ECOVACS Deebot T9+ im Test: Saugroboter mit 3D-Hindernisserkennung, Lufterfrischer und Absaugstation

Marcel Am 05.06.2021 veröffentlicht Lesezeit etwa 17:33 Minuten

Saug- und Wischroboter sind inzwischen auch im Mainstream angekommen und auch wenn man seine 70, 80 oder mehr Quadratmeter auch flott selbst saugen kann, so möchte ich einen Saugroboter nicht mehr missen. Fährt in Abwesenheit, sodass der Boden bei Ankunft gereinigt vorgefunden werden kann – gerade wer Haustiere besitzt, der wird die elektrischen Haushaltshilfen zu schätzen gelernt haben. In den letzten Jahren ist der Reigen an Herstellern und Marken riesig geworden und wer sich einmal verschiedene Modelle angeschaut hat, der wird an ECOVACS wohl kaum vorbeikommen. War ich früher ein Fan der Vorwerk-Modelle zieht hier inzwischen seit einigen Monaten ein DEEBOT OZMO T8 AIVI seine Kreise – starke Kartierung, super Hindernisserkennung, solide Saugkraft und mit dem Ozmo Pro gibt es auch eine Wischfunktion, die durchaus etwas her macht.

Inzwischen hat ECOVACS den DEEBOT T9 (beziehungsweise T9+ mit Absaugstation) veröffentlicht, der im Wesentlichen punktuelle Verbesserungen an der Hardware mit sich bringt. Die wohl medienwirksam größte Neuerung dürfte der eingebaute Lufterfrischer sein, mit dem der Sauber während der Reinigung frischen Duft in den vier Wänden verströmen kann. Klingt kurios und ist es irgendwo auch, in der Praxis aber weniger unpassend, als es im ersten Moment klingen mag. Außerdem soll der DEEBOT T9 die doppelte Saugkraft seines Vorgängers besitzen und sich trotz fehlender AIVI-Hinderniserkennung dank TrueDetect 3D 2.0 und TrueMapping 2.0 präziser und damit auch sicherer in seiner Umgebung bewegen. Ob man hier zu viel Marketing-Blabla in den Mund genommen hat oder ob der DEEBOT T9+ tatsächlich die Leistung des AIVI-Vorgängers bestätigen und noch dazu merklich verbessern kann, konnte ich in den letzten Wochen herausfinden.

Lieferumfang

In Sachen Verpackung und Lieferumfang konnte man ECOVACS immer als Vorbild heranziehen: Nicht nur, weil alles sauber und sicher verpackt und hierbei zumeist auf unnötigen Kunststoff verzichtet wurde – sondern und vor allem auch aufgrund des Lieferumfangs, der im Vergleich zu anderen Herstellern wirklich sehr umfangreich ausgefallen ist. Der Lieferumfang des DEEBOT T9+ bringt neben dem eigentlichen Sauger mit allem notwendigen Teilen und der Absaugstation auch den Ozmo-Pro-Wassertank sowie einen Wischaufsatz mit. Dazu gesellen sich noch zwei Staubbeutel für die Absaugstation auch ein Zehnerpack Einwegreinigungstücher und ein Lufterfrischerduft der Duftnote „Wild Bluebell“. Für eine erste Inbetriebnahme direkt nach dem Auspacken ist also alles dabei, im Vergleich zu den früheren Modellen fällt der Umfang aber weniger üppig aus – auch wenn in diesem Falle nur die zwei seitlichen Ersatzbürsten als Ersatzteile fehlen.

Das ist der DEEBOT T9+…

Optisch kann der DEEBOT T9 seine Verwandtschaft mit dem Vorgängermodell nicht verleugnen. Statt dem von mir getesteten schwarzen Modell und dem Schwarz-Weißen T8 ohne AIVI ist der T9/T9+ komplett in Weiß gehalten. Das macht ihn weniger anfällig für Staub und Wasserflecken, dennoch wirkte das schwarze Modell ein wenig eleganter – ist aber wie so oft reine Geschmacksache. Beim Formfaktor hat man sich weiterhin (und wohl auch in Zukunft) für die runde Variante entschieden und auch der Durchmesser von etwa 35,3 Zentimetern und die Höhe von gut 9,3 Zentimetern (inklusive Laserturm) sind gleich geblieben. Im Grunde sind sich der T8 und T9 mit Ausnahme der fehlenden AIVI-Kamera und der Öffnungen für den Lufterfrischer äußerlich fast baugleich, Änderungen am Gehäuse finden sich nur in Details – beispielsweise hat der T9 keine seitlich durchgezogenen Lüftungsschlitze, sondern eine Art Lochmuster, was optisch etwas weniger grob wirkt.

