Teufel AIRY True Wireless im Test: Des Teufels erste wirklich kabellose In-Ear-Kopfhörer angehört

Marcel Am 13.09.2020 veröffentlicht Lesezeit etwa 7:54 Minuten

Was lange währt, wird endlich gut. So oder so ähnlich konnte man die Geschichte rund um die Teufel AIRY True Wireless beschreiben. Ursprünglich ist der erste kabellose In-Ear-Kopfhörer der Berliner Soundschmiede bereits Ende 2019 auf der Webseite aufgetaucht, rund acht Monate später hat man es dann zur Marktreife und vor allem auf den Markt geschafft. Interessanterweise hat man die True Wireless-Kopfhörer in der AIRY-Range angesiedelt, während die vorherigen In-Ear-Kopfhörer noch als MOVE beziehungsweise MOVE BT über die Ladentheke gingen. Andere Hersteller wie Apple, JBL, Samsung, auch diverse No-Name-Marken aus China sind bereits seit fast drei Jahren auf dem Markt vertreten und haben inzwischen mehrere Generationen ihrer vollständig von Kabel befreiten Kopfhörern unter die Leute gebracht. Nun steigt also auch Teufel in den Ring und angesichts des eigenen Selbstverständnisses und der zurückliegenden Erfahrungen mit den berlinerischen Lautsprechern und Kopfhörern mit entsprechenden Erwartungen.

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Teufel-untypisch unauffällig

Auf den ersten Blick wirkt das Ladecase ohne die für Teufel schon recht typischen markanten Akzentuierungen fast schon langweilig. Von außen ist die etwa 3,9 x 2,2 x 1,9 cm große Box durchweg schwarz (oder auch weiß bzw. blau); der einzige Bruch erfolgt durch die auf Hochglanz getrimmten Seiten, während Front und Rückseite matt gehalten sind. Letzteres hätte mir für die ganze Box deutlich besser gefallen, ist aber Geschmacksache. Die Front beherbergt einen leicht gestanzten Teufel-Schriftzug, der ebenfalls etwas glänzender daherkommt und sich optisch nur minimal zu erkennen gibt. Für vergessliche gibt es auf der Rückseite nochmal einen effen Aufdruck der Modellbezeichnung, der Ladeanschluss ist an der rechten Seite der Ladebox untergebracht. Etwas enttäuschend, dass man weiterhin auf MicroUSB setzt, 2020 und in dieser Preisklasse hätte ich eigentlich USB-C erwartet – wenn man schon kein kabelloses Laden bietet.

Die matte Oberfläche der Box fühlt sich ganz stimmig an, der restliche Teil der Haptik ist aber wenig Teufel. Zwar ist die Verarbeitung an sich sauber, allerdings empfinde ich das Scharnier als sehr klapprig – sowohl das Gefühl beim Öffnen, als auch das wenig wertig klingende Klackgeräusch in den Ohren. Im Grunde sind sämtliche Ladecases kabelloser Kopfhörer aus Kunststoff gefertigt, aber diesen Punkt haben andere Hersteller schon besser hinbekommen; ich habe bei der Box ehrlicherweise nicht das Gefühl, ein Teufel-Produkt in den Händen zu halten. Was mir ebenfalls bereits nach wenigen Tagen aufgefallen ist: Einmal kurz in die Tasche gepackt, fallen bereits nach kurzer Zeit diverse Striemen (keine Kratzer) ins Auge. Schade drum. Was aber wiederum gut funktioniert ist der magnetische Schließmechanismus des Deckels und der beiden Kopfhörer; weder öffnet sich der Deckel unbeabsichtigt, noch fallen die Kopfhörer aus der Box.

Die Verarbeitung der beiden Kopfhörer lässt keinen Spielraum für große Kritik. Optisch wirken sie etwas unspektakulär, auch wenn durch die leicht angedeuten Kanten schon etwas mehr „Teufel-Feeling“ aufkommt. Meine Meinung, mein Geschmack: Ich hätte mir den ein oder anderen Akzentpunkt gewünscht, mir persönlich fehlt schon der ansonsten fast schon für mobile Teufel-Produkte typische rote Kontrast. Ein kleiner roter Ring oder ein farblich leicht hervorgehobenes Logo gäben dem ganzen mehr Pfiff, so aber sind die kleinen Teilchen sehr bodenständig. Die Ohrpassstücke aus Silikon lassen sich einfach abziehen, Teufel selbst legt dem Lieferumfang insgesamt drei Paare in verschiedenen Größen bei, die sicherlich für alle Ohren passen dürften. Tipp: Im Zweifel unterschiedliche Größen je Ohr ausprobieren, der Mensch ist nur selten symmetrisch gebaut.

