SpyraThree im Test: Wasserpistole + Elektronik = Riesen-Gaudi 💦🔫

Marcel Am 20.08.2023 veröffentlicht Lesezeit etwa 5:02 Minuten

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, war der Sommer eigentlich gleichzeitig auch fast immer mit Wasserbomben oder Wasserpistolen verbunden – die fast schon altehrwürdige Super Soaker SS 50 dürfte jedes Kind der 90er kennen (und lieben). Auch im älteren Semester können Wasserpistolen noch immer eine spaßige Angelegenheit sein, die für eine angenehme Abkühlung sorgt. Allerdings haben wir nicht mehr 1995, sondern 2023 – das dachte sich wohl auch das Münchener Start-Up Spyra, die schon vor rund drei Jahren ihre erste elektrische Wasserpistole SpyraOne nach erfolgreicher Kickstarter-Kampagne auf den Markt gebracht haben. Ja, richtig gelesen: eine elektrische Wasserpistole. Da mag man im ersten Moment die Stirn runzeln und die Idee ein wenig over the top finden. War bei mir nicht anders, dennoch wurde Spieltrieb des Nerd in mir getriggert (und Xiaomi zu einer angeblich technologischen 1:1-Kopie inspiriert). Folgerichtig musste es daher passieren, dass ich jüngst das aktuellste Modell der Reihe, namentlich die SpyraThree, ab Abzug hielt und ausprobieren konnte.

Beginnen wir zunächst einmal ganz nüchtern: Die SpyraThree gibt es wahlweise in Rot oder Blau, was gerade bei Teamspielen von Bedeutung werden kann. Das Design ist sehr kantig und futuristisch gehalten, da haben sich die Produktdesigner sichtlich an diversen SciFi-Filmen und -Games orientiert. Die Maße betragen etwa 62 x 20 x 7,5 Zentimeter, das Leergewicht liegt bei rund 2,25 Kilogramm – beide Werte sind recht stattlich, immerhin benötigt die verbaute Technik Platz auf dem Maßstab und der Waage. An der Spitze ist natürlich der „Lauf“ zu finden, ebenso die Ansaugöffnung für die elektrische Pumpe. An der Oberseite gibt es ein „taktisches Display“, welches den Ladestand des Akkus und die Anzahl an verbleibenden Schüssen anzeigt. Seitlich gibt es einen Regler für die Spielmodi, natürlich ist auch ein Abzug verbaut und an der Unterseite gibt es zu guter Letzt noch einen An-/Aus-Schalter sowie, hinter einer wassergeschützten Gummiabdeckung, den USB-C-Ladestecker. Was die Verarbeitung und Haptik betrifft gibt es nichts auszusetzen, alleine aufgrund des hohen Gewichts wirkt die SpyraThree sehr wertig, was man angesichts des Preises aber erwarten darf.

Bevor der eigentliche Spaß beginnen kann, muss die Wasserpistole natürlich erstmal geladen werden. Hierzu taucht man das vordere Ende des Laufs in flachem Winkel etwa bis zur orange abgesetzten Spitze ins Wasser und zieht den Abzug nach vorne. Die Pumpe füllt den Tank zügig in 10 bis 15 Sekunden vollständig auf, dröhnt dabei aber lautstark durch die Gegend – mit dem Handy konnte och zwischen 80 und 85 Dezibel messen. Um zu verhindern, dass kleinere Schmutzpartikel ins Innere eingesogen werden, wurde vor dem Einlauf ein Partikelfilter verbaut. Der Hersteller empfiehlt zwar, nur sauberes Leitungswasser zu verwenden, dank des Filters kann der Tank aber auch in freier Wildbahn aufgeladen werden. Von Salz- oder Chlorwasser wird jedoch abgeraten, da dies die Lebensdauer stark verringern kann. Hinweis: Habt ihr den Lauf beim Aufladen zu weit ins Wasser gehalten, kann es passieren, dass das überschüssige Wasser über ein kleines Loch an der Unterseite des Laufs abläuft. Sehen wohl einige Kommentare als undicht an, ist aber in der Natur der Sache begründet und sehe ich nicht als dramatisch an, immer dürfte das austretende Wasser wohl die geringste Abkühlung darstellen, wenn man sich sowieso bereits mit anderen duelliert.

