Beim Namen Vorwerk dürften viele inzwischen zuerst an den kontrovers-emotional diskutierten Küchenhelfer Thermomix denken, die etwas ältere Generation aber an die ursprünglichen Cash-Cows, den dunkelgrünen Staubsaugern von den Eltern und Großeltern. Zuletzt konnte ich mir den Kobold VK7 mitsamt Zubehör anschauen, der mich voll und ganz überzeugt hat und den Namen Vorwerk zu recht trägt – teu(r)er, aber viel Leistung. Nun baut das Wuppertaler Unternehmen nicht nur Küchengeräte und Handstaubsauger, sondern mischt auch bei Saugrobotern mit. Aber obwohl man mit dem VR100 früh dabei war, auch die Nachfolger VR200 und VR300 bei der Hardware überzeugen konnten und man sich zwischenzeitlich den Hersteller Neato, auf dessen Hardware man bereits zuvor zurückgegriffen hatte, einverleibt und vor kurzem als eigenständiges Unternehmen geschlossen hat, ist Vorwerk eher unter „ferner liefen“ zu finden.
Die Hardware und Leistung war bei allen Modellen solide, an der Software haperte es aber. Man denke nur mal an das völlig schlecht kommunizierte und viel zu lange ungelöste Zertifikatsproblem, welches die VR200 und VR300 quasi lahmlegte. Hinzu kommt, dass seit 2011 immer mehr Hersteller außerhalb Europas (primär aus Asien) auf den Markt gedrängt sind und die die Weiterentwicklung nicht immer schlüssig, aber zumindest zügig antreiben und jedes Jahr mehrere Modelle veröffentlichen. Vorwerk hingegen lässt sich Zeit: Vom VR200 zum VR300 vergingen rund fünf Jahre und weitere vier Jahre hat es gedauert, bis man mit dem Kobold VR7 ein neues Modell ins Rennen schickt. Eine Namensverwandtschaft zum Akkusauger Kobold VK7 ist nicht zu verkennen und nach dieser wie erwähnt durchweg positiven Erfahrung war ich bei aller Skepsis gespannt, ob der Saugroboter den Schwung mitnehmen kann.
Gewohntes Design und doch neu
Beim Design ist Vorwerk sich und den Neato-Modellen treu geblieben und hat auch dem Kobold VR7 die bekannte D-Form spendiert. Laut Vorwerk soll die D-Form im Vergleich zu runden Saugrobotern für eine bessere Reinigung von Ecken und Kanten sorgen. Rein „anatomisch“ mag das stimmen, den baulichen Nachteil machen die üblichen Verdächtigen aber durch eine zweite Seitenbürste und Saugleistung wett. Dennoch sieht es cool aus und ist unter all den hundert Modellen mal wieder etwas anderes. Die Abmessungen betragen in etwa 34 x 34 Zentimeter, die Höhe liegt bei 8,5 Zentimetern. Achtung: Hier liest man oft (auch bei Vorwerk selbst) von 11 Zentimetern, was aber die Höhe mitsamt Laserturm betrifft. Somit kann er zumindest teilweise auch unter Möbeln saugen; zwar je nach Höhe nur bis zum Turm, aber mit der Höhe gehört der VR7 zu den flacheren Saugrobotern, die zumeist irgendwo zwischen neun und zehn Zentimetern angesiedelt sind.
Wie auch bei dem neusten Akku-Handstaubsauger dominiert weiß die Farbgebung auf der Oberseite und besitzt lediglich Akzente im typischen Vorwerk-Grün, der untere Teil des Saugers ist im gewohnten Anthrazit gehalten. Der Laserturm wird von einem mattem, silberfarbenem Alu-Ring umgeben, was sehr schick aussieht. Am Aussehen gibt es hier in meinen Augen sowieso nicht viel zu meckern, vor allem der Verzicht auf jegliche Hochglanzteile ist ein dicker, dicker Pluspunkt. Während der VR300 nur per App zu bedienen war (oder aber man ließ grundsätzliches alles saugen), hat man dem Nachfolger auch wieder ein paar Buttons spendiert, mit denen sich die Saugstufe festlegen lässt und der Sauger gestartet werden kann. Der jeweilige Modus wird mit einer kleinen LED visualisiert, gleiches gilt auch für die WLAN-Verbindung und den Ladestatus.
