Das lineare Fernsehen im Jahr 2016. Trotz aller Unkenrufe und Schwierigkeiten, die die deutschen Fernsehsender aufgrund immer breiterer Streaming-Konkurrenz wie Netflix, Amazon Prime, Watchever und Co. aussetzt sind, ist das „gute alte“ Fernsehen noch lange nicht tot. Die durchschnittlichen Zuschauerzahlen sinken zwar, dennoch sind diese noch lange nicht wirklich katastrophal, und auch über die Qualität kann man sich sicherlich streiten. Ein Kabelanschluss ist dabei für das „klassische Fernsehen“ schon seit Jahren nicht nur unbedingt notwendig, dank Diensten wie zum Beispiel Zattoo oder meinem aktuellen Favoriten Magine TV.
Und wer nicht an das lineare Fernsehprogramm gebunden sein möchte, der findet auch noch ein paar weitere Dienste, die quasi als virtueller Videorecorder dienen – SaveTV dürfte hierbei sicherlich der bekannteste Name sein. YouTV (vormals ShiftTV) ist ebenfalls ein Online-Videorekorder, der allerdings nicht nur eine Langzeitarchivierung bietet, sondern auch eine Art zeitversetztes Fernsehen für Free-Nutzer.
Insgesamt gibt es 45 TV-Sender, darunter alle „wichtigen“ Privatsender (z.B. RTL, Pro7, Sat.1, VOX, ComedyCentral und Co.), die öffentlich-rechtlichen (z.B. ARD, ZDF, KiKa und Co.), sowie verschiedene Spartensender (z.B. Pro7 Max, ZDF neo, Sat.1 Gold und ähnliche). Vorab: Leider lassen sich nur die öffentlich-rechtlichen Sender in HD aufzeichnen und wiedergeben, die Privatsender strahlen bekanntlich über HD+ aus, was leider aufgrund der Verschlüsselung nicht unterstützt wird.
Mittels verschiedener Ansichten wie die Zeilenansicht oder Senderansicht könnt ihr die verfügbaren Sender nun nach interessanten TV-Shows, Dokumentationen, Serien und Filmen abgrasen, wobei es zu jedem Programmblock findet ihr noch ein paar weiterführende Informationen an die Hand bekommt. Ihr habt grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Zum einen könnt ihr Sendungen direkt wiedergeben (ab etwa 5 bis 10 Minuten nach Ausstrahlungszeit) oder aber ihr fügt einzelne Programmblöcke über die virtuelle Fernsehzeitung zu eurem Aufnahme-Manager hinzu. Kleiner Clou: Serien, wie zum Beispiel die Simpsons und Co., lassen sich auch als ganzes archivieren. YouTV speichert den Titel und fügt folgende Ausstrahlungen jener Serie automatisch zu eurem Aufnahme-Manager hinzu.
Die Aufnahmen geschehen somit manuell oder semi-automatisch, wodurch man aber eben auch keine Ausstrahlung verpassen sollte. Fertige Aufnahmen lassen sich über euer Langzeit-Archiv abrufen, hier könnt ihr diese nun direkt im Browser anschauen, löschen oder auch lokal auf die Festplatte herunterladen – entweder in HD (wenn unterstützt), in HQ (volle PAL Auflösung), NQ oder aber als Audiodesktiption (Hörfilme mit akustischer Bildbeschreibung). Tja – und das war es dann letztlich auch schon, sieht man einmal von weiteren Funktionen wie Suche, Favoriten-Suche und ähnlichem ab.
Der kleine Haken an der Geschichte: Natürlich muss so ein Dienst wie YouTV auch irgendwie refinanziert werden, was man mit verschiedenen Bezahl-Abos versucht zu erreichen. Ohne kostenpflichtiges Abo habt ihr lediglich Zugriff auf Sendungen innerhalb der letzten 24 Stunden und auch nur über den Internet-Stream. Mit dem Basic-Paket (5,99€/Monat) habt ihr Zugriff auf alle Sendungen der letzten 3 Tage und könnt Sendungen lokal herunterladen.
Das Pro-Paket (7,99€ monatlich bei 12 Monaten, 9,99€ für 1 Monat) erhöht die Anzahl der Tage auf sieben und bietet euch außerdem 50 Aufnahmen im Langzeit-Archiv. Noch mehr gibt es im Family-Paket für 14,99€, dann lassen sich bis zu 100 Aufnahmen über eine längere Zeit archivieren und der Account kann mit bis zu 4 Freunden oder Familienmitgliedern genutzt werden. Neue Nutzer bekommen übrigens eine 14-tägige Testmöglichkeit des Pro-Paketes.
Gefällig sind des Weiteren auch die YouTV-Apps, die für viele Systeme und Geräte verfügbar sind. Da wären natürlich zum einen die Apps für iOS und Android (Universal-App für Windows soll folgen) – zum anderen gibt es aber auch Apps für den Apple TV 4, den Amazon Fire TV, Google Chromecast, Roku-Streamingboxen, Nvidia Shield, sowie für verschiedene TV-Geräte aus dem Hause Samsung und Philips.
Die Apps machen eigentlich einen durch die Bank soliden und sehr guten Eindruck (ausprobiert habe ich die iOS- und Android-App, sowie jene für den Apple und Fire TV), allerdings erlauben euch die Apps für Apple TV und Amazon Fire TV zum Beispiel nicht, auf euer Langzeit-Archiv zurückzugreifen. Hier steht euch nur die Wiedergabe der letzten Sendungen (innerhalb eurer Account-Frist) zu Verfügung, bei den Smartphone-Apps ist dies nicht der Fall.
Fazit zu YouTV? Eine eigentlich ganz nette Sache. Zwar nutze auch ich immer ausgiebiger einschlägige Streaming-Dienste (bevorzugt Netflix und Amazon Prime, letzteres dürften ja eh viele haben), dennoch gibt es auch im linearen Fernsehen häufiger mal Sendungen, die ich schauen möchte – nicht unbedingt DSDS oder das Dschungelcamp, aber es gibt häufiger mal gut gemachte Dokumentationen und Reportagen, die durchaus sehenswert sind.
Mit dem kostenlosen Grundpaket bereits habe ich die Möglichkeit, mir diese ansehen zu können, ohne an die ursprüngliche Ausstrahlungszeit angewiesen zu sein – 24 Stunden Versatz reichen mir. Wer mehr möchte und Sendungen noch später anschauen möchte, der bekommt mit den Basic- und Pro-Paketen entsprechende Alternativen. Kann man sich einmal anschauen und dann für sich bewerten, mir persönlich gefällt YouTV besser als andere Alternativen.
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