Am gestrigen Abend hat Microsoft in einer rund zweistündigen Keynote rund um Windows 10 doch überraschenderweise ein kleines Feuerwerk gezündet – hier einmal eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Dinge.
Preis und Verfügbarkeit
Beginnen wir doch erst einmal mit einer positiven Meldung: Windows 10 wird es nicht nur für Desktop-Rechner, sondern auch für Smartphones (aka Windows Phones) und Tablets geben – allerdings sollte man nicht vor Herbst mit einem finalen Update rechnen. Jedoch wird das System rund ein Jahr lang für alle Nutzer von Windows 7, Windows 8.1 und Windows Phone 8.1 kostenlos verfügbar sein, danach muss man dann ein kostenpflichtiges Update beziehen. Windows 10 soll mehr ein Dienst, statt ein klassisches OS sein, was wohl darauf hinauslaufen dürfte, das neue Features zeitnah nach der Fertigstellung veröffentlicht werden sollen. Bereits nächste Woche wird es eine neue Version der Technical Preview für Windows 10 geben, Smartphones kommen ab Februar in den Genuss einer ersten Testversion.
Windows 10: Startmenü, Continuum und Action Center
Bereits aus der Technical Preview ist bekannt, dass man ein neues Startmenü einführen wird, welches eine Mischung aus dem klassischen Startmenü von Windows 7 und dem neuen Startscreen von Windows 8 darstellen wird. Hier lassen sich nicht nur Desktop-Anwendungen, sondern auch Kacheln platzieren, was in meinen Augen eine recht nette Sache ist: Komfort wie „früher“, mit einem schnellen Blick auf die wichtigsten Informationen innerhalb der Live-Kacheln.
Ebenfalls als Konzept bekannt war ein Feature namens Continuum, das auf Tablets und Convertibles zum Einsatz kommt. Hierbei wird mehr oder weniger automatisch zwischen dem klassischen Bedienmodus mit Maus und Tastatur und einem Touch-Modus gewechselt, sodass nicht nur das Startmenü im Vollbildmodus läuft, sondern auch Desktop-Anwendungen verhalten sich wie Metro-Apps und lassen sich mittels Snap-Funktion am Bildschirmrand anordnen. Vor allem der neue Startscreen gefällt – auf kleineren Tablets sieht Windows 10 noch immer aus wie auf dem Rechner, lässt sich aber deutlich besser bedienen.
Zu guter Letzt findet auch das Action Center von Windows Phone 8.1 Einzug auf den Desktop – in so weit ebenfalls nichts neues da schon in der Technical Preview vorhanden, Microsoft zeigte aber eine deutlich fortgeschrittenere Lösung. Diese ersetzt nun die Charmsbar auf der rechten Bildschirmseite und wird über die komplette Bildschirmhöhe gezogen. Hier werden nicht nur Benachrichtigungen angezeigt, sondern es gibt auch ein paar Schnellzugriffe wie WiFi, Bluetooth, Display, Flugzeugmodus und so weiter und so fort. Toll: Sämtliche Benachrichtigungen werden zwischen allen Windows-10-Installationen synchronisiert, auch zwischen Desktop und Smartphone.
Cortana und Windows 10
Natürlich war es ein logischer Schritt und nun ist es auch ganz offiziell bestätigt: Microsofts Sprachassistent Cortana findet Einzug auf den Desktop. Hierüber könnt ihr nicht nur Termine erstellen und das Wetter anzeigen lassen und ähnliche organisatorische Dinge durchführen, sondern ihr könnt auch euren Rechner durchsuchen. Sah auf der Präsentation schon alles sehr gelungen aus, trotz dessen, dass es sich dabei bei Weitem noch nicht um eine finale Version handelt. Cortana for Desktop soll übrigens erst in den kommenden Monaten für die Technical Preview ausgerollt werden.
Windows 10 für Smartphones
Windows 10 wird auch auf Smartphones laufen, soviel gab es ja schon zu Beginn. Dabei wird es jedoch keine einfache Weiterentwicklung von Windows Phone 8.1 darstellen, sondern um einen größeren Schritt. Es ist eben das Windows 10 vom Desktop, nur eben an die kleineren Displays angepasst – nichts desto trotz wird man sich als WP-Nutzer direkt wieder heimisch fühlen. Das Hintergrundbild auf dem Startscreen ist wirklich ein Hintergrundbild und wird nicht nur auf den Kacheln angezeigt, das Action Center synchronisiert Benachrichtigungen mit dem PC und auch die Inline-Benachrichtigung von Nachrichten hat nun Einzug gefunden. Schaut sehr gelungen aus. Die Tastatur wird sich übrigens frei auf dem Bildschirm verschieben lassen und Skype ist nun fest in der Messaging-App von Windows 10 integriert. Auch die Einstellungen und andere Dialoge sind recht deutlich überarbeitet worden, hier hoffe ich aber, dass die Ansicht noch nicht gänzlich final ist – wirkt sehr gequetscht und gedrungen.