Kennt man auch schon von den Vorgängern und empfand ich immer als nützlich: Ein Tragegriff, der im Design bedacht wurde und ein einfaches Herumtragen des etwa 4,5 Kilogramm schweren Saugers mit einer Hand ermöglicht. Einen Großteil der Oberfläche nimmt die herausnehmbare Abdeckung ein, die nun fest mit dem Staubbehälter verbunden ist. Jener misst etwa 480 ml, im Vergleich zu anderen Saugrobotern nur minimal weniger, es gibt aber ja auch noch die Absaugstation. Entscheidet ihr euch gegen die Servicestation und für die einfache Ladestation, kommt ihr nicht drum herum, den Behälter einmal mehr zu leeren – wie oft, kommt letztlich auf die Häufigkeit der Reinigung die Menge des Schmutzes an. Schade: Frühere Modelle besaßen noch eine Absaugöffnung für den Handstaubsauger, was vor allem für Allergiker praktisch war. Diese ist nicht mehr vorhanden, was einen abermaligen Verweis auf die Absaugstation nahelegt (durch die größere Öffnung klappt es nicht mehr ganz so gut wie zuvor).
Die Unterseite ist eigentlich nur von der Form her von anderen Saugrobotern zu unterscheiden: Eine nah am Rand verbaute universelle Hauptbürste mit Borsten und Lamellen, eine Seitenbürste und Räder zur Fortbewegung mitsamt Kletterhilfen, die den Roboter Hindernisse von bis zu 1,5 Zentimetern Höhe überfahren lassen. Das war mal mehr? Jau, der VR200 und der VR300 schafften auf dem Papier bis zu zwei Zentimetern, wobei die Meinungen zum Erfolg auseinandergingen. Kurioserweise setzt man beim Gehäuse des VR7 durchweg auf mattem Kunststoff, lediglich die untere Bürstenabdeckung ist leicht hochglänzend schwarz. Staubrückstände ahoi! Ehrlich, wieso macht man das? Was mir beim Herausnehmen der Bürste als erstes in den Sinn gekommen ist: Die Bürste beziehungsweise deren Halterungen wirken deutlich massiver und damit robuster.
Zu guter Letzt verstecken sich in den Seiten noch die ein oder anderen Sensoren: An der Front den gewohnten, druckempfindlichen Bumper, seitlich die üblichen Abstandssensoren sowie unterseitig Sensoren zur Erkennung von Treppen und Untergründen. Neu ist die frontseitig im Bumper eingelassene Time-of-Flight-Kamera, die dem Kobold VR7 auch bei Dunkelheit eine intelligente Objektvermeidung ermöglicht. Alles in allem gibt es an der Verarbeitung kaum etwas zu bemängeln: Hatten die Vorgänger noch die ein oder anderen Schwachstellen, z.B. bei den Scharnieren, wirkt der Kobold VR7 durch die Bank hochwertig verarbeitet: Stabiler, griffiger Kunststoff, saubere Spaltmaße und kein Rappeln, wo kein Rappeln sein sollte. Und ja: Auch ECOVACS, Roborock und wie sie so heißen sind 2023 keine reinen Plastebomber mehr, sondern haben sich qualitativ weiterentwickelt. Dennoch hinterlässt das Vorwerk-Modell einen noch etwas besseren Eindruck.
Mit oder ohne Servicestation?
Erstmals bietet Vorwerk seinen Saugroboter nicht nur mit einer einfachen Ladestation an. Diese gibt es unter der Modellbezeichnung CB7 auch weiterhin und hat sich im Vergleich zu den bisherigen Ladestationen sichtlich gewandelt und ist kompakter und moderner geworden. Neu hinzugekommen ist allerdings die Kobold RB7 Servicestation, mit der sich der Sauger aufladen und automatisch absaugen lässt. Die wie auch der Saugroboter in mattem Weiß und dunklerem Anthrazit gehaltene Absaugstation misst etwa 30 Zentimeter in der Höhe, 35 Zentimeter in der Breite und fügt zur Tiefe des Saugers zusätzlich 15 Zentimeter hinzu, sodass man mit einer Gesamttiefe von etwa 50 cm planen sollte; hinzu kommt ein empfohlener Abstand von etwa 50 Zentimetern nach links und rechts. Ich persönlich hatte aber in einer Nische mit etwa 10 bis 15 Zentimetern Abstand zu den Seiten keine Probleme mit erkennen konnte. Die vom TÜV Nord als „Für Allergiker geeignet“ bewertete FP200 Filtertüte besitzt ein Fassungsvolumen von etwa 2,2 Litern und reicht grob überschlagen für etwa 6 Monate aus – je nach zu reinigender Fläche und Einsatzhäufigkeit.
