Wer privat sein kleines Paperless Office einführen möchte, der dürfte inzwischen recht weit kommen. Zwar gibt es noch immer eine ganze Reihe an Dokumenten, die man im Original aufbewahren muss, weil Kopien nicht gültig sind (Vericherungspolicen, Lohnabrechnungen und dergleichen) – dennoch kann man inzwischen eine ganze Menge Papierkram entsorgen. Ich halte es inzwischen so, dass alles wichtigere digitalisiert und mit kurzen Schlagworten versehen wird. Wichtige Unterlagen kommen nach Datum sortiert in einen Karton mit Jahresbeschriftung, unwichtige Schreiben wandern in den Müll. Suche ich nun ein Dokument, so kann ich es auf dem Rechner suchen, nach dem Datum schauen und es dann aus dem jeweiligen Karton heraussuchen. Klappt recht gut, ist im Falle des Originals zügig.
Zur Digitalisierung gibt es natürlich eine ganze Reihe an mehr oder weniger eigenständigen Dokumentenscanner, die sehr gute Arbeit verrichten und dabei auch noch platzsparend sind. Für den Privatnutzer dürften kleine Scanner wie zum Beispiel der Doxie Go ausreichend sein, alternativ dazu gibt es für das Home Office von Freiberuflern oder ähnlichem mit hohen Papieraufwand auch größere Geräte wie den ScanSnap iX500. Das Problem: Die Scanner sind häufig nicht gerade günstig, zumindest in Anbetracht der Tatsache, dass es inzwischen immer mehr Scanner-Apps für mobile Systeme gibt. Ich persönlich nutze „scanne“ nur noch mit meinem iPhone und Scanbot – dank der immer besser werdenden Kameras werden die Ergebnisse der so erstellten Scans ebenfalls immer besser und sind mehr als ausreichend.
Im Grunde gibt es zwischen den zahlreichen Scanner-Apps für iOS eigentlich keine großartigen Unterschiede. Die findet man eher in kleinen und mittel-großen Details wieder, wie zum Beispiel eine OCR-Texterkennung, die ich für unabdingbar halte – zwar lassen sich die Dokumente theoretisch auf dem Rechner weiterarbeiten und mit einer Texterkennung versehen, ich habe aber gerne alles in einem Schritt. An dieser Stelle also einmal eine kurze Übersicht über die verschiedenen Apps mit einer kurzen Pro-Contra-Liste meinerseits, ganz am Ende findet ihr dann einen kleinen Vergleich der Ergebnisse der Apps, denn letztlich ist das fertige Dokument auch nicht ganz unwichtig…
iScanner (0,99 Euro)
Bei iScanner handelt es sich sicher um eine jener Scanner-Apps, der im Vergleich zu den restlichen Apps die wenigste Aufmerksamkeit zu teil wird – obwohl sie leistungstechnisch eigentlich gar nicht mal so schlecht ist. Zwar steht iScanner nur als kostenpflichtige Version im App Store zur Verfügung, diese ist mit 0,99 Euro aber die günstigste aller Bezahlvarianten. Dennoch bietet sie zumindest die wichtigsten Features: So gibt es eine integrierte Dokumentenverwaltung mit Ordner-Sortierung, ihr könnt Dokumente nachträglich bearbeiten und ähnliches. Die Oberfläche ist zwar recht schlicht gehalten und auch eine OCR-Texterkennung fehlt (wie den meisten), dennoch ist die App ein Blick wert, da sie eben vergleichbare Features wie der Rest besitzt, aber eben im Preis deutlich günstiger ist.
Genius Scan (Kostenlos – 6,99 Euro)
Genius Scan dürfte sicherlich mit zu den ältesten Apps ihrer Art gehören und liegt einmal in einer kostenlosen Version vor, während die Pro-Version mit 6,99 Euro zu Buche schlägt. Die Unterschiede zwischen den Versionen sind nicht groß, die wichtigsten Features (Dokumentenverwaltung, WLAN-Freigabe, mehrseitige Scans und Co.) sind bereits in der kostenlosen Version enthalten. Die Pro-Version bietet weiterführend einen (automatischen) Upload in die Cloud an, Dokumente lassen sich via AirPrint drucken, die App lässt sich mittels TouchID und PDF-Dokumente mittels Passwort schützen und zu guter Letzt ist die kostenpflichtige Version auch werbefrei.
