iPad mini 2021 ausprobiert: Kleines Tablet mit großer Leistung

Marcel Am 09.10.2021 veröffentlicht Lesezeit etwa 9:39 Minuten

Blickt man einmal auf den Markt an Tablets, ist Apple eigentlich der einzige Hersteller, der sich wirklich Mühe gibt. Android für Tablets ist (zumindest fürs Erste) mehr oder weniger tot, da können auch die duzend China-Tablets nicht viel beisteuern. Geräte von Samsung, Xiaomi und Co. gibt es zwar, aber auch diese werden eher stiefmütterlich gepflegt und müssen viel von dem Kompensieren, was Google an Entwicklungsarbeit vermissen lässt. Amazon wiederum hat mit den Fire Tablets eine gänzlich andere Zielgruppe, was auch für die Surface-Geräte von Microsoft gilt. Ich persönlich war ein Fan des ersten großen iPads, welches schnell das damalige Netbook als Alternative zum stationären Rechner abgelöst hatte. 2012 kam dann das erste iPad mini und ich war auf einen Schlag verliebt.

Für mich hatte das iPad mini einfach ein sehr gelungenes Format und der ideale Begleiter für unterwegs und auf der Couch – eine Kombination aus leichtem Arbeitsgerät und Medienkonsumierer. Leider wurde es seitens Apple in den letzten Jahren recht lieblos behandelt: Von 2012 bis 2015 gab es vier Generationen, dann gab es für Mini-Fans eine lange Durststrecke, bis Apple 2019 ein Update herausbrachte. Jenes brachte aber lediglich das Innenleben auf einen halbwegs aktuellen Stand, während das Design weiterhin dem Ur-Design treu blieb. 2020 herrschte dann abermals Funkstille, bevor Apple – ein wenig überraschend – dann 2021 mit dem iPad mini 6 (oder auch iPad mini 2021) doch nochmal ordentlich nachgelegt hat und das mit Abstand größte Update in der Historie des iPad mini rausgehauen hat. Ja, darauf habe ich seit Jahren gewartet.

Design endlich in 2021 angekommen

Wieso man das so sagen kann, wird bereits auf den ersten Blick klar: Das Design ist nun an die aktuelle Designsprache von Apple angelegt und ist quasi ein iPad Air mini. Härtere Kanten, mehr Display, weniger Rahmen – das sind eigentlich die drei Eckpfeiler des neuen Designs. Statt ehemals 7,9 misst der Bildschirm nun 8,3 Zoll, mit 13,48 x 19,5 x 6,3 cm und etwa 295 g fällt das iPad mini 6 dennoch minimal kompakter aus als der Vorgänger. Der Homebutton ist verschwunden, dafür ist TouchID ist in den Powerbutton umgelegt worden. Dieser befindet sich nun, wie auch die beiden Lautstärketasten, an der Oberseite des Tablets – also an der gegenüberliegenden, kurzen Seite des neuen USB-C-Anschlusses. Denn auch das ist neu, Apple hat sich in der iPad-Range nun komplett von Lightning und im Falle des neuen Mini auch vom klassischen Kopfhöhreranschluss verabschiedet.

Die Positionierung der Tasten mutet auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig an, ließ sich aber nicht groß anders lösen: Die rechte Seite ist nun für den  magnetisch haftenden und induktiv ladenden Apple Pencil (2. Generation) gedacht, der nur einen Hauch kürzer ist, wie das iPad mini selbst. Um die Bedienung der Lautstärketasten aber ein wenig zu vereinfachen, hat sich Apple einen kleinen Clou ausgedacht, der in die Kategorie „Liebe zum Detail“ fallen könnte: Beim Drehen des iPad mini „wandern“ auch die Lautstärketasten mit. Soll heißen: Egal in welcher Position sich das Tablet befindet, es ist immer die obere oder rechte Lautstärketaste, die selbige erhöht – und natürlich auch umgekehrt. Ein funktionelles Detail, welches die restlichen iPad-Modelle bislang (noch) vermissen lassen, die Bedienung der Lautstärkewippe aber in jeglicher Ausrichtung intuitiver gestaltet.