Die Filtertüte wird rückseitig eingesetzt und von einem Drucksensor dauerhaft überwacht, sodass ihr eine Mitteilung erhaltet, wenn es Zeit für einen Filtertütenwechsel ist. Das Absaugen leert den gesamten Behälter im Saugroboter und ist verglichen mit anderen Absaugstationen recht leise – aber eben nur im Vergleich, denn der Absaugvorgang dröhnt schon noch ordentlich durch die Räume. Cool, wenn man Platz hat: Die RB7 Servicestation leert und lädt nicht nur den VK7-Saugroboter, sondern ist auch als Lade- und feste Servicestation für den Kobold VK7 Akku-Staubsauger erweiterbar. Im Vorwerk-System gut durchdacht, daher ist es schade, dass die Servicestation nicht den Eindruck des Roboters fortsetzt, sondern im Vergleich liebloser wirkt. Sie bricht zwar nicht schon beim Anschauen auseinander, ist insgesamt aber etwas klappriger und gerade die Filterklappe an der Rückseite hakt beim Wiedereinsetzen. Da hinterließ die Absaugstation des Roomba j7+ einen wesentlich besseren Eindruck, optisch wie auch haptisch. Übrigens: Nicht an den Fotos des Saugroboters mit Absaugstation stören – leider ist mir erst nach Fotoaufnahme und Rückversand aufgefallen, dass er zum Photoshooting falsch herum an der Ladestation platziert war.
Solide App ohne Schnickschnack
Der Saugroboter selbst kann auch von Hand bedient werden, saugt dann aber eben sämtliche erreichbare Flächen – deswegen kauft sich aber wohl niemand einen smarten Haushaltshelfer. Als App kommt die von Vorwerk bekannte MyKobold-App für iOS und Android zum Einsatz. Bereits zuletzt positiv angemerkt: Das Hinzufügen eines Gerätes setzt war die Bestätigung einer Mail-Adresse voraus, kommt dabei aber ohne eine zwingend erforderliche Registrierung aus. Das eine Art der Verifizierung aufgrund des möglichen Fernzugriffs auf den Sauger notwendig ist, ist die eine Sache, aber bei manchen Herstellern wundert man sich, dass nicht noch Blutgruppe und Allergien abgefragt werden. Die erste Einrichtung des Saugroboters ist ohne Probleme und in kurzer Zeit erledigt; das meiste passiert automatisch und falls ihr selbst eingreifen müsst, werdet ihr durch die Einrichtung geführt.
Wer die App bereits vom VR200 beziehungsweise dem VR300 zu kennen meint: Nein, das Entwicklungsteam von Vorwerk hat die App eigens für den VR7 grundlegend überarbeitet. Als erste Handlung fordert der Roboter euch auf, diesen auf die Lade- oder Servicestation zu setzen und einen Grundriss erstellen zu lassen, wobei Vorwerk dazu einen Fast-Mapping-Modus implementiert hat, in welchem der Sauger nur auf Erkundungstour geht und so innerhalb weniger Minuten fertig ist. Klingt gut, klappte bei mir aber nicht: Mal fehlte eine Hälfte von Raum A, dann war dieser enthalten und es fehlten Raum B und C und ein dritter Durchgang ließ Raum C fehlen. Und dabei sind die räumlichen Begebenheiten nicht komplex, andere Sauger und auch die älteren Vorwerk-Modelle hatten nie ein Problem. Kurioserweise passte es, nachdem ich den Grundriss erneut gelöscht habe, einfach alles habe saugen lassen und die damit generierte Karte als Grundriss festgelegt habe. Ist aber natürlich nicht Sinn der Sache und so schaut man sich laut Vorwerk hierzu die Rückmeldungen an und arbeitet stetig am Balancing zwischen schnellem und gründlichem Mapping.
