Olloclip Lens Core Set im Test: 3-in-1-Aufsteckobjektiv fürs iPhone 7 (Plus)

Marcel Am 16.06.2017 veröffentlicht Lesezeit etwa 7:30 Minuten

Die Qualität von Smartphone-Kameras hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert und mit der iPhone-Kamera liegt Apple seit Jahren ganz weit vorne im Ranking. Klar: Gegen eine Spiegelreflexkamera mitsamt ordentlichem Objektiv kann keine Smartphone-Kamera anstinken (guter Fotograf vorausgesetzt), die typischen Reise-Kompaktkameras aber haben zumindest mit Blick auf die Kameraqualitäten der Smartphone-Flagschiffe ihre Daseinsberechtigung schon länger verloren. Dies dürfte auch einer der Gründe sein, weswegen man im Urlaub fast nur noch Leute sieht, die mit dem Smartphone knipsen. Das Handy hat man eh immer dabei, schleppt also nichts zusätzlich mit. Und möchte man noch etwas mehr aus seinen Foto-Aufnahmen herausholen oder ein wenig Varianz in seine Motive bringen, so gibt es inzwischen duzende Aufstecklinsen. Von billig bis teuer ist für jeden Geldbeutel etwas dabei. Ich konnte mir zuletzt einmal die Aufsteck-Objektive von olloclip anschauen – genauer gesagt das Core Lens Set für das iPhone 7 und 7 Plus.

Ein erster Blick auf die Objektive

Zunächst einmal werfen wir einen Blick in die Verpackung, in der sich neben den eigentlichen Linsen und dem Aufsteck-Adapter auch noch diverser anderer Kleinkram findet. Unter anderem eine Halterung mit Karabiner, auf die das Objektiv bei Nichtbenutzung aufgesteckt werden kann. Dies hält Staub von den (inneren) Linsen ab und ermöglicht es, die Objektive zum Beispiel am Rucksack oder einer Gürtellasche an der Hose befestigen zu können um sie schnell griffbereit zu haben. Die Linsen selbst werden mittels einer kleinen Plastikabdeckung geschützt und ließen sich bei Bedarf auch schnell abschreiben – was aber letztlich nur notwendig ist, wenn ihr ein iPhone 7 Plus besitzt, denn in diesem Falle müsst ihr zwei kleine Plastikeinsätze austauschen. Die Linsen selbst besitzen ein Aluminium-Gehäuse, der Adapter und die Halterung sind aus einfachem Kunststoff.

Kunststoff ist inzwischen oftmals gar nicht mehr das Problem, ich habe schon einige Kunststoff-Gadgets in den Händen gehalten, die nahezu perfekt verarbeitet sind. In diesem Falle ist es leider so, dass der Adapter ein wenig billig wird, unter anderem haben die Linsen zu viel Spiel, es klappert daher an allen Ecken und Kanten. Hinzu kommt, dass sich die Linsen meiner Meinung nach zu leicht abschrauben lassen, was dazu führt, dass man diese beim Entnehmen aus der Halterung oftmals erst wieder fest anziehen muss. Gleiches gilt auch beim Abnehmen der Plastikabdeckungen, auch hier habe ich oftmals Sorge, dass ich gleich den ganzen Plastik-Einsatz herausreiße – der etwas wackelige Adapter mitsamt der recht fest sitzenden Abdeckungen sind eine (gefühlte) gefährliche Kombination. Ehrlich: Das hätte besser sein müssen, vor allem mit vorgenommenem Blick auf den Preis von etwa 120 Euro.

Olloclip im Einsatz

Das Aufsteck-Onjektiv wird, wie es der Name schon vermuten lässt, einfach aufs iPhone geschoben, dank der herausstehenden Kamera des iPhones spürt man auch einen leichten Widerstand, sobald der olloclip-Aufsatz richtig positioniert ist. Funktioniert recht zuverlässig und nach ein Paar Versuchen hat man den Dreh raus und kann das ganze auch „blind“ bewerkstelligen, ohne den Aufsatz danach erst nochmals korrigieren zu müssen. Problem bekommen allerdings diejenigen unter euch, die eine Hülle oder Tasche nutzen um ihr iPhone zu schützen, denn auch wenn der Adapter minimal flexibel ist, so sind die üblichen Schutzhüllen schlichtweg zu dick und lassen sich demnach nicht mit dem Olloclip-Objektiven nutzen. Eine Alternative wäre die Olloclip-eigene Schutzhülle, welche optional für rund 40 Euro erhältlich ist und auf der Oberseite eine entsprechende Aussparung für die Objektive hat.

