch, wenn mehrere Apps im Hintergrund geöffnet sind. Lediglich bei aktuellen High-End-Games auf maximalen Grafikeinstellungen merkt man ein paar fehlende Frames, ansonsten lassen sich aber auch Spiele mit einer anständigen Performance nutzen. Benchmark-Werte? AnTuTu liefert knapp über 62.000 Punkte, Geekbench 4 misst 824 Punkte (Single-Core) beziehungsweise knapp 3.000 Punkte (Multi-Core). Mehr als akzeptable Werte.

Das Redmi 4 Pro kommt mit Android 6 daher, wie gewohnt hat Xiaomi aber natürlich seine MIUI in der Version 8 über das System gelegt. Optisch wirkt das ganze wie eine Mischung aus iOS, der Samsung-UI und der EMUI von Huawei. Generell würde ich zwar immer ein „nacktes“ Android bevorzugen, insgesamt aber gefällt mir die MIUI 8 ganz gut, vor allem im Vergleich mit den Oberflächen anderer Hersteller. Am auffälligsten dürfte die Tatsache sein, dass es keinen wirklichen App-Drawer gibt – stattdessen kombiniert Xiaomi die iOS-Ansicht mit den Homescreens von Android, sprich sämtliche App-Icons befinden sich auf den Homescreens, die aber wie gewohnt auch mit Widgets ausgestattet werden können. Empfinde ich als optimal, für mich ist der App-Drawer irgendwie immer ein notwendiges Übel. Aber: Android bietet ja bekanntlich die Möglichkeit, den Launcher nach beliebigen auszutauschen.

Neben den optischen Änderungen hat Xiaomi aber auch eine ganze Reihe an Features implementiert, die sich so in einem „nackten“ Android nicht finden lassen. Ein paar der Zusatzfunktionen sind von anderen Herstellern bekannt, wiederum andere sind mir bis dato in dieser Form noch nicht untergekommen. So lässt sich das Display mittels Doppeltap aktivieren oder per Wisch über die Touchbuttons verkleinern – der bekannte Einhandmodus. Ebenfalls ist ein Seniorenmodus vorhanden, mittels „Second Space“ könnt ihr ein virtuelles, aber eigenständiges Zweitgerät erstellen und Xiaomi bietet von Haus aus die Möglichkeit, Apps zu klonen, sodass ihr zum Beispiel zwei WhatsApp-Nummern mit eurem Gerät verknüpfen könnt. Auch gibt es eine eigene App fürs recht umfangreiche Rechte-Management von und für Apps, die mir sehr gefallen hat. Schade und ein Negativpunkt ist, dass sich die üblichen Standard-Apps wie Mail, Browser, Notizen und Co. weder löschen, noch komplett deaktivieren lassen.

Anbei mal ein paar Screenshots der verschiedenen Standard-Apps, der Einstellungen und sonstigem Kram der MIUI 8.

Die „Shop ROM“-Problematik

Da Xiaomi seine Geräte in der Regel nur in China vermarktet und verkauft, ist die offizielle Xiaomi-Software zumeist auch nur in chinesischer und englischer Sprache verfügbar. Um aber auch Kunden in Deutschland gerecht zu werden, statten viele China-Shops die Geräte deshalb mit einer veränderten Software aus, einem so genannten Shop-ROM. Im besten Falle gibt es hier nur weitere Sprachen (unter anderem Deutsch), aber gerade in der Vergangenheit kam es immer wieder mal vor, dass diese veränderte Firmware mit diversen Spam-Apps oder sogar Trojaner daherkam. Auch bei dem Redmi 4 Pro/Prime ist dies nicht anders, auch hier hat GearBest eine China-Firmware so umgebaut, dass sie deutlich mehr Sprachen zur Verfügung stellt. Spam-Apps oder irgendwelche Schadsoftware? Fehlanzeige, die Firmware ist clean – in so weit kann man das Gerät „von Haus“ aus nutzen.