Je Ladestation lässt sich ein Grundriss erstellen, wer also zwei Etagen besaugen möchte, der muss die Anschaffung zusätzlicher Lade- oder Servicestationen ins Auge fassen und den Roboter dann eben immer umhertragen. Grundrisse lassen sich in Zonen (sprich Zimmer) unterteilen und soll der Sauger bestimmte Bereiche (Hochflor-Teppiche oder bei uns die Ecke mit dem Wassernapf für’n Hund) nicht befahren, können auch No-Go-Zonen definiert werden. Klappt ganz simpel und ohne Probleme, darüber hinaus kann für jede Zone auch eine Saugstufe (Eco, Auto oder Max) vorausgewählt und die Reihenfolge der Reinigung bei Auswahl aller oder mehrerer Zonen festgelegt werden. Ebenso lassen sich Zeitpläne für die automatische Reinigung inklusive Zonen- und Modusauswahl erstellen, die vergangenen Reinigungsverläufe einsehen oder auch Zubehörteile nachbestellen.
Die App ist prinzipiell klar aufgebaut und es ist toll, mal eine Saugroboter-App zu sehen, die nicht irgendwo einen Darstellungsfehler aufweist oder mit Google Translate übersetzt wurde. Gleichzeitig muss man aber sagen, dass sich andere Hersteller für ihre Apps mehr Mühe gegeben haben und die MyKobold-App einige Dinge vermissen lässt. Das Wechseln der zum Start ausgewählten Saugstufe während des Saugvorgangs ist nicht möglich, es gibt keine Live-Ansicht wo sich der Sauger gerade befindet, keine (abgesehen ganzer Zonen) Bereichsauswahl zur Reinigung und auch erkannte Hindernisse werden im Reinigungsverlauf nicht angezeigt. Dies mag für die „Ich will nur, dass der Boden gesaugt wird“-Zielgruppe ausreichen, solche zusätzliche Spielereien sind aber ein nettes Gimmick. Eigentlich ist es in Sachen App wie bisher: Man hat mit der App eine solide Basis, führt Features aber mit wenig Kreativität zu Ende und beschränkt sich auf das wesentlichste.
Mach alles sauber und saug alles auf
Machen wir uns ans saugen und drehen den Sauger auf. In der Praxis muss man dabei zwischen der eigentlichen Navigation, der Hindernisserkennung und der Saugleistung differenzieren. Die Wischleistung fällt in diesem Fall natürlich weg, denn Vorwerk hat dem VR7 keine Wischfunktion spendiert. Hatte iRobot bis vor einigen Monaten ebenso mit der Begründung gehandhabt, dass man keine Kompromisse bei der Saug- und Wischleistung eingehen möchte und daher strikt trennt. Ich möchte darauf gar nicht zu sehr herumreiten, dass man im Hause iRobot inzwischen zu einer anderen Meinung gekommen ist und die Wischleistung aktueller Modelle durchaus ausreichend ist – durchaus auch etwas, was am Markt im Jahr 2023 gefragt ist. Mit dem „Besserwischer“ VK7 hat man ähnliche Technik im Hause und die Zielgruppe für einen reinen Saugroboter dürfte im Jahr 2023 schon kleiner ausfallen. Aber, das nehmen wir einfach mal hin.
Bei der Navigation durch die Räume war Vorwerk bzw. Neato vor rund 12 Jahren schon fast sowas wie ein Vorreiter, zumindest waren die heute fast standardmäßig verbauten Lasertürme noch eine Seltenheit. Prinzipiell gibt es an der Navigation des Kobold VR7 nicht viel auszusetzen: Abgesehen von der nicht funktionierenden „Fast Mapping“-Funktion navigiert der Sauger ansonsten zielsicher durch den Raum. Zunächst werden wie üblich die Kanten des Raums abgefahren, anschließend Bahn für Bahn die restliche Fläche. Dabei hält der Sauger ausreichend Abstand um zum Beispiel Fußleisten nicht zu verkratzen, gleichzeitig fährt er aber nah genug heran, damit die Seitenbürste jedes Schmutzteilen erreichen kann und wenn die Bürste mal etwas nicht erreicht, richtet es zumeist die Saugleistung. Glücklicherweise habe ich bisher keine Probleme mit dem Grundriss gehabt, da war der VR300 deutlich kleinkarierter unterwegs und versagte schnell den Dienst, wenn auch nur kleinere Änderungen am Raum vorgenommen wurden.