Unter der großen Wartungsklappe befindet sich der Staubbehälter, der sich mit einem Handgriff entfernen und wieder einsetzen lässt – in Kombination mit der Absaugstation wird dies aber nur noch in seltenen Fällen notwendig sein. Ebenfalls finden sich hier ein kleines Reinigungswerkzeug für die Hauptwalze, sowie Powerschalter, eine kleinen Resetbutton und eine Info-LED. Prominentestes Element auf der Unterseite stellt die aus Borsten und Gummilamellen bestehenden Kombibürste dar, die von zwei Seitenbürsten flankiert wird; im Zusammenspiel mit der starken Saugleistung ist die eher schmal gehaltene Hauptbürste kein Nachteil. Die Räder sind gummiert und besitzen eine Steighilfe, die eine Überwindung von Hindernissen von bis zu zwei Zentimetern Höhe ermöglichen sollen. Zu guter Letzt finden sich auf der Unterseite auch die zwei Absaugöffnungen für die Absaugstation (lässt das Schwester-Modell T9 vermissen) ein kleines Hilfsrädchen, mehrere Fallsensoren , einen verbesserten Teppichsensor zur Erkennung derselbigen und die Ladekontakte für die Absaug- beziehungsweise Ladestation.

Die Front wird von dem typischen runden Bumper dominiert, der aber im Gegensatz zum AIVI-Modell nicht mit einer Kamera, sondern mit TrueDetect-Sensoren zur Hindernisserkennung ausgestattet ist. Seitlich gibt es noch ein paar Näherungssensoren, das Herz des Saugroboters stellt jedoch der Laserdistanzsensor (LDS) auf der Oberseite dar. Für die Navigation unverzichtbar, ermöglicht dieser das Kartieren eines Raumes und der Ortung des Saugers während der Reinigungsrunde. Das Heck des Saugers ist wie auch beim T8 (AIVI) mittels simplen Klickmechanismus auswechselbar, genauer gesagt könnt ihr zwischen dem regulären Hinterteil und dem Ozmo-Pro-Wischtank entscheiden. Ein Unterschied zur Vorgängerserie: Der Standard-Einsatz kann nicht mehr als Wischtank genutzt werden. Da der Standardwischer aber eher unnötig war, kann man gut damit leben. Schade ist allerdings, dass der Lufterfrischer nur im Kombination mit dem regulären „Tank“ genutzt werden kann.

Der Staubbehälter fasst rund 420 ml und ist damit minimal geschrumpft, für eine Reinigung dürfte das Volumen aber sicherlich ausreichen und anschließend wird dieser durch die Absaugstation entleert. Aber auch, wenn man sich für den T9 ohne + entscheiden sollte, dürfte der Behälter ein paar Tage ausreichend sein. Die manuelle Entleerung geht dank prominent rotem Hebel und Rückschlagkappe ohne großes Gefrickel von der Hand, ist allerdings nicht wirklich allergiefreundlich – an dieser Stelle auch nochmal ein Hinweis auf die Absaugstation. Der HEPA-Filter wiederum wird einfach nur in die Klappe eingesetzt, insgesamt eher zweckmäßig. Der OZMO Pro 2.0 Tank fasst 180 ml, was im Vergleich zum Vorgänger mit 240 ml eine signifikante Reduktion darstellt. Für kleinere und mittelgroße Flächen ist dies ausreichend, bei Flächen von 100 qm aufwärts kann es aber je nach gewählter Durchflussmenge ein wenig knapp werden.