Dennoch gibt es den Nachteil, dass man eben keine offiziellen Android-Updates einspielen kann. Diese Nachteile lassen sich aber umgehen, ist allerdings oftmals mit Arbeit verbunden. IFalle des Redmi 4 Pro kann man aber aufatmen, denn Xiaomi hat für dieses Gerät eine offizielle globale Firmware veröffentlicht, welches sich über die Update-App von Xiaomi direkt auf dem Smartphone einspielen lässt. Dazu ladet ihr euch auf dieser Seite das entsprechende ROM herunter (Dateiname „miui_HM4ProGlobal_V8.1.2.0.MBEMIDI_a8edfe4ee7_6.0.zip„, kann aber je nach Versionsnummer abweichen) und kopiert die Datei anschließen auf euer Smartphone (oder direkt auf diesem herunterladen). Nun öffnet ihr die Update-App, klickt auf das „Drei-Punkte-Menü“ oben rechts, wählt den Punkt „Update-Paket auswählen“ und öffnet dann euer heruntergeladenes ROM. Ein paar Minuten warten, fertig. Schon habt ihr ein offizielles Xiaomi-System mit duzenden Sprachen und einer Update-Möglichkeit.

Der Akku

Xiaomi hat dem Redmi 4 Pro einen 4.100 mAh starken Akku spendiert. Dieser lässt sich nicht wechseln, wobei dies für mich definitiv kein Negativpunkt darstellt. Mag für einige anders sein, ich für meinen Teil habe aber lieber ein schlankes Unibody-Gehäuse, als einen wechselbaren Akku, den ich eh nie austausche. Die Reichweite des Akkus lässt sich bekanntlich immer schwer über einen Kamm zu scheren. Das Nutzungsverhalten ist sehr unterschiedlich, hinzukommen noch andere Faktoren – wer zum Beispiel viel Zug fährt, bei dem muss das Gerät häufiger nach einem Netz suchen, was denn Akku zusätzlich belastet. Auch reißen Games (und auch Pokémon GO) den Schnitt natürlich stark nach unten.

Der Akku-Benchmark von PCMark für Android, welcher bei dauerhaften „Display on“  und mit aktiviertem WiFi, Bluetooth, Datennetz und Co. diverse Alltagsszenarien wie Browsing, Videos, Textverarbeitung und dergleichen simuliert, brachte es auf einen Wert von knappen x Stunden, wobei der Test bei 20% Restlaufzeit endet – die müsste noch hinzu addieren und käme so auf chillige x Stunden. Ist natürlich ein synthetischer Test, ich behaupte aber mal, dass sich fast niemand Gedanken machen muss, über den Tag zu kommen und viele sogar einen zweiten Tag schaffen. Für eine volle Akkuladung benötigte das Redmi 4 Pro etwa 2 1/2 Stunden, mit einem QuickCharge-Ladegerät war das Gerät auch in zwei Stunden voll einsatzbereit.

Die Kamera und App

Die rückseitige Hauptkamera löst mit 13 Megapixel auf und wird von einem Dual-LED-Blitz unterstützt. Dazu gesellt sich ein Phase Detection Autofokus und eine f/2.2-Blende – rein technisch also ist die Kamera nicht sonderlich lichtstark. Dennoch gelingen bei  ausreichenden Lichtverhältnissen im Freien recht anständige Bilder, vor allem der Autofokus und Auslöser arbeiten richtig flott. Zumindest auf dem Display und ohne (oder mit mittlerem) Zoom hinterlassen die Aufnahmen einen sehr guten Eindruck: Schöne Farben, ordentliche Kontraste, solide Details. Erst bei voller Auflösung nimmt man die schon recht deutlichen Artefakte und fehlenden Details war – bei Aufnahmen im Innenraum mit zumeist schlechteren Lichtbedingungen oder in der Dämmerung verlieren die Aufnahmen grundsätzlich ein wenig an Schärfe und Details. Aber: Für Instagram oder Facebook gehen sie noch durch, da habe ich schon deutlich schlechtere Bilder gesehen.