Handhabung und Praxiseinsatz

Prinzipiell sind auch kabellose Kopfhörer kein Hexenwerk und auch die AIRY True Wireless machen keine sonderliche Ausnahme. Die erste Verbindung zu einem neuen, unbekannten Gerät ist unproblematisch. Waren die Kopfhörer einmal mit einem Gerät verbunden, wird die Verbindung hergestellt, sobald das Ladecase geöffnet ist. Dies dauert zwar einen Moment, aber spätestens bis man die Kopfhörer in die Ohren befördert hat, ist die Verbindung aufgebaut. Und die ist dank Bluetooth 5.0 ausreichend stabil, Abbrüche – auch nur kurzzeitige – sind mir während des Tests nicht untergekommen. Die Kopfhörer merken sich die letzten verbundenen Geräte und verbinden sich automatisch mit dem ersten verfügbaren Gerät. Oftmals gewollt, wechselt man aber zwischen den Geräten, kann dies nervig werden. In dem Fall müssen die Kopfhörer immer erst manuell mit Gerät #1 getrennt und im Anschluss mit Gerät #2 verbunden werden.

Der Sitz der Kopfhörer mit ihren jeweils knapp fünf Gramm ist angenehm, vorausgesetzt man hat die für sich passenden Silikon-Einsätze gefunden. Wie bereits erwähnt lohnt es sich, auch mal unterschiedliche Größen für die beiden Kopfhörer durchzuprobieren. Das richtige Ohrpassstück sorgt nicht nur für einen Halt im Ohr, sondern ist natürlich auch zu einem Großteil für einen möglichst optimalen Klang verantwortlich. Teufel selbst empfiehlt als Test einen kurzen Monolog – ist die Stimme dann dumpf, habt ihr wohl den richtigen Aufsatz erwischt. Für Sportler wichtig: Auch wenn es sich bei den AIRY True Wireless nicht um dedizierte Sportkopfhörer handelt, so hatte ich keine Probleme während des Laufens. Noch dazu sind die Kopfhörer nach IPX5 zertifiziert, sind also spritz- und strahlwassergeschützt. Ein kurzer Regenschauer oder Schweiß stellen also keine Gefahr dar, in die Dusche oder ins Schwimmbecken dürfen sie jedoch nicht.

Die Akkulaufzeit wird von Teufel mit rund 25 Stunden ausgewiesen, was sich aber natürlich auf das Ladecase bezieht. Sind die Kopfhörer geladen, reicht dies für eine Wiedergabe von bis zu 6 Stunden bei eher ruhigeren Tönen – mit moderater bis lauter Lautstärke sind dies noch immer 4-5 Stunden. Geht der Saft dann zur Neige, reichen 15 Minuten um Case, um sich wieder eine knappe Stunde beschallen zu lassen; eine vollständige Ladung benötigt etwa zwei Stunden. Auf diese Weise kommt man dann mit Ladecase auf 25 Stunden. Den aktuellen Ladestand zeigen die Kopfhörer beim Einsetzen ins Ladecase an, die Box selbst zeigt ihren Akkustand über drei LEDs an der Vorderseite an. Schade: iOS und Android zeigen zwar einen gemeinsamen Akkustand im System an, allerdings keine getrennte Anzahl für den linken und rechten Kopfhörer. Fairerweise muss ich sagen, dass ich nicht weiß, ob es hierzu überhaupt eine Möglichkeit gäbe.

Da man bei komplett kabellosen Kopfhörern auf Mini-Fernbedienung am Kabel verzichten muss, müssen Hersteller umdenken. Teufel hat sich, wie auch andere Hersteller, für eine Touchbedienung entschieden. Kurzum: Per einfachem Fingertap auf den Kopfhörer wird die Wiedergabe pausiert oder gestartet, ein zweifacher oder dreifacher Tap springt in der Wiedergabeliste vor beziehungsweise zurück. Ein längerer Druck wiederum ruft den Sprachassistenten auf, Anrufe werden mit einem einfachen Tap angenommen und beendet. Die Steuerung ist auf beiden Seiten identisch, was im Gegensatz zu den AirPods den Vorteil hat, dass man auch mit nur einem Ohrstecker alle Funktionen abrufen kann. Eine Steuerung der Lautstärke sucht man vergeblich, diese muss über das abspielende Gerät selbst gesteuert werden. Ist zwar bei den meisten vergleichbaren Kopfhörern ebenfalls der Fall, hätte aber für eine gewisse Abgrenzung gesorgt.

(M)ein Klangeindruck

Genug der Theorie, auf gehts in die Ohren – diesmal mit Musik. Das Klangempfinden ist natürlich immer rein subjektiv und auch vom favorisierten Musikgenre abhängig. Mein Eindruck: Stark. Hier zeigt sich dann doch noch, dass Teufel mit den AIRY True Wireless wohl doch nicht „alles“ falsch gemacht hat. Ganz im Gegenteil, klanglich sind mit die besten In-Ear-Kopfhörer, die ich seit längerem im Ohr hatte. Teufel ist wie immer darauf bedacht, möglichst viele Musikgeschmäcker zu bedienen und ebenfalls wie immer liegt ein kleiner Fokus auf der Basswiedergabe. Dieser wirkt sehr voluminös und geht tief ins Ohr, ohne aber allzu dominant oder dort wo nicht gewünscht ist aufzutreten. Insgesamt zeugen die AIRY True Wireless trotz der leichten Vorliebe für die Tiefen von einer guten Ausgewogenheit, hohen Dynamik und deutlich hörbareren Klarheit quer durch alle Genre; jedenfalls konnte ich keine besonderen Schwächen ausmachen. Daumen nach oben.