Aufgrund des ersten „Wackel-Eindrucks“ hatte ich zunächst Befürchtungen, dass der Aufsatz auch auf dem iPhone munter herumrutscht. Dem ist aber nicht der Fall, stattdessen hält der Aufsatz zuverlässig seine Position, lässt aber dennoch ganz einfach wieder entfernen, was ihr häufiger machen werdet, als euch eigentlich lieb ist, denn aufgrund der Größe der Linsen lässt sich das Gerät mit aufgestecktem Adapter nur schwer in die Hosentasche bugsieren – liegt aber natürlich auch in der Natur der Sache. Beim Aufsetzen zeigt sich dann auch der Vorteil der entgegengesetzten Platzierung der beiden (oder besser gesagt drei) Objektive, denn während die eine Seite ideal auf der Hauptkamera positioniert wird, lässt sich das vorderer Objektiv auch in Kombination mit der FaceTime-Frontkamera eures iPhones nutzen.

Die Lösung mit einem Adapter und doppelseitigen Objektiven klingt erst einmal nach einer cleveren Idee, hat aber auch einen großen Haken: Denn der Aufsatz sitzt nicht nur auf der Frontkamera, sondern auch auf dem Helligkeitssensor. Dies führt dazu, dass das iPhone die Displayhelligkeit aufs Minimum herunter regelt und ihr am Strand oder sonst wo auf dem Display nichts mehr erkennen könnt und zunächst mal die Helligkeit wieder manuell hochdrehen müsst. Nervig. Auch nicht gerade schön gelöst: Die Bedienelemente für HDR, Live-Foto (sofern benötigt) und den Zeitauslöser in der Kamera-App werden durch den Aufsatz verdeckt. Beide Punkte hätte man durch eine einseitige Lösung korrigieren können, dann aber müsste man eines der Objektive immer lose mit herumtragen; ich wüsste jetzt spontan nicht, was ich besser finden würde.

Noch ein kurzer Tipp zur erwähnten Halterung: Diese lässt sich aufklappen (wenn auch nur recht schwergängig) und kann unterwegs dann als Mini-Tripod für das Smartphone dienen. Nichts weltbewegendes, aber doch ein nettes Gimmick. Und noch eine kurze Randbemerkung: Sollte man zu einem späteren Zeitpunkt mit einer neuen iPhone-Generation vorlieb nehmen, muss man damit rechnen, dass der Adapter inkompatibel sein dürfte – wenngleich Olloclip das ganze eben modular aufgebaut hat und man letztlich nur den Aufsatz austauschen müsste.

Die Linsen im Einsatz

Genug über das Olloclip-System gequatscht, kommen wir nun zu den eigentlichen Stars: den Linsen. Bei dem von mir getesteten Olloclip handelt es sich um das Core Lens Set, bestehend aus einem 120-Grad-Weitwinkelobjektiv, einer 180-Grad-Fisheye-Linse und einer Makrolinse mit 15facher Vergrößerung. Wer Bedarf an einem Tele-, Ultra-Weitwinkel- oder Makro-Objektiv mit stärkerer Vergrößerung hat, der findet entsprechende Objektive ebenfalls für viel Geld im Olloclip-Shop vor. Mini-Disclaimer: Da diese und vergleichbare Linsen nur auf der Smartphone-Kamera sitzen, lässt sich die Bildqualität selbst natürlich nicht verbessern – sie ergänzen lediglich den „Funktionsumfang“, nicht selten zu Lasten der Bildqualität.

Die Kamera des iPhone 7 bietet wie eingangs erwähnt eine wirklich ordentliche Bildqualität, leider ist die Kamera nicht besonders weitwinklig. Aus diesem Grunde dürfte das Weitwinkel-Objektiv sicherlich das am häufigsten genutzte Objektiv darstellen, zumindest war dies bei mir der Fall. Ob Landschaften, Gebäude oder Gruppenbilder – mithilfe des Objektivs bekommt man deutlich mehr aufs Foto. Allerdings zieht dieses Mehr die Bildqualität in Mitleidenschaft: Während die Qualität in der Bildmitte noch sehr gut ist, sind die Ränder allerdings je nach Aufnahme deutlich unscharf. Positiv hingegen ist, dass die Bilder nur eine geringe Verzeichnung aufweisen – eine typische Weitwinkel-Problematik. (Rechtsklick → In neuem Tab öffnen: Bilder auf 2.000 Pixel herunterskaliert)

Hier nochmal ein paar Vergleiche des Zugewinn an Bildfläche, beim iPhone 7 Plus, welches von Haus aus bereits mit einer Weitwinkel-Linse daherkommt dürfte der Zuwachs noch einmal etwas stärker ausfallen. Links mit Weitwinkelobjektiv, rechts ohne mit dem „einfachen“ iPhone 7:

