Eines muss man den Entwicklern von Opera lassen: Kaum eine andere Browser-Entwicklerschmiede ist so experimentierfreudig was die Vielzahl an Apps betrifft. Neben dem klassischen Opera-Browser für Desktop-Rechner und mobile Geräte hatte man auch noch die Datenspar-App Opera Max und den VPN-Dienst Opera VPN im Angebot – die beiden letztgenannten sind aber inzwischen Geschichte, zuletzt hat man vor wenigen Tagen das Ende von Opera VPN angekündigt. Aber auch neben diesen Diensten und dem „Standard-Opera“ hat man immer wieder versucht, den Webbrowser neu zu erfinden oder zumindest die Bedienung signifikant zu verbessern. Auf dem Desktop hat man das Projekt Opera Reborn ins Leben gerufen, mit Opera Touch (vor einigen Tagen als Teaser mit Opera R2 betitelt) hat man nun das mobile Gegenstück dazu vorgestellt.
Opera selbst bezeichnet seinen Opera Touch als „völlig neuer mobiler Browser für die Sofortsuche im Internet“ – irgendein Marketing-Blabla findet sich bekanntlich immer, könnte man fast mit dem Marketingsprech des Cake Browsers austauschen. Die Oberfläche wurde explizit für die praktische einhändige Bedienung konzipiert und entwickelt, sprich es sollen sämtliche Funktionen und Bedienelemente mit einer Hand erreichbar und nutzbar sein. Bei immer größer werdenden Displays (vor allem in der Android-Sparte) oder kleiner werdenden Daumen eine große Herausforderung. Der Browser selbst startet grundsätzlich im Suchmodus, soll heißen die Tastatur ist direkt sichtbar und man kann sofort lostippen. Oder lossprechen. Oder einen QR-Code scannen. Oder die URL wie gewohnt eintippen. Wie man halt möchte.
Ein wichtiges Element rund um die Einhandbedienung stellt der Fast Action Button (kurz FAB) dar: Dieser ist dauerhaft auf dem Bildschirm sichtbar und am unteren Rand des Bildschirms platziert. Über einen kurzen Tap könnt ihr abermals zur Suche springen. Ein längerer Tap ruft eine halbkreisförmige Schnellauswahl auf, welches offene Tabs anzeigt und darüber hinaus auch das Schließen selbiger oder die Übertragung an einen Desktop-Opera ermöglicht. Letzteres ist Kern der neuen Schnittstelle namens „Flow“, mit der sich Webseiten zwischen Desktop-Opera und Opera Touch teilen kann. Ein Nutzerkonto ist nicht notwendig, stattdessen müssen die Geräte zuvor einmal via QR-Code miteinander gekoppelt werden. Interessanter Ansatz, einen „echten“ Sync von Lesezeichen und Co. gibt es so jedoch (noch?) nicht.
Die Daten, die über Opera Flow zwischen den Geräten ausgetauscht werden, sind komplett verschlüsselt. Darüber hinaus besitzt auch Opera Touch den vom Desktop-Pendant bekannten nativen Werbeblocker, der aufdringliche Werbung blockieren und so das Laden einer Webseite beschleunigen soll. Standardmäßig ist der Werbeblocker jedoch deaktiviert, muss also bei Bedarf händisch vom Nutzer aktiviert werden. Ebenfalls bereits gegen Ende des letzten Jahres in den Desktop-Browser integriert worden ist der Cryptojacking-Blocker. Dieser soll verhindern, dass Webseiten die Leistung des Smartphones für das Mining von Crypto-Währungen missbrauchen – was ein nicht unerhebliches Risiko einer Überhitzung oder eines flott aufgebrauchten Akkus beim Surfen reduziert.
Tjoa, was soll man dazu sagen? Halt ein weiterer mobiler Browser, der zwar einen recht interessanten Ansatz verfolgt, bei dem es aber fraglich ist, ob er genug Nutzer von sich überzeugen kann. Experimente gehen nicht selten schief, gerade wenn sie vieles bekannte über den Haufen werfen. Aber darum geht es den Entwicklern vielleicht auch gar nicht, vielmehr möchte man Feedback sammeln um dann den regulären Opera-Browser verbessern zu können – der Cryptojacking-Blocker ist dahingehend keine schlechte Idee, wenn auch wohl nur selten benötigt. Mal abwarten, wie es bezüglich Opera Reborn und Opera Touch so weitergeht. Wer sich den „völlig neuen mobilen Browser“ einmal anschauen möchte: Bislang steht nur die Android-Version zur Verfügung, eine iOS-Variante soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeliefert werden.
Quelle Opera
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