Anders sieht es hingegen in wirklicher Dunkelheit aus, hier fällt die Kameraqualität rapide ab. Nicht nur, dass die Bilder wie oftmals gewohnt ein deutliches rauschen aufweisen, es lassen sich kaum noch gute Bilder aufnehmen. Durch den fehlenden Bildstabilisator (weder optisch, noch technisch) weisen fast alle Aufnahmen eine störende Unschärfe auf, selbst mit Stativ waren nur schwer halbwegs „okaye“ Aufnahmen möglich. Dabei liegt es gar nicht so sehr am zweifarbigen LED-Blitz, dieser leistet gerade bei Nahaufnahmen durchaus gute Arbeit – vielmehr findet die Kamera schlicht keinen wirklichen Fokus, solange keine stärkere Lichtquelle vorhanden ist. Kurioserweise gelingen hier und da mal bessere Aufnahmen, es hat aber ein wenig was von Roulette – wirklich beeinflussen lässt sich das Ergebnis leider nicht. Schade.

Die in FullHD aufgenommen Videos entsprechen nahezu der Qualität der Foto-Aufnahmen, auch hier sind unter schlechten Lichtbedingungen bis in Dunkelheit keine wirklich brauchbaren Aufnahmen mehr möglich. Auch die Frontkamera mit ihren 5 Megapixel liefert wahrlich keine Bilder, die man sich auf einem größeren Display anschauen möchte. Unter Tageslicht gibt es maximal Aufnahmen, die sich für ein schnelles Teilen eignen, sobald es aber dunkler wird kann man die Frontkamera komplett vergessen. Die Kameras des Redmi 4 Pro kann man so sicherlich als die Schwachstelle des Gerätes auflisten, zumindest ist Xiaomi hier keine Überraschung gelungen – stattdessen pendelt sich die Bildqualität auf dem gängigen Niveau (oder auch Nicht-Niveau) in dieser Preisklasse ein.

Gefallen hat mir die Kamera-App des Redmi, die sehr simpel aufgebaut ist. Ein großer Shutter-Button, eine schnelle Möglichkeit auf die Frontkamera und die Videoaufnahme zu wechseln. Ebenfalls an Bord sind verschiedene Farbfilter, die sogar eine Vorschau in Echtzeit bieten und gute Arbeit abliefern, und eine ganze Reihe an verschiedenen Kamera-Modi. Neben den üblichen Modi wie Panorama, Nachtmodus, Timer und Manuell lassen sich auch Szenen (wie z.B. Sport, Landschaft, Porträt und so weiter) auswählen. Der Modus „Straffen“ sorgt (wie auch die App Horizon oder xyz) dafür, dass der Horizont immer gerade aufgenommen wird, Verschönerung (nur für die Rückkamera) macht Selfies etwas „smoother“ (Geschmacksache) und Tilt Shift sorgt für einen (softwareseitigen) Unschärfe-Schärfe-Effekt, mit dem sich einige Spielereien treiben lassen.