Bei der Verarbeitung gibt sich der DEEBOT T9 keine sonderliche Blöße, sie ist wie von ECOVACS und dieser Preisklasse gewohnt sehr gut. Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff und sieht man einmal von der Farbwahl ab, fühlt sich der hier genutzte Kunststoff nicht nach billigem Plaste an. Während man den Korpus mit einem matten Finish bedacht hat, kommt die große obere Klappe mit einer Hochglanzoberfläche daher. Matte Oberflächen wirken optisch immer etwas robuster und sauberer, während Hochglanz es lieben, auch feinste Staubablagerungen, Kratzerchen und Fingerabdrücke sichtbar zu machen. In meinen Augen der einzige Wermutstropfen, auch wenn ein Saugroboter letztlich ein Haushaltsgerät ist. Ansonsten fallen die Spaltmaße aber gering aus und es gibt kein Knarzen oder Rattern, wo keines sein sollte. Da gibt es wirklich wenig auszusetzen, auch wenn andere Hersteller mit dem ein oder anderen optischen und haptischen Detail punkten können.

…und das die Absaugstation

Das Standardmodell des T9 ohne + kommt mit einer Ladestation daher, die beim +-Modell in die Absaugstation integriert ist. Und ja, die ist ein echter Brummer: Rund 43 Zentimeter hoch und ebenso tief, bei einer Breite von etwa 30 Zentimetern. Wirkt in echt dann nochmal massiver, zumindest wenn man sonst nur die üblichen Ladestationen gewohnt ist. Farblich hat man diese im Lieferumfang der perlweißen Farbgebung des T9 angepasst, optional ist diese auch in spacegrau erhältlich. Die Absaugstation wird mit Einweg-Staubbeuteln ausgestattet, die ein Volumen von rund 2,5 Litern besitzen, was für einige Tage ausreichen dürfte. Die Entleerung des Staubbehälters wird bei jeder Ankunft des Roboters an der Station durchgeführt und erfolgt durch die unterseitig angebrachten Öffnungen des T9+. Das Ergebnis nach 15-20 Sekunden ist ein wirklich so gut wie grundentleerter Tank, allerdings ist das Prozedere alles andere als leise – aber dazu später mehr.

Einen Pluspunkt gibt es für die rückseitige Kabelführung, dank der sich überschüssiges Kabel aufrollen lässt – so liegt dieses nicht frei herum, wenn der Weg bis zur nächsten Steckdose nicht allzu lang ausfällt. Auch die Verarbeitung der Absaugstation ist ohne erkennbare Schwachstellen oder grobe Mängel, dennoch gibt es weiterhin einen Kritikpunkt: Mir fehlt eine Wasserschutzunterlage, auf der man den Sauger nach dem Reinigungsvorgang mit Wassertank und Wischtuch noch einige Zeit stehen lassen könnte. Da habe ich mir bereits beim T8 AIVI mit einer einfachen transparenten Schreibtischunterlage und kleinem Fixklebepunkten ausgeholfen. Ein großer Pluspunkt der Absaugstation ist, neben weniger Arbeit, auch der Punkt, dass der Staub sicher im Staubbeutel aufbewahrt wird und sich beim Entnehmen automatisch verschlossen wird. Für Allergiker ein dickes Plus.

Einrichtung und Nutzung in der App

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Entwickler: ECOVACS ROBOTICS
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Die erste Inbetriebnahme und Einrichtung der ECOVACS-App ist schnell erledigt und alles andere als ein Hexenwerk. Im ersten Schritt muss mit Mail-Adresse und Passwort ein Account erstellt werden, der sich zu einem späteren Zeitpunkt auch direkt aus der App heraus wieder löschen lässt. Ist ja bei Anbietern, die ihren Hauptsitz nicht in der EU haben, nicht immer der Fall. Anschließend müsst ihr in der App nur das gewünschte Modell auswählen, welches hinzugefügt werden soll und  die Kamera über den unter der Wartungsklappe aufgebrachten QR-Code halten. Im letzten Schritt dann noch das heimische WLAN auswählen und Passwort eingeben, den Rest erledigt die App dann automatisch. Dauert keine zwei Minuten und hat bei mir bis dato noch nie zu einem Fehler geführt – sei es beim T8 AIVI oder auch beim T9+. Randnotiz: Wer ein reines 5 GHz-Netzwerk aufgebaut hat, der muss umdenken, denn das WiFi-Modul versteht sich nur auf 2,4 GHz Netzwerke.

