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Ausprobiert: tado°, smartes Heizkörper-Thermostat mit Abwesenheitserkennung und Anbindung an IFTTT, Alexa und HomeKit

Marcel Am 18.12.2016 veröffentlicht Lesezeit etwa 19:04 Minuten

Der Sommer ist vorbei, der Herbst wütet und der Winter steht vor der Tür – und damit auch wieder jene Zeit im Jahr, in denen die Wohnung wieder aktiv geheizt wird, was sich aber natürlich auch in den Energiekosten vor der Heizkostenabrechnung widerspiegelt. Mit automatischen, intelligenten Heizkörperthermosten lassen sich diese Kosten aber (je nach Heizgewohnheit) um einen großen Teil reduzieren. Zuletzt habe ich die bei mir seit einigen Monaten eingesetzten Honeywell Heizkörperthermostate mit App-Steuerung vorgestellt, nun folgt ein weiteres System mit intelligenter Heizungssteuerung: den smarten Heizkörperthermostaten aus dem Hause  tado°. Diese lassen sich nicht nur mit der hauseigenen App bedienen, sondern sind dazu auch noch HomeKit-kompatibel – also gleich doppelt interessant.

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Das tado° Starter Kit

Zwar gibt es die tado Heizkörperthermostate auch einzeln zu erwerben, für den ersten Betrieb benötigt ihr aber das angebotene Starter Kit. Dieses beinhaltet neben zwei Heizkörperthermostaten auch verschiedene Adapter für die Installation an eurem Heizkörper, die Internet-Bridge, sowie ein kurzes USB- und Netzwerk-Kabel. Die Internet-Bridge dient als eine Art Zentrale, mit der die Thermostate im weiteren Verlaufe über ein eigenes 868Mhz-Funkprotokoll verbunden werden. Nahezu alle Befehle und Automatisierungen laufen über die Internet-Bridge. Diese ist recht kompakt gehalten (sie misst etwa 8 x 2,5 x 2,5 Zentimeter) und wird einfach mittels LAN- und USB-Kabel direkt an den Router angeschlossen. Sollte dieser mal keinen (mit Strom versorgten) USB-Anschluss haben, könnt ihr auch das beiliegende Netzteil nutzen – in dem Falle müsst ihr euch aber wohl ein längeres USB-Kabel besorgen.

Bevor ich ein paar Worte eigentlichen Installation der Thermostate verliere, noch ein wenig grundsätzliches. Wie von derartigen Thermostaten gewohnt fallen sie wohl ein wenig größer aus als „normale“ Heizkörperthermostate – die Länge beträgt etwa 7,6 Zentimeter, der Durchmesser liegt bei etwa 5,2 Zentimeter. Aber dennoch: Die Thermostate sind sehr minimalistisch gehalten, es gibt eigentlich keine sofort ersichtlichen Elemente. Damit man aber nicht immer ins Blaue hinein raten muss, besitzen die Thermostate auch eine Anzeige, die allerdings „unter“ dem Gehäuse verbaut ist und deren LEDs quasi hindurch scheinen. Sieht schon sehr geil aus. Die Qualität der Thermostate ist – trotz „aus Kunststoff“ – absolut in Ordnung, man hat nicht das Gefühl, dass die Teile allzu schnell auseinander fallen und auch das Drehrad quitscht nicht herum.

Die Installation der Thermostate

Kommen wir dann nun mal kurz zur Installation der Thermostate an den Heizkörper. Ist wahrlich nicht schwer, zumindest wenn ihr die obligatorischen Heizkörper besitzt – habe sogar ich mit meinem eher zwei linken Händen geschafft. Zunächst muss der alte Regler natürlich runter von der Heizung – funktioniert je nach Hersteller und Modell ein wenig anders, die meisten aber besitzen eine Art „Drehmechanismus“, an dem ihr kurz drehen und dabei das Thermostat vom Ventil drehen müsst. Ein guter Ansatz ist immer zu schauen, was sich so bewegen lässt und dann halt Herumprobieren – auch ist der tado°-Support sehr hilfsbereit. Und keine Sorge: Wasser kann weder bei der Demontage der alten Regler, noch bei der Montage der neuen Thermostate austreten.