TinyScan (Kostenlos – 4,99 Euro)
Auch TinyScan gehört mit zu den Apps, die bereits seit frühester Zeit im App Store vertreten sind. Auch TinyScan steht wie eigentlich alle anderen Apps auch als kostenlose und als Pro-Version zur Verfügung, wobei die Unterschiede zwischen den Versionen hier noch am geringsten ausfallen dürften. Denn der einzige Unterschied liegt in dem Cloud-Upload direkt aus der App heraus, wobei ihr die Dokumente natürlich dennoch wie gewohnt über das iOS-Sharing-Menü zum Beispiel in Dropbox und Co. speichern könnt. Ansonsten bietet auch TinyScan eine integrierte Dokumentenverwaltung, mehrseitige Scans und ähnliches – als kleine Besonderheit lassen sich mit TinyScan auch Fotos digitalisieren und es gibt eine Erweiterung für die Fotos.app von iOS 8.
CamScanner (Kostenlos – 0,99 Euro)
CamScanner ist ebenfalls eine App, die bereits seit langem verfügbar ist. Auch hier gibt es eine recht umfangreiche Dokumentenverwaltung mit Tags, das nachträgliche Bearbeiten von Dokumenten, eine gelungene automatische Rahmenerkennung, Annotationen (hier aber lediglich Stift und Wasserzeichen), WiFi-Freigabe und dergleichen. Ebenfalls an Board ist eine OCR-Texterkennung, die in meinen Versuchen allerdings eher semi-optimal war und oftmals nicht die gewünschten Ergebnisse lieferte – entweder waren die erkannten Texte fehlerhaft oder es fehlte ein großer Teil. Allerdings könnte CamScanner etwas für Leute sein, die mit unterschiedlichen Systemen unterwegs sind, denn die App steht auch für Android und Windows Phone zur Verfügung. Möchte man seine Dokumente zwischen den Geräten hin und her synchronisieren, so werden allerdings 4,99 Euro im Monat fällig.
Microsoft Office Lens (Kostenlos)
Die Office-Lens-App von Microsoft ist die einzige App im Reigen, die völlig kostenlos ist. Dafür aber dürfte Office Lens auch die App mit dem geringsten Funktionsumfang darstellen, dennoch ist sie einen Blick wert. So lassen sich nicht nur Textdokumente, sondern auch Whiteboard-Aufzeichnungen mit der Kamera digitalisieren und Office Lens bietet auch eine OCR-Texterkennung, sicherlich nicht zu vernachlässigen. Ansonsten eher als minimalistisch zu bezeichnen: schlichte Oberfläche, keine Nachbearbeitung, keine Dokumentenverwaltung, keine nachträgliche Bearbeitung der Dokumente, keine mehrseitigen Dokumente. Dafür aber kann Office Lens Dokumente auch direkt ins Word- oder PowerPoint-Format exportieren.
Scan me (4,99 Euro)
Scan me ist – wenn man einmal von Updates absieht – der jüngste Kandidat im Reigen der Scanner-Apps für iOS. Dennoch gehört Scan me zu den umfangreichsten Apps, denn die App bietet nicht nur eine einfache Scan-Funktion an, sondern bietet auch eine OCR-Texterkennung, eine integrierte Dokumentenverwaltung, Nachbearbeitung von Dokumenten und kann PDF-Dokumente mit Annotationen (Markierungen, Notizen, digitale Unterschrift) erstellen und speichern. Ebenso lassen sich auch QR-Codes scannen, was unter Umständen eine weitere App spart. Eigentlich der einzige Kritikpunkt: Es gibt keine kostenlose Testversion, was allerdings für das Selbstbewusstsein der Entwickler spricht, die Scan me selbst als „Premium-Scanner-App“ bezeichnen. Funktionstechnisch passt der Begriff durchaus.
Scanner Pro by Readdle (Kostenlos – 5,99 Euro)
Scanner Pro von Readdle hat erst vor kurzer Zeit ein recht umfangreiches Update erhalten. Von Readdle ist man hochwertige Apps gewohnt und so macht auch Scanner Pro hier keine große Ausnahme. Im Grunde gibt es nichts, was man vermissen könnte, sieht man einmal von der OCR-Texterkennung ab. Dokumentenverwaltung, mehrseitige Dokumente, Nachbearbeitung mit manuellen Kontrast- und Helligkeitsregler, WLAN-Freigabe, automatischer Cloud-Upload und mehr. Als kleines Alleinstellungsmerkmal gibt es mit Radar eine kleine Funktion, die euren Foto-Ordner nach Dokumenten durchforstet und wie auch TinyScan kommt auch Scanner Pro mit einer Erweiterung für die Fotos.app von iOS 8 daher.
