Mammoth: Noch ein gelungener Mastodon-Client für iPhone, iPad und Mac

Marcel Am 24.02.2023 veröffentlicht Lesezeit etwa 3:09 Minuten

Entwickler Shihab Mehboob hat mit Mammoth eine weitere App für das soziale Netzwerk Mastodon veröffentlicht. Die App wurde primär für iPhones und iPads entwickelt, läuft inoffiziell aber auch auf Macs mit Apple-Chip.

Das dezentrale, quelloffene Netzwerk Mastodon ist noch immer ein Thema, wenngleich das Tempo, mit der die sprichwörtliche Sau durchs Social-Media-Dorf getrieben wurde, inzwischen gemächlicher ist. Das liegt sicherlich auch daran, dass bei Twitter inzwischen (gefühlt) etwas Ruhe eingekehrt ist, kann sich aber mit den nächsten genialen Ideen des jetzigen Eigentümers auch immer schnell ändern. Nichtsdestotrotz ist die Aktivität bei Mastodon weiterhin gegeben, je nach Filterblase sogar reger als auf Twitter. Dies – und natürlich der Wegfall der Twitter-API für Drittentwickler-Apps – hat viele Entwickler dazu verleitet, neben der eigentlich sehr guten offiziellen Mastodon-App einen eigenen Client auf die Beine zu stellen. Unter anderem sind die Tweetbot-Entwickler mit Ivory im Spiel, dass es aufgrund des hochpreisigen Abonnements und der guten kostenlosen Alternativen aber schwer haben wird. Zuletzt hatte ich bereits Metatext und Ice Cubes in den Raum geworfen, mit Mammoth gibt es nun eine weitere Mastodon-App für iOS.

‎Mammoth: for Mastodon
‎Mammoth: for Mastodon
Entwickler: The BLVD, Inc.
Preis: Kostenlos+

Die App Mammoth stammt aus der Feder von Shihab Mehboob, der zuvor bereits die Twitter-App Aviary entwickelt und gepflegt hat. Zunächst das Preismodell: Während Aviary zunächst als Einmalkauf und später als Abonnement daherkam, lässt sich Mammoth aktuell gänzlich kostenlos nutzen. Dies aber soll sich in unbestimmter Zukunft ändern, wobei das Geschäftsmodell nicht zu 100% ausgearbeitet ist, es steht aber das Wort „Investoren“ im Raum. Es soll irgendwann ein Abo geben, man möchte mit diesem aber (nicht nur) die App finanzieren, sondern einen Teil der Abo-Einnahmen an Betreiber der Mastodon-Server auszuschütten. Ebenso geht man davon aus, dass die App weiterhin für alle nicht-zahlenden Nutzer nutzbar bleiben wird, man also weder auf eine Paywall noch auf eine Nur-Lese-Version setzen wird. Mal sehen, wie schnell die Zeilen altern. (Update 27.02: Inzwischen ist Mozilla als Investor bestätigt worden – lässt ja Gutes hoffen)

Zur App: Wer Aviary kannte, der wird sich in Mammoth direkt zurecht finden – klar, die beiden Plattformen sind sich in ihrer Art recht ähnlich. Auf dem iPhone gibt es die gewohnte einspaltige Darstellung mit Zugriff auf alle wichtigen Bereiche wie Timeline (eigener Server, aggregiert oder ein beliebiger anderer Server stehen hier zur flexiblen Auswahl), Erwähnungen, Likes, private Nachrichten, persönliche Lesezeichen und das eigene Profil. Auf dem iPad (und auf dem Mac, sofern man einen Silicon-Chip nutzt) haben die Entwickler eine mehrspaltige Ansicht eingebaut, die ein wenig an das altehrwürdige TweetDeck erinnert. Wer noch nicht bei Mastodon untergekommen sein sollte, der bekommt zu Beginn eine Auswahl an Servern und empfohlenen Accounts zum Folgen angeboten. Auf diese Weise möchte man neue Nutzer möglichst einfach ins Netzwerk einführen – immerhin möchte man nicht nur die App bereitstellen, sondern Mastodon auch vorantreiben und erst zu 10 Millionen aktiven Nutzern bringen, bevor die 100 Millionen angepeilt sind…

Auf funktioneller Sicht ist ebenfalls vieles geboten: Veröffentlichte Postings können Medien wie animierte GIFs oder Umfragen angehängt bekommen und im Nachgang auch schnell Wiederrufen werden, ebenso kann das eigene Profil bearbeitet und die Liste an stummgeschalteten Wörtern verwaltet werden und auch Push-Benachrichtigungen in Echtzeit stehen zur Verfügung. Mehrere Accounts werden ebenso unterstützt wie der Threader-Modus zur automatischen Erstellung von zusammengehörigen Beitragsthemen, Bild-in-Bild-Wiedergabe von Videos und Drag’n’Drop. Mit Blick auf iOS greift Mammoth auf zahlreiche Schnittstellen zu und bietet somit auch Siri Shortcuts, FaceID- oder TouchID-Sperren, Tastaturkürzel und Share Extensions. Der große Funktionsumfang wird dadurch ergänzt, dass sich die Oberfläche sehr großzügig nach den eigenen Vorlieben anpassen lässt – vom App-Symbol und dem Farbschema, über die Anzeige der Timeline bis hin zur Platzierung der „Verfassen“-Schaltfläche und die Anordnung der Symbolleiste.

Definitiv ein Blick wert, wenngleich der hauptsächlich zuständige Entwickler sich mit dem damaligen sehr schnellen Wechsel von Einmalkauf Aviary hin zum Abo-Aviary 2 nicht viele Lorbeeren abgeholt hatte. Funktionell war Aviary aber gut dabei und da macht Mammoth keine Ausnahme. Bleibt abzuwarten, ob die großen Sprüche rund um die weitere Entwicklung von Mammoth, dem Lobgesang auf Mastodon als dezentrales, offenes Netzwerk und dem Abonnement „für die Gemeinschaft“ eingehalten werden. Das Wort „Investoren“ lässt sicherlich viele Nutzer zusammenzucken, erfahrungsgemäß in der Mastodon-Blase noch stärker als es bei Twitter der Fall war. (Update 27.02.) Aber da inzwischen mit Mozilla ein bekannter und dem Open-Source-Gedanken manifestierter Name als Investor bestätigt ist, kann man sich zumindest mit einer positiven Grundstimmung an Mammoth ranmachen…

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