Bei den Materialien setzt Apple auf recyceltes Aluminium und bietet das neue iPad mini in vier Farben an: Space Grau, Rosé, Violett und Polarstern – die Rückseite gibt einen vollumfänglichen Blick. Die Kamera ist minimal hervorstehend, was aber auch bei der Nutzung flach auf dem Tisch liegend keine Probleme verursacht. Ansonsten gibt es nicht wirklich viel zu sagen, das iPad mini 2021 fühlt sich absolut hochwertig an und ist super verarbeitet – wie von Apple gewohnt und aufgrund der aufgerufenen Preise kann man dies aber auch zurecht erwarten. Auch beim Handling kann ich nicht meckern: Das Tablet kann auch über längere Strecken ohne große Probleme mit einer Hand gehalten werden – eine „echte“ Einhandbedienung ist aber natürlich nicht möglich, was aber in der Natur der Sache liegt.

Solides LC-Display

Das Display ist wie bereits erwähnt auf 8,3 Zoll (21,08 cm Diagonale) angewachsen, mit 2.266 x 1.488 Pixel beziehungsweise 326 ppi löst es bedenkenlos scharf auf. Zwar besitzt das iPad mini 6 wie so viele Displays eine LED-Hintergrundbeleuchtung, im Gegensatz zu den Pro-Modellen kommt allerdings kein OLED zum Einsatz, sondern ein klassisches LC-Display. Dies sorgt zwar für schwächere Kontraste, nichts desto trotz deckt das Display einen großen Farbraum (P3) ab und ist mit 500 Nits ausreichend hell – was ein wenig dunkler als aktuelle iPhones oder iPads ist, aber dennoch heller als viele Notebooks. Ich hatte jedenfalls auch bei den letzten Sonnenstrahlen keine Probleme. Darüber hinaus bietet es natürlich True Tone, sowie eine antireflexierende und fettabweisende Beschichtung.

Wie auch das iPad Air 2021 kommt das Display des iPad mini 2021 „nur“ mit 60 Hz daher – die 120 Hz bleiben erstmal den Pro-Modellen vorenthalten. Ein Negativpunkt? Zumindest für mich nicht – ohne direktes Vergleichsgerät fällt mir persönlich eine Unterscheidung zwischen 60 und 120 Herz schwer. Damit einhergehend auch das, was jüngst als „Jelly Scrolling“ für eine kleine Aufruhr sorgte. Ein LCD- und OLED-typisches Phänomen: Hierbei werden die Zeilen beim Scrollen nicht gleichmäßig aktualisiert, wodurch ein „wackeliger“ Effekt entsteht. Wie das iFixit-Team erkannt hat, hängt dies mit der Positionierung des Display-Controllers an der längeren Seite des Displays zusammen, weshalb der Effekt lediglich im Hochformat sichtbar wird. Konnte ich auf meinem iPad bei genauer Betrachtung nachvollziehen, hat in der regulären Nutzung mit normaler Scrollgeschwindigkeit aber nie zu einem Stirnrunzeln geführt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das vor Auftauchen der Meldungen gar nicht bewusst wahrgenommen.

Ordentlich Dampf unter der Haube

Auch im Inneren hat Apple dem iPad mini 6 ein neues Pferd spendiert, zum Einsatz kommt nun nämlich Apples neuer A15-Bionic-Chip, welcher auf in den neuen iPhone 13 (Pro) zum Einsatz kommt. Der einzige Unterschied: Während die iPhones mit einer Taktrate von 3,2 GHz laufen, wird das iPad mini „nur“ mit 2,9 GHz befeuert. Aber: Diese Tatsache ist völlig Latte, selbst der ältere A14-Chip aus dem vergangenen Jahre hätte so viel Leistung, dass Apps und Inhalte gar nicht anders könnten, als flüssig zu laufen. Die Benchmarks bezeugen dies und bescheinigen dem iPad mini Ergebnisse, die ähnlich zum regulären iPhone 13 ausfallen und höher liegen, als bei der 12er-Generation oder aktuellen Android-Tablets. Oder nochmal anders ausgedrückt: Lichtjahre im Vergleich zum iPad mini 2019.

Surfen, Texten, Office, flott mal ein paar Fotos und Videos bearbeiten, Gaming – alles geht locker flockig von der Hand. Das schließt auch die Multitasking-Fähigkeiten von iPadOS 15 – namentlich Split View, Slide Over und Picture-in-Picture – mit ein. Es ist auch im Jahre 2021 erstaunlich, wie sehr die Leistungskurve von SoCs nach oben geht (nicht nur bei Apple, auch bei Qualcomm und Co.). Allerdings wird diese Power im Consumer-Bereich nur selten benötigt und wie auch zum Beispiel beim Apple M1 sehe ich das ganze eher als eine Art Investition in die Zukunft und wage mal zu behaupten: Über die Performance muss man sich wohl über einige Jahre hinweg keine nennenswerten Sorgen machen. Hier kommt der Apple’sche Vorteil ins Spiel, dass Software und Hardware aus einer Hand kommen und entsprechend optimal aufeinander abgestimmt werden können.