Wenn es dann an den wirklichen Praxiseinsatz geht, kommt man auch unweigerlich zu dem größten Unterschied zwischen der Spyra und einer herkömmlichen Wasserpistole an. Denn während klassische Wasserpistolen einen simplen Wasserstrahl abgeben, verschießt die Spyra tatsächlich einzelne Wasserprojektile mit einem Druck von 2,4 Bar und einer Reichweite von etwa neun Metern, inklusive spürbarem Rückstoß. Mittels Schieberegler lässt sich zwischen drei Schuss-Modi wechseln. Am einfachsten ist der „Open Mode“, bei dem mit jeder Bestätigung des Abzugs einzelne Schüsse abgegeben werden – haltet ihr den Abzug gedrückt, werden die Wassergeschosse in schneller Folge automatisch abgefeuert. Im „Burst Mode“ wiederum werden mit einem Schuss drei Wasserkugeln in kurzen Abständen abgegeben. Der „League Mode“ wird vom Hersteller als „offiziellen SPYRA Gameplay Mode“ bezeichnet und gibt ebenfalls einzelne Schüsse ab, im Gegensatz zum offenen Modus aber mit geringere Feuerrate – dafür kann mit einem Halten des Abzugs ein PowerShot ausgelöst werden. Letztere verschießen 15% des Tankinhalts mit einem Schuss, haben mit 15 Metern aber auch eine höhere Reichweite.

Das ganze macht schon sehr viel Laune, allerdings haben gerade die automatischen Modi und der PowerShot den Nachteil, dass der Spaß auch sehr schnell wieder vorüber ist. Da könnte man nun den verbauten Akku mit seinen 2.000 mAh (bei 14,4 Volt) als Schuldigen ausmachen; dem ist aber nicht so, denn ist dieser nach rund 3,5 Stunden vollständig geladen, reicht die Kapazität für gut 2.200 Schuss aus – also rund 100 Wasserladungen. Anhand dieser beiden Zahlen kann man aber schon die eigentliche Spaßbremse ausmachen: Nämlich den Tank, der rund 750 Millimeter fasst, die wiederum rund 22 Schuss liefern. Beutetet in der Praxis, dass bei Gedrückthalten des Abzugs im offenen Modus bereits nach gut zehn Sekunden wieder Wassernachschub her muss, alternativ auch nach 5-6 PowerShots. Entsprechend sollte man bei Wasserschlachten immer ein Reservoir bereitstehen haben – beispielsweise der Pool im Garten (wenn ungechlort), ein großer Eimer, die Hersteller-eigene Spyra Base oder was auch immer.

Auch wenn der Tank binnen zehn Sekunden wieder aufgefüllt ist, wäre das kleine Tankvolumen in meinen Augen der wohl größte Kritikpunkt. Gleichzeitig fördert die begrenzte Schussanzahl die strategische Komponente der Spyra Blaster. Natürlich kann die Spyra auch schlicht für kurzzeitige Bespaßung an warmen Tagen herhalten, noch spaßiger dürfte es aber werden, wenn man sich im 1:1 oder in Teams duelliert. Spyra selbst hat dazu die SpyraArena entworfen, ein Playground mit aufblasbaren Deckungen und Hindernissen. Mit diesen ist man 2023 auf einigen Festivals unterwegs gewesen und ich kann mir vorstellen, dass man dieses Konzept im kommenden Jahr weiterführt. So professionell muss das Areal aber natürlich nicht gestaltet sein um Spaß zu haben, da reicht auch der Park oder die Fläche hinterm Haus. Übrigens: Aus kurzer Entfernung spürt man die Treffer zwar deutlich, sie sind aber definitiv nicht schmerzhaft und auf größeren Distanzen münden die Wasserprojektile eher in Sprühnebel.

Fazit? Auf den ersten Blick wirken die Spyra-Wasserpistolen wie etwas, das unnötigerweise mit viel Technik versehen wurde, immerhin taten die guten alten Super Soakers ebenfalls ihren Dienst. Hält man die wertig verarbeitete SpyraThree aber einmal in den Händen und gibt nach dem Befüllen die ersten Schüsse ab, wird es schnell spaßig. Aufgrund des kleinen Tanks und natürlich auch der Größe und dem Gewicht ist die SpyraThree aber keine Wasserpistole für Kinder auf dem Spielplatz, sondern richtet sich klar an Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene mit Spieltrieb. Ein Impulskauf ist die SpyraThree aber nicht, der aktuelle Straßenpreis liegt bei knapp 170 Euro. Wer etwas sparen möchte: Im Doppelpack gibt es die SpyraThree in Rot und Blau für rund 320 Euro und das Vorgängermodell SpyraTwo für 140 Euro (größer Unterschied ist der nicht vorhandene „Burst Mode“). Noch günstiger wird es mit der SpyraLX für 79 Euro, die eine ähnliche Technik besitzt, aber mit Muskelkraft nachgefüllt wird. Die aufgerufenen Preise sind wahrlich Pappenstiel, da werden viele schon sehr genau abwägen, ob es einem sommerliche Spaß wirklich wert ist – mit klarer Betonung auf Spaß.

Dieser Artikel wurde mir vom Hersteller als Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr Infos

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