Größere Hindernisse wie Schränke, Stühle oder anderes Mobiliar wurde zuverlässig erkannt und umfahren. Auch bei diesen fuhr der Sauger nah genug heran und allen Schmutz zu erwischen, aufgrund des gut funktionierenden Laserturms und der Kamera wurden sie aber früh genug erkannt um eine Kollision mit dem Frontbumper zu vermeiden. Was nervig werden kann, wenn ihr euch im selben Raum aufhaltet: Der Sauger bremst häufig recht abrupt ab, was das Heck leicht abheben lässt und bei der Landung für ein nerviges Klacken sorgt. Möbel und größere Dinge sind für den VR7 kein Problem, wenn die Hindernisse aber niedriger als der Laserturm sind, hat er seine Problemchen. Auf Anfrage betonte Vorwerk, dass man über den Direktvertrieb zunächst Kabel und Textilien als häufigste Hürden ausgemacht und die TOF-Kamera darauf angelernt hat. Und ja, Socken, Kabel und ähnliches wird auch zumeist zuverlässig erkannt. Andere kleinere Dinge? Joa, die schiebt er gerne mal vor sich rum oder fährt drüber. Die Hindernisserkennung kleiner, beweglicher Teile empfand ich in meinem Test zum jetzigen Stand nicht wirklich gut, da muss man softwareseitig alsbald nachbessern. Es bringt mir wenig, wenn er zwar vor Kabel und Socken halt macht, den Futter- und Wassernapf dann aber quer durch die Küche bugsiert…
Bei der Saugleistung konnte zuletzt der Kobold VK7 absolut überzeugen, auch die bisherigen Saugroboter aus dem Hause Vorwerk gaben sich keine Blöße. Und der Kobold VR7? Da kann ich mal wieder positives berichten, denn die ist wirklich gut. Auf Hartböden gibt es kaum Unterschiede, da reicht bereits der Eco- oder Automatikmodus aus um sämtliche Schmutzpartikel vom Boden einzufangen. Auf Teppichen dreht der Sauger automatisch einen Gang höher auch da gibt es nichts auszusetzen, selbst festgelaufene Haare werden zuverlässig weggesaugt. Vergleichbar empfand ist da bisher nur den Roomba j7+, der seinen Erfolg aber wohl weniger der Leistung, sondern der beiden entgegengesetzt rotierenden Gummiwalzen zu verdanken hatte. Mit einem üblichen Handstaubsauger lassen sich zwar weiterhin bessere Ergebnisse erzielen, aber das ist ein Vergleich auf hohem Niveau. Bei täglicher Reinigung beseitigt der VR7 eigentlich alles vom Boden – und ich verkneife mir an dieser Stelle einen nochmaligen Verweis auf die Hinderniserkennung…
Auch in punkto Lautstärke kann der VR7 wie auch sein „großer Bruder“ überzeugen. Laut App-Messungen erreicht der Motor auf niedriger Stufe (also Eco oder Automatik und Hartböden) etwa 68 dB, wohingegen auf maximaler Stufe oder wenn der Roboter einen Teppich unter sich erkennt lockere 80 dB ausgewiesen werden. Das ist zahlenmäßig erst einmal kein großer Unterschied zu den Vorgängern oder anderen Saugrobotern. Allerdings tönt der Motor gleichmäßig tiefer und weniger hochfrequentiert, was das Geräusch ingesamt etwas angenehmer in den Ohren macht. Im Idealfall saugt der smarte Haushaltsdiener natürlich während eurer Abwesenheit – wer aber regelmäßig und/oder viel im Home Office ist, wird über eine zeitgleiche Arbeitszeit manchmal nicht herumkommen. Und da ist der VR7 während seiner Arbeitsphase deutlich angenehmer in den Ohren, als andere Modelle, was aber nichts daran ändert, dass er nicht (Video-)Call geeignet ist.
Die Akkulaufzeit gibt Vorwerk im Eco-Modus mit 60 Minuten an, auf Maximalstufe reduziert sich diese natürlich. Ich hatte mit dieser aber noch nie Probleme, neben der gewählten Stufe spielt es aber auch eine Rolle, wie viel Strecke der Sauger zurücklegen muss. Kann er relativ frei seine Bahnen ziehen, wird weniger Saft benötigt, als als wenn er durch verwinkelte Räume navigieren und um viele Tisch- oder Stuhlbeine herumfahren muss. Sollte der Sauger während einer Reinigungssession doch mal an seine Grenzen kommen, fährt er automatisch zur Ladestation zurück und setzt nach dem Aufladen wieder dort an, wo er zuvor aufgehört hat. Eine vollständige Akkuladung nimmt etwa 2½ Stunden in Anspruch, ist also recht zügig. Laut Vorwerk soll der Akku nach ca. 800 Vollzyklen noch etwa 70% der maximalen Kapazität besitzen und bei täglicher Nutzung rund drei Jahre halten. Die Besonderheit: Der Akku lässt sich von Jedermann und mit drei Schrauben wechseln!