Scanbot (Kostenlos – 4,99 Euro)
Scanbot ist die neue Scanner-App aus dem Hause der ehemaligen Dop-Entwickler – und die Erfahrungen, die man mit der Dokumentenverwaltung gemacht hat, merkt man Scanbot an. So gibt es neben den üblichen und bereits oft erwähnten Grundfunktionen eine sehr gute OCR-Texterkennung, man kann Dokumente mit Passwörtern, Annotationen, Notizen und Unterschriften versehen und mehr. Erwähnenswerte Besonderheiten gibt es ebenfalls einige: so lassen sich auch QR-Codes scannen, es gibt eine sehr umfangreiche und intelligente Tagging-Funktion für eure Dokumente und die integrierte Verwaltung und ihr könnt euch auch Erinnerungen für Fälligkeiten von Rechnungen. Was den Funktionsumfang angeht, dürfte Scanbot die sicherlich umfangreichste App darstellen – wesentlich mehr als eine reine Scanner-App.
Qualitätsvergleich
Was den Funktionsumgang betrifft, so gibt es viele Kleinigkeiten, die eigentlich jede der Apps bietet. Wirkliche Unterschiede gibt es dann im Falle der OCR-Texterkennung, der Bedienung und der kleinen Annehmlichkeiten, wie zum Beispiel ein direkter Start der Kamera bei App-Start oder ein automatisches Auslösen, sobald ein Dokument erkannt wurde. Scanbot kann mit seinem Funktionsumfang definitiv überzeugen – viele Features, allerdings ohne überladen zu wirken, denn eigentlich ist alles sehr übersichtlich strukturiert. Direkt dahinter folgen dann für mich Scan me und Scanner Pro von Readdle.
Aber mindestens genauso wichtig – wenn nicht noch einen Tick wichtiger – als der Funktionsumfang ist die Qualität der digitalisierten Dokumente. Ich habe alle Apps einmal ein mit einem Tintenstrahldrucker ausgedruckten Brief gefüttert. Damit es hier keine Beeinflussung von Kamera-Haltung, Lichtverhältnisse und dergleichen gibt, habe ich das Dokument einmal abfotografiert und dann über den Foto-Ordner an die Apps weitergeleitet – unterstützt zum Glück jede der App. Die PDF-Dateien im Ganzen könnt ihr an dieser Stelle herunterladen – unten findet ihr nochmal eine kleine Gegenüberstellung vor. Mittig findet ihr übrigens einen Scan mit dem Doxie Go.
Meine Favoriten unter den Scans sind hierbei Scan me (mit dem besten Schriftbild) und Scanner Pro. Auch CamScanner und Scanbot weisen ein gutes Schriftbild auf, welches allerdings im direkten Vergleich deutlich dunkler und einen Tick gröber daher kommt. iScanner und TinyScan ist mir etwas zu grob, Genius Scan hat ein paar Kontrastunterschiede und Office Lens macht das Dokument merkwürdig dunkel, obwohl dies in der Vorschau nicht der Fall gewesen ist. Ich habe in dem Durchlauf immer eine Schwarz-Weiß-Konvertierung genutzt, um den Hintergrund weiß zu halten. Die verfügbaren Graufilter machen das Schriftbild zwar feiner, allerdings weist das Dokument in dem Falle eine leichte Schattierung auf, was gerade beim Drucken ein Nachteil ist, da eben auch diese Schattierung mitgedruckt wird. Sieht man davon aber einmal ab, so weist Scanbot mit seinem Graufilter das beste und feinste Schriftbild auf.
Fazit
Funktionstechnisch dürfte Scanbot weit vorne stehen, gefolgt von meinen persönlichen Favoriten Scan me und Scanner Pro. Auch in Sachen Qualität der Scans liegen die drei genannten Apps zusammen mit CamScanner vorne, wobei es in Sachen Qualität nach Scan me und Scanner Pro recht eng wird und die Unterschiede doch sehr gering ausfallen. Ich persönlich setze aber aufgrund der vielen kleinen Annehmlichkeiten und der gelungenen Oberfläche weiterhin auf Scanbot, wobei ich auch Scan me immer wieder mal eine Chance gebe…