Sieht dann in meinem Falle wie oben aus, aber auch die Ventile selbst können sich von Hersteller zur Hersteller unterscheiden. Halbwegs neuere Heizkörper verwenden fast immer Heizkörperventile von Honeywell, Braukmann, MNG, Heimeier, Danfoss und Oventrop mit einem M30 x 1,5-Gewinde – dafür liegt im Lieferumfang alles notwendige bei.  Ihr müsst dann nur noch herausfinden, welchen Ventil-Typ ihr besitzt und welchen Adapter ihr aufsetzen müsst – ist auf dieser Seite und den dort unten verlinkten PDF-Dateien recht einfach ersichtlich. Wahl getroffen? Dann den Adapterring auf das Ventil schieben, die Kanten müssen leicht „einrasten“. Schraube handfest(!) anziehen, fertig.

Nun müsst ihr auf diesen Adapter (wieso auch immer man ihn Grau gemacht hat – bei zumeist weißen Heizkörpern und weißen Thermostaten?!) den hinteren Teil des tado°-Thermostats schrauben. Lässt sich mittels einer etwa Vierteldrehung vom Thermostat lösen und muss dann eben mit dem Metallring auf den Adapter geschraubt werden (auch wieder nur handfest!). Achtet darauf, dass die Markierung „Top“ auch wirklich nach oben zeigt – oder eben in die Richtung, in der das Display leuchten soll. Ihr müsst das Thermostat zuvor übrigens nicht (wie bei anderen smarten Thermostaten) voll auf- oder zudrehen, passiert ganz automatisch. Habt ihr dann auch diesen Schritt erledigt, könnt ihr nun das Hauptstück des Thermostats auf die Halterung setzen und leicht anziehen.

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Die erste Einrichtung des Systems

Die Thermostate wären montiert, nun müssen diese natürlich auch noch eingerichtet werden. Hierbei etwas blöd: Funktioniert nur über den Browser am Desktop, nicht über die angebotenen tado°-Apps. Des Weiteren benötigt ihr zum Betrieb der tado°-Thermostate auch einen Benutzer-Account, der über my.tado.com erstellen werden kann. Abgefragt wird neben euren Namen und eurer Handynummer auch eure heimische Adresse – wird sicherlich einige Datenschützer auf den Plan rufen, ist aber zur Nutzung des „Smart Away“-Features (siehe nächstes Kapitel) notwendig. Wer darauf verzichten möchte (und damit eines der besten Features über Board wirft), der kann natürlich eine beliebige Adresse eingeben. *hust*

Dazu vielleicht noch ein paar Worte zur generellen Verschlüsselung: Die Daten auf den Servern liegen zwar verschlüsselt auf den tado°-Servern (wobei man auf dieselben Standards setzt, auf die auch Banken setzen), die Techniker haben trotzdem die Möglichkeit, auf diese Daten zuzugreifen. War bei mir zum Beispiel bei einem Einrichtungsproblem mit einem fehlerhaften Thermostat der Fall. In diesem Zusammenhang kann ich auch nur den technischen Support loben, der (per E-Mail kontaktiert) innerhalb weniger Stunden Abhilfe schaffte, die hängende Installation des fehlerhaften Thermostats entfernte und auch ein neues Thermostat rausschickte. Top.

Ist der Account dann erstellt, kann es auch schon an die Installation der Internet-Bridge und der Thermostate gehen. Funktioniert leider auch nur über den Browser, die App selbst verweist lediglich auf eine URL. Eigentlich der einzige kleine Kritikpunkt an der ersten Einrichtung des Systems – denn wenn, dann möchte ich gerne alles über die App erledigen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. (Update: Geht inzwischen direkt über die App) Die Installation gestaltete sich jedoch (sieht man einmal von dem fehlerhaften Thermostat ab, siehe oben) unproblematisch. Zunächst will die Internet-Bridge konfiguriert werden, danach die Thermostate.

Für jedes Gerät ist die Eingabe der Seriennummer und des Auth-Codes notwendig, den ihr als kleinen Sticker auf der Verpackung (oder dem Gerät) findet und in ein kleines Kärtchen einkleben könnt (ich habe es liebevoll Stickeralbum genannt), damit ihr sie auch später schnell auffindbar und zuordenbar habt. Der Installations-Assistent geht während der Einrichtung Schritt für Schritt alles notwendige durch, meiner Meinung kann man diesen fast nicht besser und einfacher gestalten. Randnotiz: Ist derart selbsterklärend und mit Hilfe-Texten versehen, hat sogar die Dame des Hauses hinbekommen – und das will zugegebenermaßen schon was heißen.

