MEATER+ ausprobiert: Kabelloses und smartes Fleischthermometer für Grill, Backofen und Co.

Marcel Am 11.05.2019 veröffentlicht Lesezeit etwa 9:23 Minuten

Bei der Zubereitung von Fleisch in der Pfanne, im Ofen oder auf dem Grill gibt es im Grunde zwei verschiedene, ganz unterschiedliche, Herangehensweisen: Die einen hauen ihr Stück Fleisch einfach in die Pfanne oder auf den Grill und hoffen dann, dass sie „irgendwann“ den richtigen Garpunkt für sich gefunden haben. Andere greifen zu einem Fleischthermometer und überwachen genauestens die Kerntemperatur – die je nach Tier und persönliche Vorlieben unterschiedlich hoch ausfallen kann. Wie genau man es bei der Zubereitung nun nehmen möchte, ist natürlich immer Einstellungssache. Ich für meinen Teil finde die Methode mit Thermometer aber gerade bei hochwertigerem Fleisch und dem langsamen Garen bei Niedrigtemperaturen als etwas, was definitiv seine Berechtigung besitzt.

Nur: Bei den typischen Fleischthermometern ist der Messfühler über ein Kabel  mit einem Display oder Sender verbunden, das wiederum aus dem Ofen herausragt. Klingt wenig modern und wirklich „smart“ sind diese auch nur selten, zumeist zeigen diese nur die Temperatur an und geben im besten Fall noch Alarm, dass die Kerntemperatur erreicht ist. Diesen „Status Quo“ haben die Köpfe hinter MEATER aufgegriffen und bereits 2015 über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter ein Grillthermometer an Fleichbegeisterte gebracht, welches mit einiger Verzögerung Ende 2017 ausgeliefert wurde. Der Clou: Vollkommen kabellos, gepaart mit einer App, die euch auf dem Weg zum „perfekten“ Fleisch begleiten soll. Inzwischen hat man mit MEATER+ eine optimierte Version auf den Markt gebracht und da so langsam der Sommer wieder vor der Türe steht, musste ich mir MEATER+ doch einmal anschauen.

Meater+ ausgepackt

Nach dem ersten Auspacken folgte auch schon die erste kleine Überraschung, denn MEATER fühlt sich sehr hochwertig verarbeitet an – dies gilt sowohl für den eigentlichen Temperaturfühler, als auch für die dazugehörige Holzbox. Das eigentliche Messgerät misst rund 13 Zentimeter und hat einen Durchmesser von gut 6 Millimetern, was zunächst sehr dick wirken mag, im Praxiseinsatz aber zu keinen Nachteilen geführt hat. Die komplette Technik (Bluetooth-Modul, Akku mitsamt der notwenigen Ladetechnik und Temperatursensor) ist direkt im Edelstahl-Fühler untergebracht. Diese „All in One“-Bauweise stellt sich auch als größte Aufgabe dar, die man während der Entwicklung lösen musste. Kann sich sicherlich jeder vorstellen, dass sich ein technisches Innenleben bei 250 Grad nur bedingt wohl fühlt.

Der Lösungsansatz ist ebenfalls auf dem Fühler sichtbar – in Form einer kleinen Einkerbung. Bis zu diesem Punkt solltet (oder besser gesagt müsst) ihr das Thermometer ins Fleisch stecken; hier herrschen in der Regel weit weniger als 100 Grad und so ist die Technik sicher gekühlt. Am hinteren Ende findet sich eine kleine schwarze Keramikbeschichtung, an der sich das Thermometer ohne Brandblasen anpacken könnt. Außerdem gibt es noch einen zweiten Temperatursensor, welcher die Umgebungstemperatur im Garraum (also im Grill oder Backofen) misst. Ein kleiner Kniff, mit dem MEATER nicht nur die aktuelle Kerntemperatur angeben, sondern auch die verbleibende Zeit berechnen kann. Der integrierte Akku hält nach vier Stunden Laden bis zu 24 Stunden durch.