…weitere Notizen

  • Telefonie meistert das Redmi 4 Pro solide – anders kann ich es nicht bezeichnen, denn immerhin ist dies nichts, was nun irgendwie Probleme bereiten sollte. Ihr versteht euren Gesprächspartner, euer Gesprächspartner versteht euch – dank Mikrofon mit Noise Cancelling funktioniert dies auch in lauteren Umgebunden ohne große Probleme.
  • Grundsätzlich gibt es beim Mobilfunkempfang nur wenig auszusetzen. Allerdings mit einer Einschränkung, denn da das LTE-Band 20 de facto nur in Deutschland genutzt wird, wird dieses vom Redmi 4 Pro nicht unterstützt. Dies hat zur Folge, dass man zumeist nur mit EDGE oder UMTS unterwegs ist. Kleiner Lichtblick: Die Telekom und Vodafone setzen inzwischen häufig bereits auf das (schnellere) LTE Band 1800 an – vor allem in Ballungsgebieten. Dieses LTE-Band wird wiederum vom Redmi 4 Pro unterstützt.
  • Die Soundqualität des Lautsprecher ist in Ordnung – nicht mehr, nicht weniger. Es ist eben nur ein Mono-Lautsprecher verbaut, kein mobiler Ghettoblaster. Insgesamt fehlt dem Lautsprecher von allem etwas – Tiefen, Höhen. Die Lautstärke geht aber in Ordnung, auch wenn Musikhören nur wenig Freude macht (was in Bus und Bahn aber nur wenige davon abhält). Mit Kopfhörern gibt es meiner Meinung nach keine großen Unterschiede zu anderen Smartphones.
  • Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite ist (für meine Nutzung) nicht nur ideal platziert, sondern reagiert auch top. Es gibt eigentlich so gut wie keine Erkennungsfehler, bereits nach einem Wimpernschlag ist der Fingerabdruck registriert worden.
  • Das Redmi 4 Pro ist ein Dual-SIM-Gerät, wer also auf die MicroSD-Karte verzichten kann, der kann stattdessen auch eine zweite SIM-Karte einlegen.

Fazit und tl;dr

Das Xiaomi Redmi 4 Pro/Prime gibt sich beim Thema Verarbeitung und Haptik keinerlei Blöße – dank Aluminium-Unibody-Gehäuse und absolut sauberer Verarbeitung kann das Gerät auch mit High-End-Geräten mithalten. Der Fingerabdrucksensor reiht sich ebenfalls in diese Lobhuldigung ein und auch das 5 Zoll große Display lässt eigentlich keinerlei Wünsche offen. Natürlich stattet auch Xiaomi seine Geräte mit einer eigenen Oberfläche – der MIUI – aus, diese macht auf mich aber einen ganz angenehmen Eindruck und kann vor allem durch eine Reihe an praktischen und durchdachten Zusatzfunktionen punkten. Die Performance? Absolut in Ordnung – lediglich Gamer könnten bei aktuellen High-End-Games etwas mehr Leistung vertragen. Zu guter Letzt bleibt auch für den Akku nur Lob übrig, bei vielen wird er sicherlich zwei Tage überleben – ein Tag ist mindestens und ohne größere Probleme drin (von Games mal abgesehen).

Kritikpunkt? Ganz klar die beiden Kameras. Bei Tageslicht macht die Hauptkamera noch ganz anständige Bilder, sobald es aber etwas dämmert und dunkler wird (oder in Innenräumen) fällt die Qualität der Aufnahmen extrem ab – gerade in Dunkelheit bekommt man so gut wie keine brauchbaren Bilder mehr zustande. Dies aber wäre (neben dem fehlenden LTE Band 20) aber auch der einzige große Kritikpunkt an einem Gerät, dass ansonsten voll und ganz überzeugen kann. Bei den verschiedenen China-Importhändlern für etwa 170€ (zuzüglich 19% USt. bei der Einfuhr) – je nach Aktion auch mal etwas günstiger. Mit Blick auf diesem Preis ein absolutes Low-Budget-Gerät, was aber die Hardware betrifft (außer der Kamera) aber schon eher solide Mittelklasse.

Hinweis

Bei GearBest gibt es das Xiaomi Redmi 4 Pro in der internationalen Version (unberührtes MIUI) momentan über diesen Link für etwa 155 Euro. Wenn ihr während des Bezahlvorgangs „Germany Express“ auswählt, erhaltet ihr eure Bestellung nicht nur schneller (7-15 Tage via DPD), sondern zahlt auch keine Zollgebühren und keine Einfuhrsteuer (sonst nochmal 19%).

Dieser Artikel wurde mir von GearBest als Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr Infos

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1 Kommentare vorhanden

Das Gerät verfügt entgegen der obigen Angaben nicht über NFC

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