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Features der smarten Thermostate

Sind alle Thermostate einmal mit der Internet Bridge verbunden (jede Komponente kommuniziert mit dem Server über einen eigenen gesonderten sicheren AES128 Kanal), kann es auch schon mit der eigentlichen Einrichtung und Programmierung der Thermostate losgehen – was erfreulicherweise über die App funktioniert, die für iOS, Android und Windows Phone zu haben ist. Was mir hierbei mal wieder aufgefallen ist: Apps rund um das „Smart Home“ sind in den meisten Fällen eher schrottig, im Falle von tado° muss man den Entwicklern aber ein Lob aussprechen. Ich war schon von der Honeywell-App begeistert, die App von tado° kommt aber nochmal schmucker und übersichtlicher daher. Top Leistung, so muss das sein. Auch positiv, dass man als einer der wenigen Hersteller auch eine App für Windows Phone in petto hat – ja, eher eine „tote“ Plattform, dennoch gehört es sich bei derartigen Investitionssummen so.

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‎tado°
Entwickler: tado°
Preis: Kostenlos+
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Entwickler: tado
Preis: Kostenlos
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Entwickler: tado.
Preis: Kostenlos

Die Apps sind recht umfangreich, daher beginnen wir mal „von vorne“ und gehen die einzelnen Features und Optionen schrittweise durch. Zu beachten wäre natürlich, dass sich diverse Funktionen mit der Zeit hinzufügen können, sodass es logischerweise nur den Status Quo widerspiegelt. In der Seitenleiste findet sich eine Übersicht über alle verbundenen Thermostate, inklusive einer kurzen Übersicht über die aktuelle Raumtemperatur (große Zahl) und der aktuellen Zieltemperatur (kleine Zahl). Per Tap gelangt ihr zum jeweiligen Thermostat, auch hier gibt es wieder ein paar Informationen. Die Farbe des Hintergrund spiegelt die Aktivität des Thermostats wieder: Orange bei einem Heizvorgang. Blau bei Inaktivität (weil Temperatur erreicht), Grün im Eco-Modus und dergleichen. Auch die gewünschte Zieltemperatur lässt sich hier manuell nachjustieren – aber dazu gleich mehr.

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Heizzeiten programmieren und Early Start

Per Tap auf das obige Kalender-Symbol öffnet sich eine weitere Ansicht namens „Smart Schedule“. Hier können wir zunächst einmal feste Heizzeiten programmieren – und war wahlweise für alle Wochentage zusammen oder getrennt oder aber für Montag bis Freitag, sowie Samstag und Sonntag. Das Einrichten der Heizzeiten funktioniert völlig simpel: Neuen Block hinzufügen, die gewünschte Platzierung auswählen und schon können wir alles einstellen, was notwendig ist. Also die gewünschte Temperatur und die Start- und Endzeiten. Optional können wir auch die Heizaktivitäten für eine bestimmte Zeit völlig ausstellen, in diesem Falle gibt es lediglich einen Frostschutz, damit die Heizung nicht einfriert – die minimale Temperatur liegt bei 5 Grad, was de facto ein „nie heizen“ entsprechen sollte.

tado-app-ui-features-1Die Start- und Enduhrzeiten der einzelnen Blöcke lassen sich im Übrigen auch über Drag’n’Drop der einzelnen Ränder verschieben, ganz nett gemacht. Die festen Heizzeiten funktionieren aber natürlich nur, wenn ihr einen festen Tagesablauf besitzt, der Woche für Woche gleich ist. Sechs Uhr aufstehen, um sieben Uhr zur Arbeit, um 16 Uhr kommt ihr nach Hause und so weiter. Man sollte oder muss sich eben vor der Einrichtung einmal kurz hinsetzen und sich ein paar Minuten Gedanken machen, wie der reguläre Tagesablauf Tag für Tag so ist, wo es Gemeinsamkeiten gibt – dann klappt das ganz gut und vor allem auch zielgerichtet.