Was interessant ist: Die Oberfläche der App-Bedienung des T9+ im Gegensatz zu jener des T8 AIVI wirkt wie eine gänzlich andere App. Und damit ist nicht gemeint, dass die App in der Zwischenzeit aktualisiert wurde, sondern es gibt tatsächlich je Roboter völlig unterschiedliche Bedienoberflächen gibt. Natürlich kommen bei neuen Modellen auch neue Funktionen hinzu, die man dann eben mit dem älteren Gerät nicht nutzen kann. Grundsätzlich aber auf dermaßen unterschiedliche UI-Konzepte bei immerhin ähnlichen Saugroboter-Modellen zu setzen ist … ich sag mal so: spannend. Ob die neue Oberfläche nun durchweg besser ist, lasse ich mal im Raum stehen – manche Dinge sind ganz gut umgesetzt, manches wiederum würde ich mir aus der alten Ansicht zurückwünschen. Wer aber unterschiedliche Saugermodelle in seinem Haus nutzt, der wird erstmal irritiert schauen…

Vor der ersten Reinigung benötigt der DEEBOT T9+ aber erstmal eine Kartierungsfahrt, die mit dem ersten Saugvorgang verbunden wird. Hierbei ist darauf zu achten, dass sämtliche Türen in der Wohnung geöffnet und herumliegende Gegenstände bei Seite geschafft werden, damit kein Weg blockiert wird. Nur so wird sicherstellt, dass die gesamte Wohnfläche kartographiert wird. Die App versucht dabei selbstständig die Fläche nach Zimmern einzuteilen – was je nach Raum mal mehr und mal weniger gut funktioniert. In meinem Falle musste ich aber nur kleinere Korrekturen vornehmen. Im Anschluss muss (oder können) die Räume dann noch benannt und mit einem Icon versehen werden – im Unterschied zur Kartenbearbeitung beim T8 (AIVI) seid ihr bei den Raumbezeichnungen nicht auf fixe Vorgaben angewiesen, sondern könnt diese selbst eintippen.

Neben der Aufteilung der Wohnfläche solltet ihr auch Bereiche definieren, die vom Sauger generell gemieden werden sollen, hochfloorige Teppiche zum Beispiel, die sind weiterhin der Endgegner eines fast jeden Saugroboters. Reguläre Teppich erkennt der Sauger bereits zuverlässig, diese Bereiche werden in der App als schraffierte Flächen angezeigt und bei der Reinigung mit installiertem Wischtank ausgelassen. Insgesamt lassen sich Karten für bis zu drei Etagen in der App speichern und was die zwischenzeitliche Problematik der vergessenen oder nicht editierbaren Zonen betrifft, so hat ECOVACS dies inzwischen wieder in den Griff bekommen – war aber auch wirklich ein Krampf. Aus dem Bereich „Sieht cool aus, hat aber wenig Nutzen“: Die neue, optionale 3D-Ansicht eurer Wohnfläche, die sich mit Möbeln bestücken lässt. Eher ein „nettes“ Gimmick, einen wirklichen produktiven Vorteil konnte ich bis dato für mich nicht erkennen.

Nutzung im Alltag

Genug der Theorie und ersten Einrichtung, lassen wir den Saugroboter doch mal wirklich los. In der Praxis muss man dabei zwischen den verschiedenen Features unterscheiden, daher habe ich den Spaß mal in verschiedene Unterthemen gegliedert. Wer die stark komprimierte Form bevorzugt: Die Navigation im Raum ist gewohnt super, die Hindernisserkennung dank TrueDetect 2.0 sehr zuverlässig – ehrlich gesagt kann ich keinen wirklichen Unterschied zum AIVI-Vorgänger feststellen. Laut Hersteller wurde die Saugleistung mit 3.000 Pa verdoppelt, bei der Vorgängerserie T8 waren es noch 1.500 Pa. Muss man natürlich drauf vertrauen, die Ergebnisse auf Hartböden und Teppichen sind aber mehr als zufriedenstellend. Die Lautstärke geht je nach gewähltem Modus in Ordnung und die Wischfunktion ist ein nettes Gimmick, kann aber je nach Verschmutzungsgrad keinen Wischmop ersetzen. Die Absaugstation ist laut aber dennoch extrem praktisch, während der Lufterfrischer in zukünftigen Modellen gerne wieder ignoriert werden darf.

