Als Apple die aktuelle MacBook Pro-Generation Anno 2016 vorgestellt hat, war der Aufschrei groß. Natürlich lag die eingeführte Touch Bar in allen Diskussion an vorderster Front, aber auch der konsequent durchgezogene Wechsel auf Thunderbolt 3 mit seinem USB-C-Stecker war ein Teil davon. Der USB-C dient nicht nur zum Anschluss von anderen Geräten, sondern auch zur Stromversorgung. Das hochgelobte MagSafe-System wurde in Rente geschickt, zum Leidwesen einiger Nutzer. Denn der „dumme“ MagSafe-Stecker hatte einen entscheidenden Vorteil: Das Stromkabel wurde mittels Magneten am MacBook gehalten und löste die Verbindung, sobald das Kabel unter Zug geriet. Auf diese Weise dürfte MagSafe das ein oder andere Apple-Notebook vor dem sicheren Tod bewahrt haben.
Aber in der Apple-Welt dauert es nicht lange, bis Entwickler mit Alternativen um die Ecke kommen. Auch in diesem Falle war es nicht anders und nach wenigen Monaten gab es diverse Lösungen, die die Vorteile des MagSafe-Steckers mittels Adapters zu USB-C bringen wollten: MagNeo und Snapnator waren unter den ersten Kandidaten, die allerdings den Nachteil hatten, dass sie lediglich der Stromversorgung dienten. Damit verlor man den großen Vorteil von Thunderbolt 3, welches eine Stromversorgung bei gleichzeitigem Datentransfer ermöglicht. Mit nur einem Kabel das MacBook mit Strom versorgen und gleichzeitig im Clamshell-Modus als Desktop-Ersatz mit großem Monitor Nutzzen? Mit den bisherigen Adaptern nicht möglich, für mich als großer Fan der „Ein-Kabel-Lösung“ ein K.O.-Kriterium.
Dann aber tauchte Frühjahr 2019 ein Adapter namens ThunderMag auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter auf, für den die Entwickler volle Thunderbolt 3-Funktionalität versprachen. Datenübertragungen sollen mit den vollen 40 Gb/s möglich sein, gleichzeitig werden Bildschirme mit einer 5K-Auflösung unterstützt und zur Stromversorgung liefert der Adapter bis zu 100 Watt, ein entsprechendes Ladegerät natürlich vorausgesetzt. Preislich liegt ThunderMag für Vorbesteller via Indiegogo bei rund 59 US-Dollar, der finale Preis soll ab Herbst bei 89 USD liegen. Kein Schnäppchen, klingt dennoch interessant – und so habe ich mir den kleinen ThunderMag-Adapter einmal angeschaut. Wer vorab ein Fazit erhalten möchte: Die Leistung wird wie versprochen geboten, an der Bauweise des Adapters gibt es aber Optimierungsbedarf.
Zunächst: Der Adapter ist nur in Silber verfügbar, an einem MacBook in Space Grey wirkt er daher etwas wie ein Fremdkörper. Liegt aber nicht an der Farbe allein, sondern auch an der Größe. Die Bilder versprechen zwar keinen Mini-Adapter, in der Hand und in Benutzung wirkt er aber voluminöser. Zieht man einmal den USB-C-Stecker ab, misst er noch rund 1,5 x 1 x 0,5 cm. Das ist also jener Teil, der seitlich am MacBook heraussteht und auch über den Rand des unteren Gehäuseteils mit der Tastatur hinausgeht. Schön ist anders, zumal es so keine Dauerlösung wird, da ich das MacBook mitsamt des herausstehenden Steckers nur bedingt in die Tasche packen würde. Der andere Teil des Steckers fällt mit einer Länge von rund zwei cm ebenfalls nicht gerade klein aus. Da er sich aber eben am Kabel befindet, ist es nicht so störend. Die Verarbeitung beider Adapter-Teile ist aber absolut in Ordnung.
Bezüglich der Leistung gibt es nichts auszusetzen. Ich betreibe mein MacBook überwiegend auf dem Schreibtisch. Dort ist es via Thunderbolt 3-Kabel an den Belkin Hub angeschlossen und überträgt nicht nur das Videosignal an den Bildschirm, sondern empfängt auch Daten via LAN-Kabel und einer angeschlossenen, externen SSD. Die Frage, ob nun die vollen 40 Gb/s, die Thunderbolt 3 in der Theorie bietet, erreicht werden, kann ich nicht sicher beantworten. Dazu fehlt entsprechende die Hardware. Zumindest Gigabit-LAN, bei gleichzeitigem Datentransfer auf die Festplatte und Videoübertragung machten keine Probleme. Daher steile These: Ja, kann er – die wenigsten werden die Geschwindigkeit aber ausreizen. Bei der Stromversorgung ist es ähnlich, auch hier sind die versprochenen 100W möglich.
Als negativ habe ich die Stärke der Magnete empfunden. Im Fall der Fälle, z.B. wenn jemand über das Stromkabel stolpert, ist ein Lösen voneinander natürlich gewünscht und auch der Sinn des Ganzen. In meinen Augen sind die Magnete jedoch zu schwach und lösen sich bereits bei kleineren Berührungen. Nicht immer komplett, aber eine kurze Unterbrechung reicht aus, damit Stromversorgung und Datenübertragung unterbrochen werden. Dies kann nervig sein, aber auch suboptimal, wenn Daten von A nach B geschaufelt werden. Verglichen mit einfachen USB-Kabel sind Thunderbolt 3-Kabel recht starr und die Stecker massiver. Liegt das Kabel nicht flach über den Tisch, sondern kommt zum Beispiel hinter dem Tisch hervor und macht eine Kurve, reicht die Spannung bereits aus, um sporadisch für Verbindungsabbrüche zu sorgen.
Quick’n’Dirrty-Fazit? Technisch funktioniert ThunderMag wie versprochen; man hat das Ziel also nicht völlig verfehlt, allerdings ist die Haptik nicht sonderlich subtil. Als kritisch empfand ich die schwache Anziehung der Magnete, die sich bereits bei kleineren Kabelbewegungen voneinander lösen. Gefühlt war MagSafe stärker, auch weil es ein paar Millimeter ins Gehäuse eingelassen war. Bei Videoübertragung ist das nur nervig, beim Datentransfer kann es aber kritisch werden. Daher tue ich mich mit einer Zielgruppe recht schwer und kann ThunderMag eigentlich nur empfehlen, wenn ihr unterwegs auf Nummer sicher gehen wollt oder Kabel nur zur Stromversorgung nutzt. In diesem Fall gibt es aber günstigere Lösungen. Ich persönlich warte auf eine kompaktere und stärkere Lösung, allerdings hätte ich auch nur gerne eine komfortablere Kabellösung für den Schreibtischeinsatz…
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