Über das Zahnrad oben rechts können wir auch noch die (standardmäßig aktivere) „Early Start“-Funktion aktivieren. Hierbei fängt das System ein wenig früher an zu heizen, damit zur eingestellten Uhrzeit die gewünschte Temperatur auch wirklich erreicht ist – nicht, dass ihr die Temperatur in der Nacht auf 16°C gestellt habt und um 6 Uhr dann noch die Kälte im Raum steht. Um den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, zu dem geheizt werden soll, verwendet tado° einen Algorithmus, der verschiedene Datenpunkte wie z.B. die Innentemperatur und den Wetterbericht, der eingestellten Temperatur, der Leistung des Heizsystems sowie die Gebäudeeigenschaften mit einbezieht. Dabei lernt tado° mit der Zeit, wie lange der Raum zum Aufheizen benötigt und passt die Heizaktivitäten entsprechend an. Funktionierte reibungslos.

Smart Away – der Trumpf von tado°

Festgelegte Heizzeiten sind eine feine Sache, mit denen sich einiges an Heizkosten sparen lässt. tado° aber hat seinem System ein weiteres Feature spendiert, welches ich nach kurzer Zeit zu schätzen gelernt habe und welches DER Pluspunkt des Systems darstellt: „Smart Away“. Ausgangsposition des Problems: Heizzeiten funktionieren dann gut, wenn ihr einen festen Tagesablauf habt. Aber auch dann heizen die Thermostate auch dann weiter, wenn ihr spontan mal Einkaufen seid oder anderen Aktivitäten nachgeht. Jedesmal manuell die Temperatur verändern? Ja klar, geht – ist aber wenig komfortabel und nicht ganz Sinn der Sache. Und genau hier kommt nun das „Smart Away“-Feature ins Spiel.

Mit den notwendigen Berechtigungen ausgestattet, erfasst die tado°-App im Hintergrund regelmäßig euren Standort und gleicht diese mit eurer Home-Adresse ab. Befindet ihr euch in einem Radius von 400 Metern um euer Zuhause herum (der Radius lässt sich auf Anfrage vom technischen Support verändern, ist aber nur bedingt empfehlenswert), werden die oben beschriebenen Heiztemperaturen genutzt. Entfernt ihr euch jedoch aus diesem Radius, wird der Away-Modus aktiviert. Hierbei werden die eingestellten Heizschaltungen ignoriert, stattdessen kommt eine gesonderte Einstellung zum Einsatz. Natürlich könnt ihr hier auf Wunsch eine feste Temperatur einstellen (oder die Heizungen komplett ausschalten, Ausnahme Frostschutz), dies ist aber nur optional gedacht.

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Denn es gibt drei „smarte“ Vorgaben, die deutlich mehr bringen können: Eco, Balance und Comfort. Je nach ausgewähltem Modus verändert das System die Away-Temperatur, auch dies geschieht ebenfalls mittels Algorithmus. Dazu greift tado° wohl auf die erlernten Informationen zurück und ermittelt so die ideale Temperatur. Bekanntlich darf die Temperatur nicht zu niedrig sein, sonst muss die Heizung später entsprechend mehr leisten – genau diese optimale Temperatur versucht man zu ermitteln. Grundsätzlich: Bei „Eco“ ist die Away-Temperatur niedriger und die Thermostate fangen wirklich erst an zu heizen, wenn ihr nach Hause kommt – bei „Comfort“ ist die Temperatur bereits erreicht, da früher erkannt wird, wenn ihr euch in die Home-Zone-Richtung bewegt. Der Punkt „Balance“ versucht hier eben einen guten Kompromiss zu finden – letztlich auch die Option meiner Wahl.

Damit dies aber funktioniert, müssen natürlich drei Vorraussetzungen erfüllt sein: Euer Smartphone muss eingeschaltet sein, die Ortungsdienste aktiviert und für die App freigeben – außerdem muss die App zumindest im Hintergrund laufen, darf also nicht komplett geschlossen sein. Ist das aber gegeben, funktionierte die Sache mit zwei Personen eigentlich völlig ohne Aussetzer, auch ohne die App regelmäßig mal in den Vordergrund holen zu müssen. Und damit wird dann auch das Programmieren der Heizschaltpunkte vereinfacht: Ich habe nur noch zwei Temperaturen eingespeichert (Tagsüber und Nachts), den Rest erledigt das System. Wie gesagt meiner Meinung nach der absolute Pluspunkt für tado°.