Navigation: Die Navigation im T8 AIVI war fast schon ein Paradebeispiel, entsprechend hoch waren meine Erwartungen an Nachfolgemodelle – egal ob mit oder ohne AIVI. ECOVACS selbst verspricht, dass Objekte und Hindernisse dank TrueDetect 3D 2.0 noch besser erkannt werden, während TrueMapping 2.0 auch eine Navigation in verwinkelten, eng möblierten Räumlichkeiten unabhängig von den Lichtverhältnissen ermöglicht wird. In der Praxis ist die Navigation sehr präzise und der Sauger kann sich recht zügig durch den Raum bewegen. Raumbegrenzungen und größere Gegenstände werden über den Laserturm erfasst, während kleinere Gegenstände und Objekte von dem frontal untergebrachten TrueDetect 3D-Sensor erkannt werden. Im direkten Vergleich fuhr der T9+ näher an Möbel und Teile von diesen, zum Beispiel Stuhlbeine heran, ohne diese aber anzurempeln – was auch im Zweifel sanft erfolgt. Herumliegende Gegenstände, wie Schuhe, Kabel oder Spielzeug, wurden ebenfalls sicher umfahren.

Saugleistung: Brachten die Vorgänger noch eine Saugleistung von rund 1.500 Pa mit, sind es nun satte 3.000 Pa. Alles Laborwerte, denen man Vertrauen muss. Ich empfand auf Hartböden bereits die 1.500 Pa als ausreichend, dort ist es jedoch auch kein Hexenwerk – das bekommen auch Sauger ohne Bürste hin. Auf Laminat, Parkett und Co. macht sich das Mehr an Saugleistung maximal an Rändern wie Sockelleisten oder Möbel bemerkbar, denn durch die runde Bauform schafft es der Sauger, anders als die D-förmigen Modelle, in jede Ecke. Ein Punkt, der sich aber durch die beidseitigen Seitenbürsten und die Saugleistung ausgleicht. Auch auf der Standard-Stufe bleibt nicht viel liegen, egal ob leichte Krümel, Flusen oder Haare oder schwerere Teilchen wie kleine Steine, Katzenstreu oder Linsen.

Auf Teppichen war es bislang so, dass der Vorwerk VR300 leicht bessere Ergebnisse erzielte als der T8 AIVI – vor allem beim Aufsaugen von Haaren. Hier zeigte sich eine deutliche Verbesserung, denn auch „eingelaufene“ Haare wurden zu einem Großteil aufgesaugt. Zumindest dann, wenn man den Sauger auf maximaler Stufe laufen lässt oder die Teppicherkennungsfunktion eingeschaltet lässt, denn dann schaltet sich der DEEBOT T9 automatisch in die höchste Saugstufe. Je nach Teppich muss man aber weiterhin sagen, dass ein handelsüblicher Handsauger wesentlich gründlicher reinigt, auch wenn der Vergleich mit Blick auf die Leistung fairerweise hinkt. Vorteil auf Seiten eines Saugroboters wiederum ist die regelmäßigere Reinigung, sodass sich weniger Schmutz auf dem Boden ansammeln kann.

Wischfunktion: Zugegeben klingt eine Wischfunktion extrem praktisch, in den meisten Fällen kann man „Wischen“ aber eher durch „Hinterherziehen eines feuchten Tuches“ ersetzen. Eine Meinung, die erstmals der T8 AIVI mit seinem OZMO Pro-Wischtank aufgeweicht hat. Statt nur einen angefeuchtetes Wischtuch hinterher zu ziehen, besitzt der Tank eine elektrisch gesteuerte Wischplatte. Diese rückt Verschmutzungen wie eine Schallzahnbürste mit 480 Vibrationen pro Minute zu Leibe. Natürlich nicht mit einer Reinigung via Muskelkraft und Mop vergleichen, allerdings ist die Technik ein Vielfaches effektiver als die gewohnte Methode und zumindest oberflächlicher Schmutz kann so beseitigt werden. Da war ich so manches Mal überrascht, wie dreckig das Wischtuch nach einer Reinigung ist. Ich nutze hierbei übrigens nicht den ECOVACS-eigenen botClean Reiniger, sondern auf einen Bodenreiniger von BiOHY.