Geladen wird MEATER übrigens in der mitgelieferten Kiste aus Echtholz, die wie erwähnt ebenfalls sehr hochwertig verarbeitet ist. Zum Laden und auch zur Aufbewahrung wird MEATER einfach in die Halterung gesteckt, eine kleine LED zeigt euch den aktuellen Ladestand der Box an. Auf der Rückseite findet sich ein kleiner Deckel, der dank Magneten ohne Schrauben fixiert bleibt. Der einzige Kritikpunkt wird beim Abnehmen des Deckels sichtbar, denn statt eines verbauten Akkus mit USB-Stecker kommt hier eine handelsübliche AAA-Batterie zum Einsatz, die den MEATER Temperaturfühler bis zu 100 Mal auf. Als kleines Schmankerl besitzt auch die Box selbst auf der Rückseite nochmals zwei Magnete, sodass man die Box direkt am Grill oder an sonstigen magnetischen Oberflächen anbringen kann.

Die ersten Vorbereitungen…

…die eigentlich keine sind. Denn die erste Inbetriebnahme nach dem Auspacken erledigt sich fast von selbst. Die kostenlose MEATER-App für iOS oder Android aufs Smartphone ziehen und starten, das Thermometer neben die Box legen und ein paar Sekunden warten – fertig. Die Verbindung ist ohne Probleme hergestellt, so muss gute Technik funktionieren. Da gibt es nicht viel zu lamentieren, außer vielleicht, dass man direkt zu Beginn bereits auf die MEATER Cloud hingewiesen wird. Mit dieser lässt sich die Temperatur auch unterwegs kontrollieren. Mag sicherlich Anwendungsfälle geben, für die meisten dürfte die Cloud aber nicht notwendig sein. Durch den prominenten Aufruf suggeriert die App es ein wenig anders, wenngleich der „Überspringen“-Link natürlich angezeigt wird.

MEATER
Preis: Kostenlos

Ran an das Fleisch

Sobald die erste Einrichtung (belassen wir es einfach mal bei dem Begriff) erledigt ist, ist Meater+ auch schon einsatzbereit. Der erste Weg geht hierbei auch über die App, zumindest wenn man das Thermometer zum ersten Mal benutzt. Die App bietet eine Reihe an Voreinstellungen für verschiedene Fleischsorten, zum Beispiel für Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Lamm und sogar Fisch. Diese sind nochmals in die jeweiligen Teilstücke unterteilt und es gibt eigentlich kaum etwas, was nicht aufgeführt ist. Da die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, könnt nach Auswahl der Fleischsorte auch noch die Gar- beziehungsweise Kerntemperaturen auswählen – von Englisch über Rosa und Halbrosa bis hin zu Totgebraten Durchgebraten und USDA-Empfehlung ist alles vorhanden. Kommt ihr mit keiner Voreinstellung überein, könnt ihr die Kerntemperatur aber auch manuell festlegen.

Im Anschluss weist euch die App daraufhin, wie ihr den Temperaturfühler ins Fleisch stecken solltet. Kurz gesagt: Das Thermometer sollte natürlich an der dicksten Stelle ins Fleisch und zwar soweit, dass der vordere Teil des Fühlers bis zur Markierung im Fleisch steckt. Dies hat nicht nur mit einer möglichst korrekten Messung der Kerntemperatur zu tun, sondern ist auch der Tatsache geschuldet, dass der vordere Teil wie bereits erwähnt nur für Temperaturen von bis 100°C konstruiert ist. Für die Temperaturen im Fleisch ausreichend, sind diese bekanntlich um einiges niedriger. Der hintere Teil des Thermometers zur Messung der Garraumtemperatur wiederum hält Temperaturen von bis zu 275 °C stand. In meinem Falle gab es übrigens simples Schweinefilet, im Backofen niedergegart. Also nichts mit Foodporn-Fotos, sorry.

Sobald das Thermometer im Fleisch platziert wurde, misst der Fühler im Inneren die Temperatur, die natürlich je nach „Behandlung“ niedriger oder höher ausfallen kann. Der hintere Fühler misst hingegen die Umgebungstemperatur im Garraum, die Messung beginnt allerdings erst ab 25 Grad – was auch Sinn ergibt, denn unter 25 °C dürfte mit dem Fleisch nur wenig passieren. Anhand der beiden Temperaturwerte ermittelt die App nach einigen Minuten eine ungefähre Zeit, wie lange es noch dauert, bis die gewünschte Kerntemperatur erreicht ist. In meinen Augen ein großer Vorteil gegenüber herkömmlichen Fleischthermometern, bei denen man zwar weiß, dass es noch etwa 20 Grad braucht – aber eben keine Zeitschätzung bekommt. Auf dem Hauptbildschirm der App erhaltet ihr alle Informationen auf einen Blick aufbereitet.