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Manuelle Steuerung der Temperaturen

Natürlich lässt sich die Temperatur der einzelnen Räume auch manuell verändern. Dies geschieht entweder über den Regler am Thermostat direkt oder eben über die App. Es kann sowohl eine bestimmte Temperatur festgelegt werden, ebenso kann die Heizung natürlich auch deaktiviert werden. Außerdem kann beim Verändern der Temperatur festgelegt werden, wie lange diese manuelle Festlegung gültig sein sollte. Entweder so lange, bis wir die manuelle Justierung wieder deaktivieren, bis zu einer bestimmten Uhrzeit oder aber bis zur nächsten automatischen Änderung. Letzterer Punkt ist wohl die beste Option, anderenfalls wird eben munter geheizt (oder auch nicht), sofern man nicht daran denkt, die manuelle Heizsteuerung wieder zu deaktivieren. ;) Bei manueller Steuerung über die App können wir zwischen den Optionen wechseln, für die manuelle Steuerung am Regler greift die Standard-Auswahl in den Einstellungen des jeweiligen Thermostats.

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Hilfe bei Temperaturunterschieden

Ein obligatorisches Problem bei smarten Thermostaten mit automatischer Heizfunktion: Die Temperatur wird in der Regel direkt am/im Thermostat gemessen. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die Temperatur am Regler und die Temperatur im eigentlich Raum (zum Beispiel auf der Couch oder sonst am gewünschten Punkt) um ein paar Grad unterscheiden. Entweder weil die Heizung „voll bullert“ und die Temperatur demnach am Regler höher ausfällt – oder eben weil das große Fenster etwas Kälte durchlässt und die gemessene Temperatur niedriger ausfällt. Für diese Szenarien gibt es das „Offset“-Feature, bei dem ihr die Temperatur kontrollieren könnt. Also einmal ein kleines Thermometer im Raum aufstellen, schauen wieviel Grad es misst und dann die Temperatur-Korrektur in den Thermostat-Einstellungen nutzen. Die App zeigt euch die gemessene Temperatur an, ihr müsst lediglich die Differenz dazu eingeben. Simpel.

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Mehrere Nutzer: Möglich!

Was Hersteller von Smart-Home-Gadgets oft vergessen: Es gibt nicht nur den klassischen Single-Haushalt. Klar kann ich mich auf verschiedenen Geräten mit einem Benutzeraccount einloggen, finde ich aber völlig fehl am Platze. tado° hat dies aber bedacht und so können auch andere Familien-Mitglieder eingeladen werden. Dazu müssen sich weitere Familienmitglieder oder Mitbewohner einen eigenen Account anlegen, danach könnt ihr diese über die Einstellungen einladen und hinzufügen. Klappt leider nur über die Weboberfläche des tado°-Systems, ist aber eben auch nur einmal notwendig – und natürlich können diese bei Auszug auch wieder entfernt werden. So funktioniert die Away-Erkennung eben auch bei mehreren Personen zuverlässig.

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Andere Features der App

Dies waren die primären Features der App, es gibt es aber auch noch ein paar weitere Funktionen und Optionen. So kann zum Beispiel für jedes Thermostat getrennt voneinander festgelegt werden, ob das Thermostat die automatische Away-Erkennung nutzen soll. Solltet ihr in einem Raum mehrere Heizkörper und Thermostate nutzen, könnt ihr festlegen, an welchem Thermostat die Raumtemperatur gemessen werden soll – natürlich mit dem Hintergrundgedanken an die Offset-Temperatur. Auch ermöglicht es euch tado°, grob die Heizkosten-Einsparung anhand eurer aktuellen Einstellungen zu berechnen – hierzu benötigt ihr aber ein paar Informationen aus der Heizperiode zuvor, die aber wohl nur die wenigsten besitzen, dennoch (und auch dann) ist es natürlich nur ein sehr grober Überblick.

tado° im Browser

Die Bedienung via Smartphone dürfte für viele sicherlich die primäre Art der Bedienung (wenn überhaupt notwendig) darstellen, dennoch lassen sich sämtliche Features auch über den Browser nutzen – und eben noch mehr, denn wie erwähnt wird der Browser zur Einrichtung und zum Einladen weiterer Nutzer notwendig. Aber auch die Heizpläne lassen sich über die Weboberfläche konfigurieren, es können Einstellungen geändert werden, alles halt. Daher hier mal ein paar umkommentierte Screenshots der Web-UI, wer die obigen Punkte gelesen hat, der kennt die Funktionalitäten ja schon. Noch ein Lob: Auch die Weboberfläche sieht ganz nett aus und lässt sich super bedienen.

IFTTT, Amazon Echo und Co.

