Parallels hat seine gleichnamige Virtualisierungslösung Parallels Desktop frisch in Version 19 für den Mac veröffentlicht. Die neue Version ermöglicht unter anderem einen Windows-Login via TouchID und unterstützt OpenGL 4.1.
Pünktlich wie die Maurer könnte man fast sagen, seit einigen Jahren schon wird Parallels Desktop um Mitte August herum in einer neuen Version veröffentlicht. Fielen die Updates ursprünglich größer aus und brachten gleich mehrere neue Features mit, waren die letzten Jahre doch eher mau. Irgendwann ist eine Software auf einem sehr soliden Stand und die Changelogs werden kürzer – wenn man mal davon absieht, dass die Entwickler mit jeder Aktualisierung betonen, dass X und Y performanter geworden ist. Dies soll natürlich auch mit der Version 19 der Fall sein, die Entwickler geben aber keine Werte mehr an, die auf dem Papier sowieso größer aussahen als während der Nutzung. Beim ersten Start direkt sichtbar: Parallels 19 präsentiert sich mit einer leicht aufgefrischten Benutzeroberfläche und einem neuen Icon.
Für die meisten Privatanwender wohl noch am interessantesten – und ehrlich gesagt auch der einzige wirklich nennenswerte Punkt aus dem Changelog: Parallels Desktop 19 unterstützt nun TouchID für den Windows-Login. Voraussetzung dazu ist, dass Windows 10 oder 11 mit einer PIN oder einem Passwort geschützt ist, woraufhin euch Parallels bei der nächsten Anmeldung auffordert, die neue neue Parallels-Anmeldeinformation zu verwenden. Hiermit wird das Windows-Password dann im Mac-Schlüsselbund mit einem speziellen Touch ID-gebundenen Datensatztyp (ein Datensatz, der ausschließlich für die Touch ID-Nutzung verwendet werden kann) gespeichert, der nur auf diesem Mac mit Ihrem Fingerabdruck verfügbar ist. Fortan fordert euch Parallels Desktop auf, Touch ID zu verwenden, wenn ihr eure virtuelle Windows-Maschine startet. Ein vierstelliger PIN ist nun auch kein großes Drama, Touch ID kann aber doch ganz nett sein.
Ebenso wurde die neue Version an das im Herbst kommende macOS 14 Sonoma angepasst. Für Nutzer, die die Funktion „Gemeinsames Drucken“ aus einem virtualisierten Windows genutzt haben wichtig: Da Apple ein Softwaremodul namens CGPSConverter entfernt hat, welches PostScript-Dateien konvertiert, ist die bisherige Funktion nutzlos geworden. Um das Feature aber weiterhin anbieten zu können, haben die Entwickler diese derart umgestaltet, dass nun das Internet Printing Protocol (IPP) verwendet wird; zukünftig soll die Funktion auch noch um druckerspezifische Funktionen erweitert werden. Wer also regelmäßig über die Windows-VM über vom Mac freigegebene Drucker nutzt, der sitzt in der Bredouille. Natürlich verweigern die Vorgängerversionen von Parallels auch bei Mac-Updates nicht den Dienst und können weiterhin genutzt werden, in diesem Fall sieht es aber anders aus, da Apple eben ein genutztes Softwaremodul entfernt hat.
Die übrigen Neuerungen betreffen größtenteils berufliche beziehungsweise professionelle Nutzer: Beispielsweise wird OpenGL 4.1 unterstützt, womit noch mehr Windows-exklusive CAD-Software auf dem Mac ausgeführt werden kann – einschließlich VariCAD, Deswik.CAD und Vectorworks Vision 2023. Dürfte mit Blick auf die Performance aber sicherlich nicht der ganz optimalste Fall sein. Darüber hinaus gibt es auf Macs mit Apple Silicon eine bessere Integration von virtuellen Mac-Maschinen mit Multi-Touch-Gesten, mehr Tastatursteuerungen und derlei Zeugs. Für das Arbeiten mit x86-Docker-Containern und Microsoft SQL auf Apple Silicon stellte Parallels nun eine sofort einsatzbereite Ubuntu Linux Arm VM zur Verfügung, die für die Ausführung von x86-Docker-Containern konfiguriert ist und von Apples Rosetta 2-Technologie unterstützt wird. Unternehmen bekommen auch noch ein paar neue Tools zur Verwaltung und Massenbereitstellung von virtuellen Maschinen, unter anderem ist Microsoft Intune an Board.
Wie auch in den Jahren zuvor gilt auch in 2023: Der Umstieg auf die neue Version 19 ist mit einem kostenpflichtigen Update verbunden, aber nachdem man 2022 etwas aufgeschlagen hat, sind die Preise in diesem Jahr stabil geblieben. Die Pro- und Business-Versionen gibt es seit einigen Jahren nur noch im Abo, bei der Standard-Version haben Privatnutzer aber noch die Wahl: Im Abo werden 99,99 Euro pro Jahr aufgerufen, die Single-Lizenz gibt es für 129,99 Euro. Bestandsnutzer bekommen das Upgrade für runde 70 Euro, da ist der jährliche Wechsel bei Bedarf tatsächlich günstiger. Muss man wissen, ob sich das Update für einen lohnt. Das würde ich, wie auch schon im letzten Jahr, eher verneinen – es sei denn, man benötigt eben zwingend die Möglichkeit, aus der Windows-VM heraus zu drucken. Für die rein private und gelegentliche Nutzung würde ich aber eher auf UTM verweisen: Open Source, kostenlos und ausreichend, wenngleich man im Vergleich zu Parallels deutlich weniger Komfortfunktionen bietet.
Quelle Parallels
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