Daneben könnt ihr euch aber auch noch einen Temperaturverlauf anzeigen lassen und verschiedene Alarme erstellen. Beispielsweise könnt ihr euch benachrichtigen lassen, wenn die Außen- oder Innentemperatur eine vorgegebene Gradzahl unter- oder überschreitet, wenn eine bestimmte Zeit verstrichen ist oder eine gewisse Zeit, bevor das Garen fertig ist. Dies kann praktisch sein, wenn ihr sicherstellen wollt, dass die Garraumtemperatur nicht zu stark schwankt oder eine halbe Stunde vor Fertigstellung des Garprozesses die Beilagen aufsetzen wollt. Sobald die Kerntemperatur letztlich erreicht ist, gibt euch die App eine Benachrichtigung – je nach Fleisch wird auch beachtet, dass die Temperatur auch beim Ruhen noch ins Innere wandert, entsprechend werdet ihr früher benachrichtigt.

In meinem Falle wurde das Ergebnis auf den Punkt getroffen, auch wenn die App zunächst nur eine halbe Stunde Garzeit auswies, die dann nach ein paar weiteren Minuten auf weit über eine Stunde erhöht wurde. Alles andere hätte mich auch gewundert, bei anderen Versuchen zeigte die Meater-App jedoch direkt eine realistischere Zeit an. Und das Loch im Fleisch, immerhin ist das Thermometer ja doch ein gutes Stück dicker als andere Fleischthermometer? Ja, das ist natürlich vorhanden, es verschwindet ja nicht einfach so. Aber je weiter es ins Innere geht, umso mehr verschließt sich das Loch wieder. Für mich ist es absolut verschmerzter, zumal es sich definitiv nicht nachteilig auf die Saftigkeit des Fleisches auswirkte.

Bei der Verbindung gab es keine großen Probleme, selbst wenn das Smartphone durch die Wohnung getragen wurde. Das Thermometer selbst übermittelt die Temperaturen per Bluetooth an die kleine Holzkiste, hierbei beträgt die Reichweite max. drei Meter. Je nachdem, wo ihr euer Fleisch gart: In der offenen Pfanne könnte die Reichweite sicherlich eher ausgenutzt werden, als im komplett geschlossenen Grill. Von der Holzbox zum Smartphone sind dann wiederum bis zu 50m gewährleistet – also genug, um den Garprozess im Blick zu behalten. Ein großer Vorteil gegenüber des Vorgänger-Modells, welches je nach Grill lediglich eine Reichweite von insgesamt drei Metern aufwies, da die Box nicht als Bluetooth-Repeater fungierte.