Kameras mit 12 MP und Center Stage

Kameras und Tablets wurden in der Vergangenheit nicht wirklich Freunde. Zwar kamen Tablets fast seit jeher mit einer Front- und Rückkamera daher, verloren aber jegliche Vergleiche mit Smartphone-Kameras. Ist beim iPad mini 2021 nicht viel anders, auch wenn diese nicht mehr gänzlich untergehen. Die Weitwinkel-Kamera auf der Rückseite bringt 12 Megapixel mit und kann Videos in 4K mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Wohl die identische Kamera-Ausstattung wie das iPad Air 2020. Die Qualität geht maximal in Ordnung: Bei genügend Tageslicht besitzen die Aufnahmen recht gute Details, Schärfe und Farbwiedergabe – sobald es dann aber annähernd in den Low-Light-Bereich geht, gibt es deutliches Bild- und Farbrauschen. Ich für meinen Teil bin aber auch nicht in der Zielgruppe der Tablet-Fotografen enthalten, als Dokumenten-Scanner via QuickScan ist sie aber brauchbar.

Spannender ist da schon die Frontkamera, was aber weniger daran liegt, dass sie mit 12 Megapixeln auflöst, einen großen Blickwinkel von 122 Grad besitzt und 1080p-Videoaufnahmen mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde ermöglicht. Viel interessanter ist die Tatsache, dass das iPad mini 6 das neue Center Stage (im Deutschen Folgemodus) unterstützt. Das Feature sorgt dafür, dass die Kamera in Videoanrufen virtuell mitschwenkt und zoomt, wenn ihr euch bewegt – zum Beispiel nach links oder rechts bewegt oder gar aufsteht. Eine Funktion, die ich bei der Vorstellung auf der diesjährigen WWDC im Juni zunächst als Spielerei verordnet habe, die aber  im Praxiseinsatz überraschend gut funktioniert und tatsächlich ganz nett ist. Vor allem natürlich im „neuen Hybrid-Zeitalter“ für berufliche Meetings; da hat das iPad mini inzwischen mein MacBook Pro als Videocall-Hauptgerät abgelöst.

Akkulaufzeit, Sound und Co.

Wie bereits erwähnt unterstützt das iPad mini 6 nun den Apple Pencil der 2. Generation, der magnetisch an der Gehäuseseite haftet und dort auch induktiv geladen wird. Das Arbeiten mit dem Stift ist dank Neigungs-, Druck- und Handflächenerkennung wirklich sehr angenehm, kein Vergleich zum früheren Stylus-Gedöns. Fingerersatz, Notizen, Kommentare in Dokumenten – eine spaßige Geschichte. Wenn es denn benötigt, da muss jeder für sich entscheiden, ob man die zusätzlich Invention von 100-125 Euro je nach Angebot investieren möchte.

Auf den Dock Connector muss man verzichten, dieser ist weiterhin den Pro-Modellen vorenthalten. Klar, eine Tastatur in den Formfaktor des iPad mini zu drücken ist bei produktiver Nutzung wenig angenehm. Normale Bluetooth-Tastaturen werden aber natürlich in vollem Umfang des iPadOS unterstützt. Mal sehen, ob Drittentwickler in Zukunft Mini-Alternativen zu Hüllen mit integriertem Keyboard an den Start bringen – also qualitativ oberhalb der AliExpress-Klone.

Die Akkulaufzeit gibt Apple mit „bis zu 10 Stunden“ an, wobei diese von einer Vielzahl an Faktoren abhängig ist. Surfen und Mailen zieht natürlich weniger Akku als Musik-Streaming oder Videos und Gaming kann nochmal eine andere Stufe darstellen. Auch die Helligkeit des Displays hat einen merklichen Einfluss auf die Akkulaufzeit: Bei der Filmwiedergabe bei maximaler Helligkeit war nach etwas weniger als 6 Stunden Schluss, bei reduzierter Helligkeit wurden es dann auch schonmal 7-8 Stunden. Bleibt man beim Surfen, Mailen und anderen „produktiven“ Arbeiten kommt man locker über den Tag. Positiv aufgefallen: der Standby-Modus ist anscheinend sehr effizient und schlägt nur minimal auf die Batterielaufzeit. Für eine vollständige Ladung des Akkus müsst ihr etwa zwei Stunden einplanen.