Office-Apps, Outlook und mehr
Des Weiteren hab Microsoft auch eine erste Vorschau des Office-Pakets auf dem Smartphone gezeigt, was eigentlich durchweg gelungen aussah. Word, Excel und PowerPoint wird es also zukünftig auch auf Smartphones mit Windows 10 geben. Eine mehr oder weniger exklusives Feature der Touch-Versionen nennt sich Wireless Printing und ermöglicht eben das kabellose Drucken, wobei Microsoft auf der Präsentation noch nicht weiter drauf eingegangen ist. Außerdem gab es auch einen kurzen Ausblick auf eine neue Outlook-Version, die sich ebenfalls an die verschiedensten Displaygrößen anpassen lässt und durchweg eine einheitliche Bedienung und Optik bietet. Sieht. Sehr. Geil. Aus. Microsoft. Lässt sich nicht anders sagen.
Weitere Apps? Es gibt eine neue Foto-App – ebenfalls für alle Systeme – welche Fotos und Bilder dank OneDrive auf alle Geräte synchronisiert und dabei auch direkt Duplikate beseitigen soll. Außerdem wird die Foto-App rudimentäre Bearbeitungsfunktionen besitzen, mit denen man Bilder zum Beispiel zurecht schneiden kann, es lassen sich rote Augen entfernen, Werte wie Helligkeit und Co. verändern. Ebenfalls neu, aber nur als Demo gezeigt: Eine neue App für Kontakte, Musik und Maps.
Neuer Browser Spartan
Die Gerüchte bestätigten sich: Microsoft arbeitet an einem komplett neuen Browser inklusive Rendering-Engine. Dabei gibt es neben einer deutlich aufgeräumteren Oberfläche drei herausstechende Neuerungen: So lassen sich Webseiten ohne zusätzliches Tool mit Anmerkungen versehen werden und so bestimmte Ausschnitte gesondert markiert oder mit Kommentaren versehen werden. Das ganze lässt sich natürlich auch versenden, sowie lokal oder im OneDrive abspeichern.
Außerdem wird Spartan einen neuen Lese-Modus spendiert bekommen, in dem Inhalte nicht nur zum einfacheren und bequemeren Lesen ähnlich wie bei Readability aufbereitet werden, sondern auch in einer Leseliste gespeichert werden – diese wird natürlich auch wieder zwischen allen Windows-10-Installation synchronisiert.
Zu guter Letzt hat man auch Cortana integriert, sodass man nicht nur per Sprache durch das Web browsen kann, sondern man möchte bei Eingabe einer URL auch passende Informationen anbieten. Sucht ihr zum Beispiel nach einem Restaurant, so wird euch direkt eine Karte und Kontaktdaten angezeigt und dergleichen.
Windows 10 und Xbox One
Auch aus dem Bereich Gaming gab es ein paar interessante Punkte zu sehen. So wird Windows 10 auch auf die Xbox One kommen, viel mehr verriet man aber nicht. Stattdessen hat man sich auf die Desktop-Version konzentriert und hat hier eine neue Xbox-App präsentiert, in der ihr eure Spiele, Kontakte und Aktivitäten vorfindet. So kann man direkt aus dem Spiel heraus in Echtzeit Screenshots und Videos erstellen, die dann mit eurem Xbox-Kontakte-Netzwerk geteilt werden. Vor allem aber sehr gelungen: Es wird einen Cross-Multiplayer-Modus geben, sprich Gamer mit Windows 10 Rechner können mit Gamern auf der Xbox im Multiplayer zocken. Ebenso könnt ihr eure Xbox-One-Spiele auf den Desktop-Rechner mit Windows 10 streamen. Viel hat Microsoft dazu nicht verraten, sah aber für Gamer alles sehr geil aus.
Microsoft Surface Hub
Der erste Hardware-Teil der Keynote: Das Microsoft Surface Hub. Ein 84 Zoll (!!) großer Touchscreen mit 4K-Display, auf dem sich mit einem Stylus arbeiten lässt und in das auch Kameras, Mikrofone, NFC, Bluetooth, Lautsprecher und diverse Sensoren verbaut worden sind. Fette Sache. Preislich dürfte es für den privaten Nutzer zuhause natürlich absolut uninteressant sein, aber Microsoft zielt hierbei natürlich auf die Nutzung in Unternehmen ab. Quasi das Whiteboard der Zukunft – und natürlich auch mit Windows 10.
Microsoft HoloLens
Der zweite Teil der Hardware-Vorstellung hatte es in sich, denn Microsoft präsentiert seine Idee eine Datenbrille: HoloLens. Google Glass? Oculus Rift? Kindlicher scheiß dagegen. Denn HoloLens zeigt euch Inhalte nicht als komplette virtuelle Umgebung oder auf einem kleinen Display im Augenwinkel an, sondern direkt vor euren Augen als eine Art Hologramm an – dank verbauter CPU, GPU und Co. völlig eigenständig und ohne, dass man ein zusätzliches Gerät benötigen würde. Egal ob Fernsehprogramm, Informationen wie Kalender, Wetter und dergleichen oder 3D-Modelle – alles ist möglich und lässt sich per Gesten auch noch bedienen. In den gezeigten Demo-Video sah das ganze schon mehr als geil aus. Bleibt natürlich die Frage nach dem Preis, denn das Teil dürfte alles andere als ein Schnapper werden. Release soll übrigens noch in diesem Jahr stattfinden, Microsoft möchte die HoloLens-Brille in etwa mit Windows 10 veröffentlichen. Wow.
Quelle Screenshots The Verge TheNextWeb
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