Ein paar Bemerkungen

  • Mehr MEATER. An einem Grillabend kommt es natürlich selten vor, dass man nur ein Stück Fleisch im Grill zubereitet. Natürlich könnte man nun sehr ähnliche und gleichartige Fleischstücke in den Grill legen und nur mit einem Stück messen. Dies kann aber je nach Hitzeverteilung im Grill doch zu unterschiedlichen Ergebnissen führen und falls es unterschiedliche Fleischsorten sind, fällt die Option weg. Hierzu kann die App auch mehrere Thermometer managen, zukünftig soll es mit MEATER-Block auch eine Variante mit vier Temperaturfühlern und einer Holzbox mit WiFi und Touchscreen geben. Preislich möchte man hierfür 299 USD aufrufen.
  • Einfache Reinigung. Das Thermometer ist nahezu komplett aus Edelstahl und wasserabweisend gefertigt, was die Reinigung enorm vereinfacht. In die Spülmaschine sollte man das Thermometer aber nicht werfen, oftmals ist dies aber auch nicht notwendig. Ein feuchter Küchenlappen oder notfalls auch etwas fließendes Wasser reichen bereits aus, um sämtliche Rückstände zu entfernen.
  • Mehr MEATER. An einem Grillabend kommt es natürlich selten vor, dass man nur ein Stück Fleisch im Grill zubereitet. Natürlich könnte man nun sehr ähnliche und gleichartige Fleischstücke in den Grill legen und nur mit einem Stück messen. Dies kann aber je nach Hitzeverteilung im Grill doch zu unterschiedlichen Ergebnissen führen und falls es unterschiedliche Fleischsorten sind, fällt die Option weg. Hierzu kann die App auch mehrere Thermometer managen, zukünftig soll es mit MEATER-Block auch eine Variante mit vier Temperaturfühlern und einer Holzbox mit WiFi und Touchscreen geben. Preislich möchte man hierfür 299 USD aufrufen.
  • MEATER Link & Cloud. Wem die Reichweite von MEATER+ noch immer nicht ausreichend ist oder wer auch von unterwegs aus die Gartemperatur überwachen möchte, der kann auf MEATER Link und Cloud zurückgreifen. MEATER Link ist dabei die erste „Ausbaustufe“: Hierbei ersetzt ein Smartphone oder Tablet die MEATER Box und übermittelt die Garinformationen via WLAN an andere verknüpfte Geräte. Soll es dann noch weiter gehen, kommt MEATER Cloud ins Spiel. Einen Account vorausgesetzt, schickt das mit dem Thermometer verbundene Smartphone die Daten an einen MEATER-Server, von dem aus ihr auch von unterwegs aus diese einsehen könnt. Etwas für besonders Neugierige.
  • Anleitungen auf YouTube. Die Macher von MEATER haben sich Gedanken darüber gemacht, wie man Nutzern Hilfestellungen an die Hand geben kann. Und was passt 2019 besser, als ein eigener YouTube-Kanal? Auf diesem lassen sich fast alle Handgriffe rund ums MEATER in Bewegtbild anschauen – vom Einschieben des Temperaturfühlers ins Fleisch, über die Verbindung mit dem Smartphone, dem Erstellen von Alarmen, der Einrichtung von MEATER Link und Cloud und noch vieles mehr. Auch diverse Fleischzubereitungen werden in Videos gezeigt. Tolle Sache, vor allem in diesem Umfang und ganz nett produziert. Einziger kleiner Wermutstropfen: Die Videos sind nur auf Englisch verfügbar.
  • Alexa, wie lange braucht das Fleisch noch? Wollt ihr nicht immer auf euer Smartphone schauen müssen, um den aktuellen Garzustand zu erhalten, könnt ihr auch Alexa nach der verbleibenden Zeit oder der aktuellen Kerntemperatur fragen. Voraussetzung dafür ist aber ein MEATER Cloud-Account und die Veröffentlichung des Skills im deutschsprachigen Alexa-Skill-Store – denn zum jetzigen Stand ist der MEATER-Skill nur für englischsprachige Nutzer zu haben. Dies soll sich jedoch kurz- bis mittelfristig ändern.

Fazit und tl;dr

Sieht man einmal von der ursprünglichen Verzögerung der ersten Auslieferung nach der Kickstarter-Kampagne ab, ist MEATER ein sehr positives Beispiel für erfolgreiches Crowdfunding. Das Thermometer ist hochwertig verarbeitet, für die Holzbox gilt selbiges und mit der Plus-Version hat man auch die schwächelnde Reichweite des Originals verbessert. Rein technisch gibt es also eigentlich keinen Grund zur Beschwerde. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Fleischthermometer hat MEATER+ drei entscheidende Vorteile: Beim Drehen des Fleisches muss man nicht auf störende Kabel achten, es misst neben der Kerntemperatur auch die Umgebungstemperatur und anhand dessen berechnet MEATER die zu erwartendene restliche Gardauer. Betrachtet man nur die technischen Aspekte und die Features der dazugehörigen App, dürfte MEATER zu den beste Thermometern auf dem Markt zählen.

Und dann kommt das „Aber“, denn mit einem Straßenpreis von rund 119 Euro kostet MEATER deutlich mehr als andere (Bluetooth-)Thermometer. Letztlich kommt es darauf an, ob ihr zur Zielgruppe gehört: Entweder ihr mögt gutes Fleisch oder Technik. Oder beides. Wer nur dann und wann mal sein Discounter-Steak in der Pfanne erhitzen möchte, der benötigt sicherlich kein Thermometer oder dem reicht auch das 5-Euro-Angebot. Wer hingegen gerne auf Zubereitungen mittels Niedrigtemperaturen zurückgreift oder gutes Fleisch zu entsprechenden Preisen kauft, der wird sicherstellen wollen, dass das Ergebnis nicht misslingt. Und wer Technik liebt, der wird an MEATER erst recht seinen Spaß haben. Kurz gesagt: Ist man bereit den Preis zu zahlen, erhält man ein modernes Fleischthermometer mit vielen Features und wird definitiv nicht enttäuscht.

Dieser Artikel wurde mir vom Hersteller als Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr Infos

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