Noch mehr Bild aufs Bild gibt es dann mit dem Fisheye-Objektiv, welches einen Aufnahmewinkel von 180 Grad vorweisen kann. Die Verzerrung ist hier natürlich extrem, inklusive schwarzen Ecken und konkaven Wänden. Aber: Genau diese Effekte sind beim Fischaugen-Effekt ja nun auch genau so gewollt. Funktioniert eben nicht mit jedem Motiv, hat man aber eine passende Location, lassen sich mit dem Fisheye-Objektiv tolle Bilder erzielen. Tipp: Gewöhnt euch eine andere Fingerposition an, anderenfalls seht ihr eure Patschehändchen auch auf dem Foto.

Schraubt man dann das Fisheye-Objektiv ab, zeigt sich die Makrolinse, die 15fach vergrößern kann. Mit diesem lassen sich Detailaufnahmen alltäglicher Gegenstände oder unterwegs Blumen, Insekten und Co. erstellen. Entsprechend ihrer Vergrößerung müsst ihr wirklich sehr nah an das gewünschte Motiv beziehungsweise den Ausschnitt gehen, da der Schärfebereich nur ein minimales Fenster besitzt. Ein ruhiges Händchen vorausgesetzt (oder noch besser: ein Stativ) lassen sich so aber sehenswerte Bilder mit einer ganz ordentlichen Qualität schießen. Dennoch dürfte das Objektiv das am seltensten genutzte Objektiv sein, Macro-Fotografie benötigt viel Geduld (habe ich zu wenig von :-D) und noch mehr Experimentierfreude.

Ich habe die Makrolinse einfach in die Weite genutzt, wodurch sich logischerweise übelst unscharfe Aufnahmen ergeben, die sich aber wunderbar als iPhone-Hintergrund nutzen lassen.

Fazit und tl;dr: Teure Spielerei

Insgesamt klingt das Core Lens Set mit seinen drei Linsen (Weitwinkel, Fisheye und Makro) nach einer cleveren Idee, um ein wenig mehr Abwechslung in seine iPhone-Aufnahmen zu bringen. Und durchaus: Die Qualität der Aufnahmen sind allesamt absolut in Ordnung. Vor allem das Weitwinkel-Objektiv gefällt und ermöglicht es euch, noch mehr von Landschaften und Architektur aufs Bild zu bringen und gerade bei (Gruppen-)Selfies macht so ein Objektiv einiges leichter, zumal sich die Objektive eben auch mit der Frontkamera nutzen lassen. Auch die Fisheye- und Makro-Aufnahmen können für Smartphone-Fotos überzeugen, wenngleich hier ein wenig Kreativität und ein Blick fürs Motiv benötigt wird. Auch die Halterung mitsamt des Karabiners für den einfachen Transport und das schnelle Aufsetzen des Adapters ist positiv zu erwähnen.

Dennoch finden sich auch ein paar Nachteile, wie der verdeckte Helligkeitssensor, der Kamera-Blitz sowie die oberen Optionen in der Kamera-App. Hinzu kommt, dass sich die Aufsteck-Objektive nicht mit einer Schutzhülle nutzen lassen, auch wenn dies mit der Bauart des Adapters begründet ist. Sind Dinge, die auf Dauer nervig werden können, die man aber unter Umständen im Urlaub in Kauf nehmen würde. Was mich jedoch von einem klaren „Daumen hoch“ abhält, ist die Verarbeitung und der Preis des Core Lens Set. Bei einem Herstellerpreis von rund 120 Euro hätte die Verarbeitung besser sein müssen. Denn sieht man einmal von den Alu-Objektiven ab (die definitiv top gefertigt sind), würde der Aufsteck-Adapter und die Halterung schon fast als Ü-Ei-Gimmick durchgehen – es wackelt vorne, es wackelt hinten.

Alleine die Aufsatz-Qualität lässt mich am Preis zweifeln, von der Haptik her hätte ich einen Preis von 50-60 Euro als gerechtfertigt angesehen, immerhin der Preis für die Objektive fürs iPhone 6(s Plus). Letztlich lohnt sich der Kauf meiner Meinung nach nur, wenn man wirklich alle drei Objektive regelmäßig nutzen und mit diesen herumspielen und experimentieren möchte. Wer hingegen nur an einem Weitwinkelobjektiv (oder eines der anderen) interessiert ist, der bekommt sicherlich günstigere und flexibler anzuwendende Lösungen – auch wenn ich bezüglich der Bildqualität keinen direkten Vergleich mit günstigeren Alternativen habe.

Dieser Artikel wurde mir vom Hersteller als Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr Infos

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