Schade ist allerdings, dass man in Sachen Wahlpflicht noch keinen Fortschritt erzielt hat: Entweder entscheidet man sich für das reguläre Hinterteil (mit Dufterfrischer) oder aber für den Wischtank. Ersterer wischt nicht in einem Arbeitsgang, letzterer lässt Teppiche aus. Wünschenswert wäre es, wenn das Wischtuch auf Teppichen oder in als „Nicht wischen“-markierten Zonen leicht angehoben wird – wie es vereinzelte Modelle bereits ermöglichen. Vielleicht aber ja etwas, was mit dem T10 kommen könnte. Ebenfalls zu bedenken: Bei den Tüchern handelt es sich offiziell um Einwegtücher. ECOVACS begründet dies mit einem gleichmäßig optimalen Wischergebnis, was bei Mehrfachverwendung nicht garantiert werden kann. Meine persönliche Erfahrung: Wischtücher in die Waschmaschine – ich konnte auch bei mehrmaliger Nutzung keine deutlichen Nachteile bemerken.

Absaugstation: Ob die Absaugstation eher Gimmick oder Highlight ist? Kommt drauf an, wann man mir diese Frage gestellt hätte. Bisher fand ich die Idee maximal nett, nach einiger Zeit der Nutzung aber muss ich sagen: Hat Potential für ein Highlight. Wie bereits erwähnt sorgt diese dafür, dass der Staubbehälter des DEEBOT nach einer Reinigung automatisch entleert wird. Klappte im Test zuverlässig, allerdings muss man sagen, dass der Vorgang mit knapp über 70 dB ordentlich in die Ohren brüllt. Es überwiegen aber die Vorteile, denn das Volumen dürfte für viele, viele Tage bis Woche ausreichen. Fährt der Sauger noch dazu in Abwesenheit, kann es schnell passieren, dass man die Haushaltshilfe fast schon vergisst. Die Entnahme des selbstverschließenden Staubbeutels ist easy going, auch wenn ich mir eine beutellose Station wünschen würde – im Idealfall optional, damit man bei vorhandenen Hausstauballergien weiterhin zu einem Beutel greifen kann.

Dufterfrischer: Ein Dufterfrischer in einem Saugroboter? Ja, so habe ich auch geschaut. Ich kenne zwar Duftstäbe für Staubsauger, diese sollen aber nur dafür sorgen, dass der Sauger selbst nicht zu sehr nach abgestandenem Staub duftet. Beim DEEBOT T9 dienen die eingesetzten Durfterfrischer jedoch der Verteilung in der Raumluft. Den Duft kann man definitiv wahrnehmen, allerdings ist der mitgelieferte Duft „Wild Bluebell“ absolut nicht mein Fall – erinnert ein wenig an Kaugummi. Alternativ gibt es auch noch die Düfte „Bergamot & Lavender“ und „Cucumber & Oak„. Eine Kapsel hält bei einer Stunde Nutzung pro Tag bis zu zwei Monate, anschließend muss diese gegen eine neue ausgetauscht werden – rund 20 Euro werden dann fällig. Alternativ kann man die Funktion auch in der App deaktivieren und den Sauger ohne Lufterfrischer fahren lassen. Unabhängig vom Duft hat mich das Feature nicht wirklich überzeugt und dient in meinen Augen lediglich laufenden Einnahmen.

Das sollte noch erwähnt werden

Die Kernfunktionalitäten des DEEBOT T9+ und seiner Absaugstation haben wir durchgesprochen. Die Leistung beim Saugen und Wischen machen bei einem Haushaltsgerät sicherlich die wichtigsten Punkte aus, trotzdem gibt es natürlich noch ein paar Dinge, auf die man noch kurz eingehen kann. Da wäre natürlich die solide bis gute App für iOS und Android, die nicht nur das Einrichten des Roboters erlaubt, sondern auch viele zusätzliche Möglichkeiten bietet. Auch die Akkulaufzeit spielt in vielen Kaufentscheidungen eine wichtige Rolle, wenngleich mir bisher noch kein Saugroboter untergekommen ist, bei dem diese negativ aufgefallen wäre. Zu guter Letzt gibt es auch noch ein paar Worte zur Reinigung und Wartung des Saugers sowie die Gretchenfrage „AIVI oder nicht“ – immerhin ist ECOVACS bei seinen Modellen in der Regel zweigleisig unterwegs.