Neben dem schon recht smarten Funktionsumfang der eigenen tado°-Apps und der Weboberfläche besitzt das System aber auch noch eine Anbindung an externe Dienste wie zum Beispiel IFTTT und Amazon Echo (Apple HomeKit folgt, siehe unten). Während die Bedienung via Amazon Echo recht einleuchtend sein dürfte („Alexa, heize Wohnzimmer auf 22 Grad“), kann ich mangels Echo (Dot) leider keinen Erfahrungsbericht wiedergeben. Aber die Unterstützung für IFTTT ist natürlich recht nett, sofern man Lust hat, noch mehr herumzuspielen. Hierbei gibt es drei tado°-Events, mit denen wiederum weitere Aktivitäten durchgeführt werden können: Aktivierung des Away-, Home- und Sleep-Modus.

So kann zum Beispiel bei Aktivierung des Home-Modus eine bestimmte Temperatur eingestellt werden. Oder aber ihr schaltet eure Philips-Hue-Lampen aus, wenn der Away-Modus der Thermostate aktiviert wird (oder umgekehrt). Auch anders herum ist es natürlich möglich, sodass ihr zum Beispiel bei bestimmter Temperatur vom Wetterdienst die Thermostate deaktivieren könnt und und und. So lässt sich tado° mit duzenden weiteren Diensten und Geräten verknüpfen (u.a. Philips Hue, und Netatmo). Eurer Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt, einen ersten Überblick über die Möglichkeiten findet ihr auf dieser IFTTT-Rezeptseite.

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Was vermisse ich, was kommt?

Solch ein smartes System ist im Idealfall natürlich nie wirklich fertig, sondern wird stetig mit Funktionen aufgewertet und auch hier gibt sich tado° keine Blöße, sondern entwickelt die App und das System regelmäßig weiter. Dazu einmal eine kleine Auflistung mit Features, die mir persönlich noch fehlen und was noch so geplant ist. Dieser Bericht stellt natürlich nur den aktuellen Stand zum Testzeitpunkt dar und wird bei Updates nicht weiter ausgebaut werden. Sollte es ein Update geben, werdet ihr es sicherlich hier erfahren – dazu solltet ihr bei Interesse vor allem diese Artikelauflistung einmal im Blick behalten.

  • Unterschiedliche Nutzer, unterschiedliche Räume: Die Away-Erkennung für einen Raum gilt konsequent für alle Nutzer in der Home-Zone. Wäre aber wünschenswert, wenn man einzelne Nutzer von der Away-Erkennung für den Raum ausnehmen könnte beziehungsweise diese nur für ausgewählte Nutzer aktivieren könnte. Zum Beispiel das Arbeitszimmer, das Kinderzimmer oder das Schlafzimmer der Eltern – halt Räume, die regulär nicht von allen Bewohnern genutzt werden.
  • Automatische Lüftungserkennung: Regelmäßiges Lüften ist notwendig, gerade ab dem Herbst fällt dabei die Temperatur im Raum rapide ab, was die tado°-Thermostate zwar erkennen – aber mit höherer Heizaktivität auszugleichen versuchen. Ist natürlich Kontraproduktiv und während andere Lösungen eine automatische Heizerkennung besitzen, müssen die tado°-Thermostate darauf noch verzichten. Wünschenswert wäre eine Option, die Heizaktivität für eine Stunde einstellen zu können, sobald ein stärkerer Temperaturabfall innerhalb weniger Minuten gemessen wird. Soll aber im ersten Quartal 2017 folgen.
  • Was machen die Thermostate? Zugegeben: Das tado°-System funktionierte in den letzten Wochen reibungslos, dennoch wäre es einmal interessant zu sehen, wann welche Temperatur gemessen und welche Heizaktivität erreicht wurde. Eine Report-Funktion fehlt allerdings noch – ist aber ebenfalls für das erste Quartal 2017 geplant.
  • Apps für Smartwatches: Es gibt aktuell noch keine Smartwatch-Unterstützung, weder für die Apple Watch, noch für Android Wear. Da jedoch beide Systeme nur mit dem Smartphone wirklich nutzbar sind und dieses immer dabei ist, wäre es aber wohl auch nur eine Spielerei, um die Temperaturen schnell vom Handgelenk aus ändern zu können. Für Android gibt es zwar eine inoffizielle App, offiziell sind Smartwatch-Apps aber nur geplant – wie auch eine offizielle API für Entwickler.
  • Wo bleibt HomeKit? tado° hat die smarten Thermostate mit der Internet Bridge bei Vorstellung explizit mit einer HomeKit-Unterstützung beworben. Testweise war diese zu Beginn meines Tests mal verfügbar, stand jetzt (Dezember 2016) ist die Zertifizierung von HomeKit für tado° aber noch nicht beendet. Apple ist manchmal bekannt dafür, dass es sich ein wenig herauszögert – mehr Informationen gibt es allerdings noch nicht. Aber: Es funktionierte, wenn auch etwas anders als gedacht – dazu aber zu gegebener Zeit nochmal etwas, denn ändern kann sich immer was und so heißt es erst einmal abwarten. UPDATE JUNI 2017: Inzwischen ist tado° mit HomeKit kompatibel, einen kurzen Einblick findet ihr in diesem Artikel.