Die Abdichtung nach außen hin ist natürlich nicht mit On- beziehungsweise Over-Ear-Kopfhörer oder In-Ear-Modelle mit aktiver Geräuschunterdrückung zu vergleichen, die passive Lösung reicht aber aus, um einen Großteil an Umgebungsgeräuschen zu schlucken. Im Vergleich mit den Apple AirPods der 2. Generation kommt mir die maximale Lautstärke ein wenig niedriger vor – was aber auch am ausgeglichenen und im direkten Vergleich tieferen Klang mit breiterem Volumen liegen kann. Nur nicht falsch verstehen: Auch die Teufel-Kopfhörer dröhnen auf maximaler Stufe so ins Ohr, dass es zwar verzerrungsfrei klingt, aber über einen längeren Zeitraum nur bedingt gesund ist. Und bevor ich es vergesse: Die Kopfhörer machen nicht nur bei Musik eine gute Figur, sondern auch bei Podcasts und Telefongesprächen. Bei letzterem sorgen die beiden Mikrofone für eine solide Sprachqualität mit Geräusch- und Echounterdrückung.

Fazit und tl;dr

Mit den Teufel AIRY True Wireless haben die Berliner nun also ihre ersten wirklich kabellosen Kopfhörer auf den Markt gebracht. Die im Vergleich zu anderen Herstellern längere Wartezeit hat aber nicht nur gutschmeckende Früchte von sich getragen. Ist natürlich immer Geschmacksache, ich empfinde die Ladebox und die Kopfhörer als sehr generisch – mir fehlt an der ein oder anderen Stelle der sonst für Teufel markante Stil. In Sachen Verarbeitung sind Case und Stecker ohne große Mängel, einzig und allein das Scharnier an der Box könnte etwas hochwertiger ausfallen, ein gewisses „Langzeitvertrauen“ ist bei mir nur bedingt aufgekommen. Je nach Lautstärke reicht eine Kopfhörer-Ladung für etwa 4-6 Stunden, mit Zwischenstopp im Ladecase kratzt man irgendwo an 25 Stunden; geladen wird letzteres leider nur mit MicroUSB, 2020 nur noch bedingt zeitgemäß.

Vollends überzeugen konnten die AIRY True Wireless dann aber wiederum mit dem Sound, der quer durch die Genrebank wirklich stark ist. Ein dynamisches und klares Klangbild; gepaart mit dem für Teufel typischen Bassanhebung, wodurch ein sehr voluminöser und tief ins Ohr dringender Bass entsteht, der jedoch zu keinem Zeitpunkt unpassend ist. Und gerade der Klang ist es ja, der bei einem Kopfhörer ganz klassisch die größte Tugend ist. Zumindest dann, wenn man Android-Nutzer ist sollte man die AIRY True Wireless ganz stark ins Auge fassen, da gibt es sicherlich nur wenig Alternativen, die auch mit Blick auf den Preis von rund 150 Euro mithalten können. Und nein, in diesem Vergleich zählen Over- und On-Ear-Kopfhörer nicht, denn nicht jeder möchte auf der Straße wie Mickey Maus aussehen.

Etwas anders aber fällt mein Fazit als Nutzer aus, der im Apple-Ökosystem zuhause ist. Ja, die AIRY True Wireless bietet einen hörbar besseren Klang als die AirPods (ohne Pro) und sind ein gutes Stück günstiger. Allerdings sind die AirPods in Kombination mit iPhone, iPad, Mac und Apple TV deutlich komfortabler. Da wäre z.B. die Ohrerkennung und die Batterie-Anzeige, die für beide Kopfhörer getrennt den Ladestand anzeigt. Und natürlich der fließende (und der zukünftig noch fließendere) Wechsel zwischen den Apple-Geräten. Diese Entscheidung zwischen Klang und Apple-Komfort fällt mir zugegeben schwer und natürlich kommt es darauf an, mit welchen (oder besser gesagt wie vielen) Geräten ihr so durch den Tag geht und an welchen ihr die Kopfhörer nutzt. Entsprechend müsst ihr für euch selbst abwägen, was euch persönlich wichtiger ist – das betrifft aber natürlich auch Kopfhörer anderer Hersteller, die nicht Apple heißen. Diesbezüglich verweise ich einmal auf das Rückgaberecht von 8 Wochen im Online-Shop von Teufel.

Dieser Artikel wurde mir vom Hersteller als Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr Infos

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