App-Features: Es lohnt sich definitiv, sich mal 10 oder 20 Minuten mit der App und deren Optionen zu beschäftigen. Hier könnt ihr für verschiedene Reinigungen (Automatischer Modus, bestimmte Bereiche oder Zonen) unterschiedliche Zeiträume definieren, verschiedene Modi und Funktionen ein- und ausschalten oder auch einen Ruhemodus aktivieren, während dieser Zeit der Sauger die Arbeit einstellt. Auch die automatische Saugkraft-Verstärkung bei Teppicherkennung, besagte Dufterfrischer-Funktion oder die kontinuierliche Reinigung könnt ihr bei Bedarf deaktivieren. Hier und da merkt man der App zwar an, dass sie noch ein paar Ecken und Kanten hat, insgesamt macht sie aber einen aufgeräumten und soliden Eindruck – vor allem, wenn man Apps von anderen Herstellern kennt. Auf einen umfangreichen Rundlauf verzichte ich an dieser Stelle bewusst, denn die App kann in ein paar Wochen bis Monaten schon wieder anders aussehen oder neue Features spendiert bekommen haben – und das ist definitiv positiv gemeint.

Akkulaufzeit: Der integrierte Akku des T9(+) bringt runde 5.200 mAh mit, ECOVACS selbst gibt eine Betriebszeit von bis zu drei Stunden beziehungsweise 300 m² an. Da muss man sicherlich unterscheiden, denn nicht nur die gewählte Saugstufe und die Wischfunktion knabbern an der Laufzeit. Vielmehr kommt es darauf an, wie viel Strecker der Sauger zurücklegen muss: Für einen Raum, in dem der Sauger relativ frei seine Bahnen ziehen kann, wird natürlich weniger Saft benötigt, als wenn die Räume verwinkelt sind und der Saugroboter um viele Tisch- oder Stuhlbeine herumfahren muss. Ich denke aber, dass man nur selten an die Grenzen der Reichweite kommen wird und falls doch, fährt der DEEBOT automatisch zur Absaug-/Ladestation zurück und setzt nach dem Aufladen wieder dort fort, wo er zuvor aufgehört hat. Ene vollständige Akkuladung nimmt gute 5 Stunden in Anspruch.

Reinigung und Wartung: Wenn ihr euch für die Absaugstation entschieden habt, wird euch zwar die häufigste Wartungsarbeit – das Entleeren des Staubbehälters – abgenommen, dennoch solltet ihr den Roboter regelmäßig pflegen. Dazu gehört das Reinigen der Hauptbürste, die leider weiterhin Haare und Fäden aufnimmt und von diesen befreit werden muss – was mit dem kleinen beiligenden Werkzeug zügig erledigt ist. Außerdem sollten Teile wie der Filter, die Hauptbürste und die Seitenbürsten regelmäßig ausgetauscht werden, worauf die App euch aber auch hinweist. Meiner Erfahrung nach kann man die Teile aber auch deutlich länger nutzen, denn insbesondere bei den Bürsten kann man ganz gut erkennen, wann diese abgenutzt sind oder nicht mehr ordentlich kehren. Bei meinen bisherigen Modellen habe ich dies etwa einmal im Jahr gemacht und auch die Bürsten des T8 AIVI verrichten noch immer ihren Dienst…

