Schon seit einigen Jahren bin ich quasi ohne Schlüssel unterwegs: An der Wohnungstür kommt das Nuki Smart Lock – inzwischen in der dritten Generation – zum Einsatz, während die Haustür über den Nuki Opener geöffnet wird. Funktioniert so gut, dass ich tatsächlich kaum noch einen Schlüssel genutzt habe, wenngleich dieser in 98% der Fälle dabei ist. Kann ja immer mal was sein. Um die Wohnungstür nicht immer mit dem Smartphone oder der Smartwatch öffnen zu müssen, falls Auto Unlock mal nicht so funktioniert wie gewünscht, bietet Nuki seit geraumer Zeit das Keypad als Erweiterung an: Ein kleines Kästchen, über das sich das Türschloss mit einem Code entsperren lässt. Manches Mal der Retter in der Not, wenn die Tür dann doch mal wieder zugefallen ist. Leider aber auch vergleichsweise langsam, in den meisten Fällen habe ich die Tür dann schneller mit der Apple Watch geöffnet, als den Code einzugeben und auf das Öffnen zu warten. Eben jenes Keypad hat nun mit dem Nuki Keypad 2.0 einen Nachfolger erhalten. Die große Neuerung: Es verfügt über einen Fingerabdrucksensor.
Da die Technik für den Fingerprint-Sensor natürlich Platz benötigt, fällt das Keypad 2.0 voluminöser aus, als sein Vorgänger. Und das recht deutlich, wie man auch ohne genaue Abmessungen auf den ersten Blick erkennen kann. Mit seinen etwa 11,8 x 2,9 x 2 Zentimetern ist die zweite Version ein echter Brummer, im Vergleich dazu wirkt das alte Keypad mit seinen 9 x 3 x 1,5 Zentimetern wie aus dem Miniatur-Wunderland. Optisch ist das Keypad 2.0 aber dennoch schlicht gehalten, besitzt nun aber ein matt-schwarzes Kunststoffgehäuse ohne einen Silikonüberzug. Der nackte Kunststoff fasst sich leider nicht ganz so hochwertig an, wie es die erste Version getan hat, abgesehen davon ist die Verarbeitung aber einwandfrei. Sollte es auch, möchte es der IP54-Zertifizierung (gegen Staub und Strahlwasser) gerecht werden. Insbesondere bei der Verwendung an der Haustür ist der Schutz vor Regen wichtig, sonst kann man bei Amazon schon direkt ein Spar-Abo anlegen.
Der Fingerabdrucksensor nimmt aber natürlich nicht den gesamten Platz im Innenraum ein, vielmehr beanspruchen die nun verwendeten vier AAA-Batterien einen Mehrbedarf. Jene lassen sich schnell wechseln, indem die Kappe an der Unterseite herausgezogen wird. Kritik: Die Kunststofflasche, mit der die Abdeckung einrastet, ist recht dünn und sitzt recht stramm, sodass ich aufgrund des Kraftaufwandes Sorge hatte, die Lasche abzubrechen. Hätte man gerne etwas vertrauenserweckender konstruieren können. Auf der Rückseite befindet sich eine Halterung, die mit dem vorangebrachten 3M-Klebeband zum Beispiel an der Tür befestigt wird und auf die das Keypad gesteckt wird. Die Halterung hält das Keypad sicher dort, wo es sein sollte und auch beim Zuschlagen der Tür springt das Keypad nicht heraus, gleichzeitig lässt es sich aber auch ganz easy abnehmen, zum Beispiel um die Batterien auszutauschen.
Was, wenn das Keypad doch mal gestohlen werden sollte? Ohne Zugriffscode lässt sich das Keypad nicht mit anderen Smart Locks koppeln, soweit die persönlich Befriedigung. Sollte das Keypad gestohlen werden, ersetzt Nuki dieses im Rahmen der Diebstahl-Ersatzgarantie: Verlustanzeige bei der Polizei aufgeben und mitsamt der Rechnung des Keypads an den Nuki-Support senden, anschließend erhaltet ihr ein kostenloses Ersatzprodukt. Wurde laut Nuki in der Vergangenheit nur selten in Anspruch genommen, dennoch guter Kundenservice.
Die runden Tasten stehen (gewollt) einen Hauch hervor und besitzen einen angenehmen Druckpunkt, sind allerdings abermals nicht beleuchtet, was gerade in Dunkelheit ein nettes Extra wäre. Ob man aus Gründen des Platzes oder der Batterielaufzeit auf eine Beleuchtung verzichtet hat? Nichts genaues weiß man nicht. Kommt aber immer auf den Einsatzort an: Der Hausflur im Mehrfamilienhaus ist zumeist beleuchtet, an der Haus- oder Kellertüre wäre eine kleine Beleuchtung aber ganz nett gewesen. Oberhalb der Tasten finden sich wie beim ersten Keypad sechs kleine LEDs, die die Code-Eingabe visualisieren, unterhalb des Ziffernblocks gibt es das eigentliche Schmuckstück des Keypad 2.0: den eingangs schon erwähnten Fingerabdrucksensor. Sieht nicht nur aus aus wie der TouchID-Sensor vom iPhone, fühlt sich auch so an und ist in der Größe nahezu identisch.