Die Reinigung und Wartung fällt wie gewohnt aus und unterscheidet sich je nach gewählter Ausstattung. Habt ihr euch für die Absaugstation entschieden, nimmt euch diese die häufigste Aufgabe ab: das Entleeren des Staubbehälters. Seid ihr „nur“ Besitzer der einfachen Ladestation müsst ihr den Behälter regelmäßig Leeren, in meinem Fall alle 5-7 Tage. Ebenfalls solltet ihr regelmäßig den Filter ausklopfen oder aussaugen und die Rundbürste von Haaren und Fäden befreien, denn derlei Zeugs wickelt sich mit großer Freude um die Bürste. Tipp: Kurzerhand mit der Schere an der Bürste entlangschreiben und grob abzupfen. Der Filter sollte einmal jährlich ausgetauscht werden, bei der Hauptbürste sowie die Seitenbürste kann man rein optisch erkennen, ob diese so langsam ausgetauscht werden müssen. Erfahrungsgemäß kann man diese locker ein Jahr nutzen. Interessant ist dabei, dass Vorwerk darauf hinweist, dass die Rundbürste nicht nass gereinigt werden sollte. Habe ich ehrlich gesagt immer gemacht und hatte nie Probleme…
Noch ein paar kurze Punkte
Was gibt es sonst noch erwähnenswertes rund um den Kobold V7? Hochflorteppiche habe ich beim Thema Saugleistung bewusst ausgespart: Alles, was länger als 1,5 Zentimeter ist, stellt einen Endgegner dar – aber nicht nur für den Kobold VR7, sondern ich habe bisher noch keinen Sauger mit rotierender Bürste erlebt, der wirklich hochflorige Teppiche absaugen kann, ohne die Fasern zu verschlingen und sich zu blockieren. Was der VR7 noch gegenüber dem VR300 verloren hat? Die WiFi-Verbindung ist nur via 2,4 GHz möglich, der VR300 unterstützte noch das 5-GHz-Band. Für sich sicherlich kein K.O.-Kriterium, es passt aber irgendwie ins Bild. Wollt ihr den Saugroboter per Sprachsteuerung bedienen, gibt es für Amazons Alexa einen Kobold Saugroboter Skill und auch für Google Assistant unter Android gibt es eine Anbindung. Unter iOS fehlt jedoch eine Siri-Integration ebenso wie Kurzbefehle – schade, dabei wäre beides ohne zu großen Aufwand möglich.
Eine Sache, auf die ich nochmal kurz eingehen möchte, ist der wechselbare Akku. Ich habe einige Saugroboter erlebt, die anfangs ein starkes Saugergebnis lieferten, aber nach 6-12 Monaten nach und nach schwächer wurden. Manchmal liegt das schlicht an abgenutzten Bürsten oder zugesetzten Filtern und nach einem Austausch passt es wieder. Oftmals ist aber auch die abnehmende Leistung des Akkus eine Ursache und diese lassen sich bei den allermeisten bis fast allen Saugrobotern nicht wechseln. Zumindest nicht ohne viel basteln und herumsuchen zu müssen. Anders aber beim Kobold VR7, dessen Akku nicht nur im Vorwerk-Shop nachzubestellen ist, sondern der auch einfach mit drei Kreuzschrauben entfernt und wieder eingesetzt werden kann. Ob man den Sauger nun noch in 3-5 Jahren nutzen möchte sei mal dahingestellt und es gibt sicherlich noch andere Teile, die defekt gehen können – aufgrund eines schwachen oder defekten Akkus muss man das Gerät aber nicht ersetzen.
Fazit: A little bit too late?