AIVI oder nicht AIVI? Der T8 kam neben der normalen Version auch als AIVI-Modell heraus, im aktuellen Falle gibt es den T9+ nur ohne AIVI. Der Unterschied? Die frontseitig untergebrachte Kamera. Während der T8 AIVI auch als fahrende Überwachungskamera genutzt werden konnte, entfällt diese Funktion folgerichtig bei dem T9-Modell. Andere Vor- oder Nachteile? Die könnte ich ehrlich gesagt nicht greifbar machen. ECOVACS beschrieb die AIVI-Funktion wie folgt: „Mit […] AIVI […] erkennt der Roboter jetzt mehr Objekte als bisher und umfährt Hindernisse noch zuverlässiger. Das Risiko des Festfahrens wurde so um 60 Prozent verringert, Gegenstände werden doppelt so schnell erkannt.“ Ich kann nun nicht sagen, in wie fern sich die Funktionen TrueDetect 3D 2.0 und TrueMapping 2.0 zu ihren Vorversionen schlagen, der T9+ navigiert aber so zuverlässig und sicher, dass ich tatsächlich keinen Unterschied zum AIVI-T8 feststellen kann…

tl;dr und Fazit

Im Kern ist die DEEBOT T9-Reihe eine folgerichtige Evolution der T8-Modelle. Wie von Ecovacs gewohnt ist die Verarbeitung des T9+ ohne wirkliche Mängel, wobei sich das Äußere abgesehen von kleineren Änderungen im Detail von den Vorgängern übernommen wurde – wieso auch ändern, was sich bewährt hat. Unter der Haube hat ECOVACS dem T9 und dem T9+ dann aber doch die ein oder andere Neuerungen und Weiterentwicklungen spendiert: Mit 3.000 pa gibt es ein Mehr an Saugkraft, TrueDetect 3D 2.0 und TrueMapping 2.0 versprechen eine verbesserte Navigation und Hindernisserkennung (im Gegensatz zu den AIVI-Modellen ohne Kamera) und zu guter Letzt gibt es auch einen integrierten Lufterfrischer. Letzterer ist zwar in meinen Augen mehr Gimmick als wirklich nützlich, die dafür nun fehlende Wischplatte geht aber in Ordnung – letztlich hat man mit dem OZMO-Pro-Wischaufsatz deutlich heißere Eisen im Feuer.

Ich persönlich habe die fehlende AIVI-KI-Navigation zu keinem Zeitpunkt vermisst,  der T9(+) navigiert durch seine vielen Sensoren sehr präzise und die Software erledigt den Rest. Die stärkere Saugleistung ist zumindest auf Teppichen sichtbar wahrzunehmen, während die vibrierende Wischplatte OZMO PRO beim feuchten Durchwischen zumindest bei kleineren Verschmutzungen das händische Wischen erledigen kann. Wer einen T8 AIVI besitzt, für den ist diese allerdings nicht neu. Eine Sache, die mich aber wirklich überrascht hat, war die Absaugstation des T9+. Bislang empfand ich diese als „ganz nett“, nach einigen Wochen hat man sich aber so daran gewöhnt, dass der Staubbehälter im Saugroboter automatisch geleert wird und man je nach Häufigkeit der Reinigungen nur alle 2-3 Monate den Staubbeutel in der Absaugstation wechseln muss.

Allerdings hat das Komplettpaket auch seinen Preis, denn aktuell werden für den DEEBOT T9+ rund 900 Euro fällig – wer auf die Absaugstation verzichten kann, der legt für den DEEBOT T9 noch gute 700 Euro auf die virtuelle Ladentheke. Nicht gerade Summen, die für einen Selbstläufer sprechen – bei der T-Reihe handelt es sich aber auch um die Premium-Modelle aus dem Hause ECOVACS, die den aktuellen Stand der Massenmarkt-Technik widerspiegeln. Aber so sehr ich die Absaugstation zu schätzen gelernt habe, müsste ich tatsächlich überlegen, ob sie mir den Mehrpreis von 200 Euro wert wäre. Im Zweifel macht man aber mit beiden Modellen nur wenig verkehrt. Schwieriger wird es, wenn es nicht immer das neuste Modell sein muss, denn das KI-Vorgängermodell T8 AIVI gibt es inzwischen teils für unter 500 Euro. Eine Preisdifferenz, die die kleineren technischen Optimierungen wohl kaum vermissen lässt – zumal im direkten Vergleich eigentlich nur die stärkere Saugkraft und die ältere „In-App-App“ den Unterschied macht.

Dieser Artikel wurde mir vom Hersteller als Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr Infos

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