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(Meine) Kostenersparnis?

Laut tado° ermöglicht der Wechsel auf die smarten Thermostate eine Einsparung von rund 31 Prozent – was durchaus einige hundert Euro im Jahr sparen kann. Solche Angaben sind aber natürlich immer mit größter Vorsicht zu genießen, blind vertrauen sollte man darauf nicht. Es kommt letztlich immer auf das eigenen Heizverhalten an. Wer nur selten heizt und dann aber vergisst, die Heizung wieder auszuschalten, der spart natürlich mehr als jemand, der bewusst heizt – wobei es dann wieder darauf ankommt, wieviel Leistung die Heizung benötigt, um den Raum zu erwärmen. Manchmal ist es eben sparsamer, die Heizung konstant auf Stufe 1 oder 2 laufen zu lassen, als während der Arbeitszeit komplett auszuschalten. Viele, viele Faktoren, die auf eure Heizkosten wirken.

Was ich aber sagen kann: Ich nutze wie erwähnt seit drei kompletten Heizperioden mehr oder minder smarte Thermostate (von Honeywell) mit festgelegten Heizschaltpunkten. Die Heizkosten sind seitdem um rund 25 Prozent gesunken. Ob der Wechsel nun der einzige Grund war oder einfach weniger geheizt wurde, lässt sich natürlich nicht wirklich nachhalten. Erkennbar ist allerdings, dass sowohl die Abrechnungen vor dem Austausch allesamt im gleichen Bereich lagen, ebenso liegen die Abrechnungen nach dem Austausch auf einem gleichen Niveau – sodass man die Einsparung zu einem großen Teil wohl wirklich den Thermostaten zuschreiben kann.

Mit tado° dürfte diese Ersparnis (theoretisch, praktisch werden wir dann nächstes Jahr sehen) nochmal ein paar Prozente höher ausfallen. Denn: Gab es unplanmäßige Abwesenheiten (zum Beispiel Einkaufen, Runde mit dem Hund, Party am Wochenende und dergleichen, sprich alles abseits des täglichen (Arbeits-)Rhythmus), so haben die Thermostate weiter geheizt – denn ich war schlicht zu faul, in solchen Fällen manuell den Abwesenheits-Modus des Honeywell-Systems zu aktivieren. ¯\_(ツ)_/¯ Bei tado° wird dieser Away-Modus aber dank Geofencing automatisch aktiviert und genutzt – was eben noch einmal den ein oder anderen Euro mehr sparen dürfte.

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Miete? Kaufen? Erfolgsgarantie!

Ob sich das tado°-System für euch lohnt? Bestimmt, die Frage ist nur, wann ihr die Investition wieder drin habt. Das Starter-Kit mit zwei Thermostaten (und der Internet-Bridge) schlägt mit rund 200 Euro zu Buche, jedes weitere Thermostat dann nochmals mit runden 80 Euro. Macht bei fünf nötigen Thermostaten also lockere 440 Euro – bei mehr Räumen und Heizkörpern eben noch mehr. Tipp: Nehmt einmal eure Heizkostenabrechnung und zieht davon mal 20 Prozent ab. So könnt ihr euch grob ausrechnen, wann sich die Investition wieder ausgleicht – dürften so im Schnitt zwei bis drei Jahre sein, je nach Anzahl der Räume und des Heizverhaltens.

