Für den privaten Gebrauch gibt es für nahezu jeden Anwendungsfall eine dedizierte App und viele von diesen werden auch gerne genutzt. In Unternehmen sieht dies aber ein wenig anders aus: Zwar gibt es auch hier zahlreiche Tools für mehr oder weniger spezielle Zwecke, oftmals wird aber auf solche verzichtet und stattdessen auf Standard-Software ausgewichen. Sehr beliebt ist Microsoft Excel, dass nicht selten nicht nur als Tabellenkalkulation, sondern auch für Dutzende und Aberduzende andere Fälle herhalten muss. Da werden dann mühsam etliche Tabellen erstellt, die im Anschluss mit einem Blattschutz versehen werden, damit diese nicht in ihrer Struktur verändert werden. Blöd nur, wenn die Tabellen inzwischen so alt sind, dass das Passwort zum Aufheben des Passworts nicht mehr bekannt ist – zum Beispiel weil man es über die Jahre schlicht vergessen hat oder weil der Ersteller nicht mehr im Unternehmen ist.
Ab Excel 2013 sieht es bei einer Dateiverschlüsselung oder einem Passwortschutz der gesamten Arbeitsmappe mit den Möglichkeiten eher mau aus, diesbezüglich muss man ein dediziertes Passwort-Tool nutzen und Glück haben, dass das Brute Force nach langer Zeit anschlägt. Beim effen Blattschutz gibt es jedoch eine recht einfache Möglichkeit, den Blattschutz auch ohne bekanntes Passwort entfernen zu können, da Excel-Dateien letztlich nur gepackte XML-Dateien sind. Hierzu Bedarf es noch nicht einmal vielen Tools, denn ein Pack-Tool dürfte inzwischen auf jedem Rechner vorhanden sein und in eignen Fällen reicht auch die in Windows 10 integrierte Funktion. Vorab sei gesagt: Ich veranschauliche den Weg unter Windows 10, auf älteren Systemen und auch macOS funktioniert es aber natürlich ebenso – bei letzterem muss man nur andere Anwendungen zu Hilfe ziehen.
Zuerst einmal: Macht vor der Manipulation eine Sicherung eurer Excel-Datei, sicher ist sicher. Im Anschluss benennt ihr eure Originaldatei um beziehungsweise hängt ein „.zip“ an den Dateinamen an. Aus dem Dateinamen „exceldatei.xlsx“ wird demnach „exceldatei.xlsx.zip“:
Nun könnt ihr diese ZIP-Datei entweder mit dem Windows Explorer oder eurem bevorzugten Packprogramm öffnen:
Als nächstes klickt ihr euch durch die Ordner „xl“ und „worksheets“, in dem sich alle Arbeitsblätter befinden. „sheet1.xml“ stellt das erste Arbeitsblatt dar, „sheet2.xml“ das zweite und so weiter und so fort:
Das gewünschte Tabellenblatt zieht ihr nun auf den Desktop und öffnet dieses in einem Texteditor, unter Windows ist das mitgelieferte Notepad völlig ausreichend:
Je nach Umfang des Arbeitsblattes ist der Inhalt der Datei natürlich deutlich länger – interessiert uns aber alles nicht. Über STRG + F öffnen wir die Suchfunktion und suchen nun nach dem Parameter „sheetProtection“:
<sheetProtection algorithmName="SHA-512" hashValue="/1bSHEAZIAuIu9MP3ZceCN5TIIl6zfXRr76cpTXjBbEOLXFJahGMDfT6ct6dbYR2ugSZr8AJ5qJQNvhnzM/WqA==" saltValue="Q5unhHcdihTUfp7EmEgAIA==" spinCount="100000" sheet="1" objects="1" scenarios="1"/>
Dieser Tag beinhaltet nun alle Informationen rund um den gesetzten Blattschutz, je nach auswählte Option kann dieser ebenfalls etwas anders aussehen. Nun markiert ihr den gesamten Tag von „<sheetProtection“ bis zum nächstfolgenden „/>“ und ersetzt dieses durch „<sheetProtection/>“:
Wichtig ist hierbei, dass ihr auch die spitzen Klammern markiert und den richtige Ende findet – nicht zu weit suchen:
Habt ihr den Teil ersetzt, könnt ihr eure Datei speichern und schließen. Jetzt müsst ihr eure bearbeitete Datei nur noch zurück an den ursprünglichen Ort in der ZIP-Datei ziehen und das Ersetzen des Originals bestätigen:
Zu guter Letzt entfernt ihr wieder das anfangs angehängte „.zip“ aus dem Dateinamen, sodass eure Datei wieder nur „exceldatei.xlsx“ heißt. Et voilà – schon ist der Blattschutz von dem gewünschten Arbeitsblatt entfernt:
In einigen Fällen kann es möglich sein, dass sich die bearbeitete Datei nicht so ohne weiteres ersetzen lässt und euch Windows die Fehlermeldung „Der Ordner kann nicht geöffnet werden“ auswirft. Lokal konnte ich dies nicht nachvollziehen, sondern lediglich auf einem Remote-System. In diesem Falle müsst ihr am Anfang und Ende zwei zusätzliche, kleine Arbeitsschritte einfügen, da ihr das Archiv zunächst entpacken und im Anschluss wieder zusammenfügen müsst. Klappt in der Regel auch mit Bordmitteln, im Zweifel muss man auf die typischen Packprogramme wie WinRAR, 7zip und Co. zurückgreifen:
Der erste zusätzliche Schritt reiht sich nach dem ersten Umbenennen der Excel-Datei und dem Öffnen der Datei im Windows Explorer ein. Hier müsst ihr nun im Explorer den Reiter „Tools für komprimierte Ordner“ auswählen und alle Elemente extrahieren:
Die weiteren Schritte sind dann identisch, lediglich nach dem Bearbeiten und Kopieren der Datei müsst ihr in die oberste Ordnerstruktur gehen, alle Dateien markieren und diese wieder zu einem ZIP-Archiv hinzufügen. Geht am schnellsten über die rechte Maustaste und das Menü „Senden an → ZIP-komprimierter Ordner“:
Bei diesem Weg müsst ihr noch einen Dateinamen für das neue Archiv vergeben und könnt dann wiederum die Dateierweiterung „.zip“ entfernen. Im Grunde müsst ihr also nur das Archiv einmal entpacken, dann die gewünschte Datei des Arbeitsblattes bearbeiten und die entpacken Dateien wieder zu einem ZIP-Archiv zusammenführen. Ein paar Klicks mehr, aber nicht anspruchsvoller.
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