Ich war ein großer Fan des VR200 und VR300. Aber vier Jahre sind eine lange Zeit, in denen andere Hersteller an Relevanz gewonnen und gute Saugroboter auf den Markt gebracht haben. Inzwischen ist Vorwerk beim Thema Saugroboter kaum noch wirklich interessant. Kann man dies mit dem Kobold VR7 ändern? Leider nein, zumindest zum jetzigen Stand der Entwicklung. Die Hardware an sich gehört sicherlich zu den besten Saugrobotern auf dem Markt, wenn der VR7 nicht sogar ganz oben auf dem Treppchen steht. Schmucke Optik, hochwertige Verarbeitung, sowie ein starker Motor, der auf fast keinerlei Untergründen Schwächen zeigt und dabei auch auf maximaler Saugstufe angenehmer in den Ohren klingt als viele andere Modelle. Auch der einfach zu wechselnde Akku ist in Sinne der Nachhaltigkeit klar positiv bewerten. Bei der Absaug- bzw. Servicestation gibt es kleinere Abstriche, sie erfüllt aber ihren Zweck und solche Stationen können definitiv praktisch sein – letztlich müsst ihr für euch entscheiden, ob euch die automatische Entleerung der Aufpreis von rund 390 Euro wert ist.
An der Hardware scheitert es also eigentlich nicht, bei der Software gibt es aber Lücken. Die App ist grundsätzlich optisch ansprechend und übersichtlich gestaltet, Vorwerk hat sich aber funktionell auf Kernfunktionen konzentriert, weswegen sie etwas bieder und wenig innovativ wirkt. Oder wie es Vorwerk formulierte: „Zielgruppe ‚Direktvertrieb‘. Grundlegende und wichtige Ansprüche unserer Kundinnen und Kunden werden erfüllt.“ Auch bei der Firmware des Saugroboters gibt es Licht und Schatten: Die Navigation im Raum ist absolut in Ordnung und auch die Erkennung von Hindernissen ist noch zuverlässig, allerdings nur, wenn sie hoch genug sind. Sind die Hindernisse kleiner und weder Kabel noch Socken, werden diese zumeist stumpf ignoriert. „Erkennung von Objekten und Hindernissen dank präzisem Sensor, auch bei Dunkelheit“ – das ist das, was Vorwerk verspricht, aber zum jetzigen Stand nicht halten kann. Auch die Fast-Mapping-Funktion war eher enttäuschend, wenngleich man ohne Nachteile auf die erste schnelle Fahrt verzichten kann. Bei der Software müsste man dringend nachbessern.
Wäre dem Kobold VR7 ein Erfolg gegönnt, sofern die Vorwerk-Teams die genannten Schwächen zeitnah beseitigen? Zu wünschen wäre es, alleine um eine Alternative zu den drückenden China-Herstellern zu haben. Wirklich daran glauben kann ich nicht. Denn eigentlich gibt es nur zwei Zielgruppen: Die hartgesottenen Vorwerk-Fans und jene, die gezielt einen „Nur-Saugen-Roboter“ mit maximaler Leistung suchen – denn Saugen in einer „robotersicheren“ Umgebung kann er. Aber: Vorwerk ruft für den Kobold VR7 rund 999 Euro auf, mit Absaugstation sogar 1.399 Euro. Die Preise stellen auf dem Markt keine Seltenheit mehr dar, für das Geld (oder teils weniger) bekommt man aktuelle Modelle mit guter Wischfunktion und/oder All-In-Station fürs Entleeren des Staubbehälters und Wischwasser. Da muss man den Mehrpreis für weniger Features erstmal rechtfertigen und das sehe ich außerhalb der „Vorwerk-Blase“ nur bedingt: Saug- und Wischroboter auf diesem Preisniveau sind noch immer viel (technische) Spielerei und davon bietet der VR7 schlicht zu wenig. Alles in allem ist Kobold VR7 eigentlich ein sehr guter Saugroboter der nach dem Auspacken schlicht funktioniert – aber vielleicht ein, zwei oder auch drei Jahre zu spät dran…
Hallo, warum stellt ihr den Saugroboter auf allen drei Produktfotos verkehrt herum an die Absaugstation? Das vermittelt ein völlig falsches Bild, der Roboter hängt so gestellt in der Luft und ist nicht selbstständig schräg die Rampe hoch gefahren.
Auf den erstem Foto war es so gewollt, gedankenverloren hatte ich das aber so beibehalten und ist mir erst beim Bearbeiten der Fotos nach dem Rückversand wirklich aufgefallen.