Wem die Gesamtsumme zu hoch ist, der kann die einzelnen Teile auch mieten: das Starter-Kit gibt es für 3,99 Euro pro Monat (im ersten Jahr, danach 5,99 Euro pro Monat), ein einzelnes Thermostat gibt es für 2,99 Euro pro Monat. Empfinde ich als deutlich zu hoch, bei fünf Thermostaten wären dies runde 15 Euro pro Monat und 230 Euro im ersten Jahr. Natürlich kann man sich zu einem späteren Zeitpunkt für einen Kauf entscheiden, hierbei werden die regulären Kaufpreise aber nur um die Mietzahlungen der letzten sechs Monate gesenkt (wieso nicht komplett, quasi als Mietkauf), außerdem ist der Kauf nur zum Ende der 12-monatigen Vertragslaufzeit möglich. Teurer Spaß, der den einzigen Vorteil hat, eben nicht diese hohe Summe aufeinmal zahlen zu müssen.

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Ehrlich? Mieten ist Mist, lieber etwas sparen. Um Interessenten noch etwas mehr überzeugen zu können, gibt es aber auch eine tado° Erfolgsgarantie. Kurz zusammengefasst: Habt ihr nach 12 Monaten eure Heizkostenabrechnung und fällt die Ersparnis nicht wie gewünscht aus, könnt ihr die gekauften tado°-Produkte zurückgeben und bekommt den Kaufpreis erstattet. Dabei gibt es eigentlich keine nennenswerten Einschränkungen: Die Produkte müssen lediglich nach dem 1. September 2016 gekauft worden und mindestens sechs Monate aktiv genutzt worden sein, das Kaufdatum laut Rechnung nicht länger als 12 Monate her sein darf. Weitere Dokumente zum Energieverbrauch (Rechnungen z.B.) werden nicht benötigt, da vertraut tado° auf die eigenen Stärken. Top-Sache.

Fazit und tl;dr

Wer bis hier hin halbwegs aufmerksam mitgelesen hat, der wird schon unterschwellig mitbekommen haben: Ich liebe tado°. Dies liegt schlicht an vielen Dingen und den vielen Details, die mir das System bietet: Angefangen bei der schlichten Optik der Thermostate, über die einfache Einrichtung, dem starken Support, der schmucken Oberfläche und App, der Unterstützung für mehrere Familienmitgliedern und Mitbewohnern, bis hin zur problemlosen Nutzung des „Smart Away“-Features, welches mir sicherlich noch den ein oder anderen Euro einbringen wird. Die IFTTT-Integration und Unterstützung für Amazon Echo und bald auch Apples HomeKit? Wird gerne mitgenommen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass das System zuverlässig läuft, wenn es einmal mit Bedacht eingerichtet ist, fast nicht notwendig – zusätzliches Spielzeit für Technikfreunde.

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Natürlich hat das ganze seinen Preis, andererseits hat man die Ersparnis nach ein paar Jahren aber auch wieder drin, sodass sich die Investition aufgrund der möglichen Ersparnis von 20 und mehr Prozenten (Vorsicht: Erfahrungswerte) lohnt. Es gibt duzende weitere Heizkörper-Thermostate, die sich im Funktionsumfang und damit auch im Preis unterscheiden. Einfache Bluetooth-Thermostate mit App-Steuerung, halbwegs autarke Thermostate mit Schaltzeitpunkten mit und ohne Apps, bis hin zu smarten Thermostaten mit praktischen Features und Fernsteuerung von unterwegs. Die einfacheren sind spürbar günstiger als die tado°-Thermoste, aber im Vergleich zu anderen ähnlichen Systemen wie das erwähnte und von mir zuletzt eingesetzte Honeywell Evohome liegt man jedoch auf einem ähnlichen Niveau.

Ersparnis bringen alle automatischen Thermostate, nach oben hin unterscheiden sich auch die teureren Systeme letztlich nur um ein paar zusätzliche Prozente in der jährlichen Ersparnis. Ob man dafür den Mehrpreis akzeptieren möchte, muss dann jeder für sich selbst wissen. Ich für meinen Teil kann das tado°-System aber nur empfehlen, eben weil man sich dank Geofencing nur noch grob Gedanken über die Schaltpläne machen muss und man die Heizungssteuerung danach eigentlich komplett vergessen kann. Und dann gibt es noch einen Punkt, der nicht zu vernachlässigen ist: Wie bei allen Smart-Home-Systemen spielt auch der Faktor „Hey, ich kann es“ eine nicht zu vernachlässigende Rolle – trotz der Kosten. Einen Porsche hat man ja auch nicht, weil ein Dacia nicht von A nach B fahren könnte…

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