Vivaldi 6.1: Undercover als Microsoft Edge, um Zugriff auf den Bing Chat zu bieten und mehr (iOS-Version incoming)
MarcelAm 08.06.2023 veröffentlichtLesezeit etwa 7:58 Minuten
Der Vivaldi-Browser hat mit der frisch veröffentlichten Version 6.1 für die Desktop-Systeme Windows, macOS und Linux mal wieder ein paar Neuerungen erhalten oder besser gesagt übernimmt man als trojanisches Pferd Features aus anderen Browsern, namentlich Microsoft Edge und Google Chrome. Denn offene Web-Standards hin oder her, gibt es immer wieder Features auf Webseiten oder auch auf lokaler Ebene, die nur mit bestimmten User-Agents funktionieren. Vivaldi-Entwickler Yngve Pettersen hatte dem Thema „Diskrimierung von User-Agents“ im Januar diesen Jahres schon einmal einen sehr ausführlichen Blogartikel gewidmet. Eigentlich sollten ab 2023 der neue Client Hinweis als Standard gelten, dennoch erhält das Vivicldi-Team zahlreiche Meldungen, dass User hier und da mit Problemen zu kämpfen habe, weil Webseiten entweder auf die Blockade gehen oder Systeme den Browser nicht mit nötigen Schnittstellen und Co. zur Seite gehen.
Das Team des Vivaldi-Browsers greift mit der Version 6.1 auf einen Trick zurück, um den Bing Chat auch in Vivaldi nutzbar zu machen. Außerdem hat man nun öffentlich eine iOS-Version angekündigt.
Ein Beispiel für blockierte Funktionen stellt zum Beispiel Microsoft dar oder besser gesagt der Bing Chat, der Zugriff auf ChatGPT 4 ermöglicht: Diesen halten die Redmonder nur für die Nutzerschaft des Edge-Browsers oder der hauseigenen Bing-App bereit. Vivaldi umgeht diese Sperre nun, indem man sich in Richtung Bing kurzerhand als Microsoft Edge ausgibt. Auf Systemebene wiederum gibt man sich ab sofort als Google Chrome aus, um die speziell für Chrome entwickelten Grafiktreiber-Optimierungen auch für Vivaldi freizuschalten; dies zahlt natürlich auf eine verbesserte Akkulaufzeit, verringerte Abstürze und einer allgemein besseren Systemstabilität ein. Mal schauen, ob es dabei bleibt oder ob Microsoft einen anderen Weg findet, Nicht-Edge-Nutzer von der Nutzung des Bing Chat abzuhalten – immerhin hat man ein nicht ganz unberechtigtes Interesse am Status Quo.
Darüber hinaus hat das Entwickler-Team auch die mit Vivaldi 6.0 eingeführten Workspaces verbessert. Workspaces sind quasi eigene Browser-Instanzen, zwischen denen sich schnell wechseln lässt, ohne aber mehrere Browser-Fenster geöffnet lassen zu müssen. Ab sofort lassen sich verschiedene Workspaces einfach mit Drag’n’Drop anordnen und nach den persönlichen Vorlieben gestalten. Außerdem können Links aus Tabs und Tab Stacks nun in einem geteilt werden: bislang ging das nur mit einem einzelnen Link. Nun lassen sich mehrere Tabs oder Stacks selektieren und über einen Rechtsklick auf ebendiese der Punkt „Links kopieren“ in die Zwischenablage kopieren. Das klappt im übrigen auch mit Links aus Workspaces. Habe ich mir irgendwie noch nie Gedanken drüber gemacht, aber ist irgendwo auch eine naheliegende Funktionsweise.
Auch die mobile App des Browsers für Android, Android Auto und Chromebooks hat man auf die Version 6.1 aktualisiert, hier fließt ebenfalls der Zugriff auf den Bing Chat mit ein, abgesehen davon und der ein oder anderen Fehlerkorrektur gibt es aber sonst wenig Neues. Für Nutzer von iPhone und iPad haben die Entwickler aber noch eine News in der Tasche, denn es wurde eine erste Vorschauversion von Vivaldi für iOS veröffentlicht. Bisher allerdings wohl nur im kleineren Kreise, wer Interesse an einem Vorab-Test hat, kann sich für den iOS-Newsletter von Vivaldi anmelden und wird mit etwas Glück noch vor der Veröffentlichung der finalen Version ins Boot geholt. Das wäre tatsächlich ein großer Schritt, denn damit wäre man auf allen relevanten Plattformen präsent, was die nochmal für einen Zuwachs der Nutzerzahlen sorgen könnte. Macht ja wenig Spaß, auf dem Desktop Browser X und mobil Browser Y zu nutzen – dafür ist heute viel zu viel synchron.
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