Die Einrichtung und Verknüpfung des Keypads mit eurem Smart Lock ist schnell erledigt: In der Geräteverwaltung in der Nuki-App die Einrichtung eines neuen Keypad starten (Tipp: Solltet ihr bereits ein Keypad besitzen, ruft dieses auf und wählt dann „Neues Keypad verbinden“, damit werden bestehende Codes und Berechtigungen übernommen) und den weiteren Schritten folgen. Nachdem ihr einen Sicherheitscode für die spätere Konfiguration des Keypad eingegeben habt, wird dieses mit dem Smart Lock gekoppelt – funktioniert ohne Probleme. Anschließend werdet ihr noch aufgefordert, einen Zutrittscode zum Öffnen der Türe einzugeben. Wie auch bei der ersten Version: es fehlt die Ziffer 0, womit man die Nutzung von Geburtstagen unterbinden möchte. Gleichzeitig erlaubt das Keypad nur einen genau sechsstelligen Code; das beißt sich etwas und auch wenn die Eingabe logischerweise entsprechend länger dauert, würde ich mir acht oder zehn Stellen wünschen.
Damit ist das Keypad per se auch schon einsatzbereit, aber eben nur via Code. In den Einstellungen des Smart Lock(!) können die gespeicherten Codes nun um Fingerabdrucken ergänzt werden, dies können auch unterschiedliche Personen sein, sofern diese denselben Zutrittscode nutzen; alternativ können natürlich auch verschiedene Codes erstellt werden. Insgesamt lassen sich bis zu 200 Zutrittscodes und 20 Fingerabdrücke hinterlegen. Beim Hinzufügen eines Fingerabdrucks muss der Finger mehrmals aufgelegt und angehoben werden, da könnte man wieder den Smartphone-Vergleich ziehen. Klappt reibungslos. Technisches Hintergrundwissen: Der Hashwert des Fingerabdrucks wird mit einem Hashwert des Zutrittcodes verknüpft und lokal auf dem Keypad gespeichert. Wird ein Code eingeben oder ein Finger aufgelegt, findet die Prüfung ausschließlich auf dem Keypad statt, dass im Erfolgsfall anschließend den Öffnen-Befehl an das Türschloss sendet.
Ergänzend kann auch ein Blick in die Einstellungen des Keypad selbst nicht schaden. Hier findet ihr neben dem Status der Batterien (diesbezüglich meldet sich die App frühzeitig, wenn die Batterien so langsam den Geist aufgeben, was laut Nuki nach etwa 12 Monaten der Fall sein sollte) und einem Zugriffsprotokoll auch die Möglichkeit, das Zusperren der Tür per Keypad grundsätzlich für alle Nutzer zu deaktivieren oder die Nutzung oder besser gesagt den Zugang über das Keypad nur zu einer bestimmten Zeit zu erlauben. Jene Einstellungen lassen sich auch individuell für jeden Zutrittscode hinterlegen. Weiterführend kann festgelegt werden, was beim was beim Betätigen der Pfeiltaste passieren soll (Intelligente Aktion, Aufsperren, Zusperren, Tür öffnen oder Lock’n’Go) und zu guter Letzt kann auch die Helligkeit der LEDs justiert werden. Gerade das Zusperren bei Knopfdruck habe ich immer gerne genutzt, empfinde ich als angenehmer als selbige Funktion am Smart Lock zu nutzen.
Nun aber zur Gretchenfrage: Wie schnell und zuverlässig reagiert der Fingerabdrucksensor? Schnell. Wer den den TouchID-Sensor der iPhones gewohnt ist, der wird am Nuki Keypad 2.0 nichts vermissen. Der Fingerabdruck selbst wird in einem Wimpernschlag erkannt, lediglich die Kommunikation mit dem Schloss dauert es 2-3 Sekunden, bis die Tür geöffnet wird. Da aber die zeitraubende Codeeingabe entfällt, ist auch das mit Abstand flotter, als das Smartphone zu zücken oder das Handgelenk zu heben. Schneller kann man die Tür mit dem Nuki Schloss nicht öffnen. Mit 159 Euro ruft man für das Nuki Keypad 2.0 deutlich(!) mehr auf als für den Vorgänger, der für 79 Euro zu haben war. Nicht nur in aktuellen Zeiten eine Ansage. Trotzdem könnte ich die Frage, ob sich das neue Keypad als Neuanschaffung oder Upgrade lohnt, für mich mit einem „Ja“ beantworten. Wenngleich ich zugeben muss, dass ich beim Preis kurz mal die Atemübungen auf der Watch starten musste und der Preis sicherlich einige potentielle Käufer verschrecken wird…
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