In Sachen Sound finden sich im neuen iPad mini zwei Lautsprecher, die im Querformat so etwas wie einen Stereoeffekt erzeugen können. Bei Videos machen die Lautsprecher eine gute Figur, in Sachen Filmen und natürlich Musik merkt man natürlich, dass ein iPad kein Ghettoblaster ist – da fehlt es naturgemäß etwas an Volumen und Bass. In Anbetracht der Größe aber wissen die Lautsprecher dann doch insgesamt zu überzeugen, das geht in meinen Augen schon über zweckmäßig heraus.

Als Abschluss noch ein paar Kleinigkeiten, die das iPad mini auch im Jahre 2021 vermissen lässt: Face ID, MagSafe und GPS. Face ID bekommt man nur mit den iPad Pro, wobei ich nicht ausschließen würde, dass sich dies im kommenden oder darauf folgenden Jahr ändert – früher oder später sicherlich. MagSafe klingt abwegiger als es ist, zumindest bei dem kompakten iPad mini wäre dies ein nettes Zusatzfeature, immerhin ist es letztlich gar nicht mehr so viel größer als das iPhone 13 Max. Und GPS findet sich nur in dem Modell mit Cellular – die WiFi-Only-Version kommt jedoch ohne GPS daher. Schade und sollte man u.U. berücksichtigen.

tl;dr und Fazit

Mit dem iPad mini 6 hat Apple seinem Miniatur-iPad eine Frischzellenkur verabreicht, auf die ich schon im letzten Jahr und dem Jahr davor gewartet habe. Endlich ist auch das kompakteste iPad (oder größte iPhone, je nachdem) in der Moderne angekommen und hat die alte Apple-Designsprache seiner iDevices über Board geworfen. Man hat aber nicht nur optisch Hand angelegt, sondern bietet mit der neusten Generation nun ein iPad mini an, welches seinem größeren Bruder namens iPad Air in eigentlich nichts nachsteht. Keine reduzierte Hardware, vielmehr steckt ordentlich Dampf unter der Haube und endlich wird auch der Apple Pencil der 2. Generation unterstützt. Kamera und Sound gehen in Ordnung, mit der Akkulaufzeit werden sicherlich die meisten „Mischnutzer“ ihren Frieden finden.

Wenn man das Fazit zum iPad mini 2021 in einem einzigen Satz zusammenfassen müsste: Hinsichtlich der Leistungsfähigkeit ist es in seiner Größenklasse nahezu konkurrenzlos. Das ist aber natürlich die nur halbe Wahrheit, wenn man die Relation betrachtet: Die 64 GB des Basismodells kann man nicht wirklich guten Gewissens empfehlen, insbesondere wenn man die Leistungsfähigkeit beachtet, die zu einer mehrjährigen Gerätenutzung einlädt. Und so schlägt das iPad mini 6 mit 256 GB in der Variante „Wifi only“ mit 719€ zu Buche, für rund 100€ mehr gibt es das größere iPad Air – das normale iPad für 549 € nehme ich mal aus, da gänzlich andere Hardwarebasis. Wieso man sich aber dennoch für das iPad mini entscheiden sollte? Weil man den Formfaktor mag.

10 Zoll sind für Tablets quasi so etwas wie ein Standardmaß, da fällt das kleinere iPad mini schon seit jeher raus. Ich stelle mal die These auf, dass man sich für ein iPad mini bewusster entscheidet, als für eine andere Größe – genauso so wie man es auch für das 12,9“ iPad Pro macht. Bei mir soll das iPad als „Verbindungsstück“ zwischen iPhone und MacBook dienen – also eher als größeres iPhone, statt Notebookersatz. Produktive Tätigkeiten nicht ausgeschlossen, gefühlt aber eher „klassisches Consumer-Gedöns“. Ich war schon seit der ersten Generation ein riesiger Fan des kompakten „Mal eben in die Tasche“-Formats und mit der sechsten Generation ist diese Liebe neu entfacht worden. Betrachtet man das Gebotene also ohne auf den Preistag zu schauen und bleibt in der Größe von etwa 8 Zoll, dann gibt es tatsächlich keine ähnlich leistungsstarken Alternativen.

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